Lounge

Lieutenant Commander also ... wenn sich Greer richtig erinnerte, dann stand er in der Rangfolge des Schiffes eigentlich ziemlich hoch, was den Umstand, dass sie ihm gegenüber gesagt hatte, dass ihr Tag verdammt scheiße gewesen war, nicht unbedingt besser machte. Das war einer dieser Momente, die sie eigentlich schon seit Jahr und Tag auszeichneten - ihr Mundwerk funktionierte schneller, als es ihr Gehirn tat und es wunderte sie einmal mehr, dass sie es soweit geschafft hatte, ohne dass man ihr schon einmal auf die Fresse geschlagen hätte. Seit sie denken konnte hatte sie gegenüber anderen immer wieder Dinge gesagt, die sie im Nachhinein bereute - auf der Universität hatte man sie deswegen belächelt und sie immer wieder als tollpatschig und ein wenig trottelig, sogar als Nerd und ähnliches bezeichnet und sie damit immer wieder von allen möglichen gesellschaftlichen größeren Ereignissen ausgeschlossen - ein Umstand, der nicht unbedingt dafür gesorgt hatte, dass ihr Selbstbewusstsein gewachsen war und auch jetzt zog sich ein zarter Rotschimmer über ihr Gesicht als sich Eversman neben sie setzte und sie den Blick des Soldaten auf sich ruhen spürte.
Das Problem an der ganzen Geschichte war, dass sie jetzt wieder hier hockte und am liebsten im Erdboden versunken wäre. Es war so typisch für sie ... das war ein wunderbarer erster Eindruck, den er von ihr haben musste - die Schiffsärztin, die sich über ihren Tag beschwerte, das machte natürlich ein ungemein wunderbares Bild auf sie und das ganze Schiff. Greer hätte sich selbst ohrfeigen können. "Sie sind Tom Clancy, richtig?", fragte sie dann und hob die Augenbrauen ein Stück weit. "Ich ... hab von den anderen Soldaten gehört, was Sie da unten bei den Salarianern gemacht haben und wie Sie mit Ihrem Team gegen die Geth vorgegangen sind. Eigentlich war ... der Spitzname also eher ein Kompliment ... irgendwie zumindest, jedenfalls ... freut mich Sie kennen zu lernen."

Mochte es nun an einer gravierenden Bildungslücke liegen oder daran, dass sich die andere einfach mit allerlei Dingen besser auskannte als er selbst, er verstand das Kompliment nicht einmal ansatzweise, was der Grund war warum er im selben Moment die Augenbrauen irritiert zusammen zog. Noch war er hier kein kommandierender Offizier und selbst wenn - so kam er zumindest bei Greer in den Genuss nicht permanent den Vorgesetzten mimen zu müssen. Auf Schiffen, vor allem wie diese, die über einen längeren Zeitraum unterwegs waren, war es für die Mannschaft oftmals schwer machte die Rangordnung strikt einzuhalten. Umso wichtiger war es für Offiziere und auch Unteroffiziere, sich bei den Soldaten nicht zu weit zu näher, sodass Freundschaften entstanden, die die Kameradschaft nichtig machten.
"Ich weiß zwar nicht was sie meinen aber - ich nehme mal an ich sollte jetzt danke sagen."
Lächelnd schob er sich aus dem Sessel, griff aus dem Glasschrank. der gut zwanzig Centimeter über der kleinen Küchentheke angebracht war ein Glas und füllte dieses zur Hälfte mit Wasser. "Ich hoffe ich stehe jetzt nicht als Idiot da wenn ich ihnen sage das ich noch nie was von Tom Clancy gehört hab." Er stellte das Glas auf kleinen Abstelltisch, direkt neben Greer, ehe er selbst wieder Platz nahm. "Und? Wie macht es sich hier so als Schiffsärztin? Also .. außer das die Tage manchmal ziemlich scheiße sind."

"Tom Clancy ist ein Bestseller-Autor von Militär- und Agentenbüchern aus den 2000ern, die nachher Vorbild für Videospiele waren - er war ein Genie und groß gefeiert, weil er viel Ahnung davon hatte und ich wusste nicht, wie Ihr Name war, also hab ich Sie eben Tom Clancy genannt. Nehmen Sie es mir nicht übel", versuchte Greer zu erklären bis ihr auffiel, dass er eigentlich gar keine Erklärung dafür haben wollte und einmal mehr verzog sie das Gesicht und bemühte sich dabei den Kopf zwischen den Schultern einzuziehen, was ihr das Aussehen einer übergroßen und weißgekleideten Schildkröte ohne Panzer gab. Sie hätte heute morgen am Besten gar nicht erst aufstehen sollen - sie hatte es genau gewusst, spätestens als sie ihre Socken nicht mehr gefunden hatte und in der Mittagspause einen demonstrativen Ketchupfleck auf ihrem Oberteil hinterlassen hatte, den sie jetzt unter der dünnen Jacke verbarg, die sie sich übergezogen hatte. Sie hatte eigentlich nur hierher kommen wollen, um sich noch etwas zu Trinken zu organisieren, bevor sie müde in ihr eigenes Bett gefallen wäre, dann allerdings hatte Eversman vor ihr gesessen und jetzt wäre sie am Liebsten im Boden versunken.
"Ähm ... es ist okay. Das Team ist fähig und bisher hab ich mal abgesehen von kleineren Verletzungen wenig zu tun. Die Männer und Frauen hier sind gut in Form und wissen, worauf es ankommt - wenn Sie länger hier sind, wird Ihnen das bestimmt auch auffallen", erklärte sie dann und bemühte sich darum einen professionellen Tonfall anzuschlagen und sich wieder aufzurichten. Verflucht, sie war Ärztin - er sollte nachher Vertrauen in sie haben und nicht darüber nachdenken, ob sie nicht versehentlich irgendwas in der Wunde vergessen würde und Greer hoffte im Stillen darauf, dass sie es nicht vollkommen versaut hatte. "Sie ... bleiben doch auf dem Schiff, oder? Wenn nicht, dann vergessen Sie einfach, was ich gesagt hab ...", fiel ihr dann plötzlich noch ein. Sie wusste noch gar nicht, woher der Kerl überhaupt kam und wenn sie ihm jetzt etwas Falsches gesagt hatte, dann würde ihr eigener Kopf rollen ...

Tom Clancy  ... nein, nein so sehr er es auch versuchte, er konnte sich nicht daran erinnern den Namen schon einmal irgendwo gehört zu haben. Militärromane und Agentenbücher klangen zwar durchaus nach der Literatur, mit der er sich noch befassen konnte - dennoch war ihm dieser Name bisher nie ein Begriff gewesen. Was nun die Videospiele anging konnte er nicht viel zu sagen, dafür war er nicht einmal ansatzweise ausreichend mit der Materie vertraut. "Klingt an sich ja recht gut, auch wenn ich sagen muss mein einziger Kontakt mit Spielen war bisher irgend so ein kleines Flash Game das auf meinem Universalgerät vorinstalliert war. Irgend ein kleine Klempner glaub ich mit dem man von links nach recht springen konnte - das beschissene daran war, das ich nicht einmal das erste Level geschafft hab - und ich glaub das Ding wurde eigentlich für Kinder entwickelt."
Er hatte nie ein Problem mit Selbsthumor gehabt und bei dem Gedanken daran, wie er damals bei einem Flug mehrere Stunden damit zugebracht hatte dieses verdammte Spiel zu meistern, musste er selbst schmunzeln. "Aber ich denke Robert sollte als Name reichen - es sei denn ich bekomm in nächster zeit Lust ebenfalls Romane zu schreiben, dann komm ich nochmal darauf zurück. Und was meinen Aufenthalt hier angeht - nun es ist noch nicht alles geklärt und ich werd noch einiges mit eurem Captain abklären müssen, aber ja, ja ich denke ich werde hier bleiben."

"Der kleine Klempner war ein Italo-Amerikaner heißt übrigens Mario und das war damals ein Riesenhit bei allen Altersklassen, aber eigentlich war es für Kinder entwickelt worden ... glaub ich zumindest, ich müsste nochmal nachsehen. Der hat nur irgendwann sein eigenes Videospiel bekommen, nachdem er so eine große Fangemeinde bekommen hat", verbesserte Greer urplötzlich, ohne darüber nachzudenken, dass der andere das vielleicht gar nicht wirklich hören wollte, während sich ihre Miene aufhellte und in ihren Augen ein munteres Funkeln auftauchte, das sich allzu häufig dort wiederfand, wenn sie sich erst mit etwas Befassen konnte, womit sie sich wirklich auskannte und woran sie ihren Spaß hatte. Er hatte immerhin schon Kontakt mit Videospielen gehabt und das machte ihn in Greers Augen schon einmal verdammt sympathisch, auch wenn sie noch nicht so recht wusste, ob er sie nicht einfach für einen riesigen Vollidioten hielt - er war Soldat, für gewöhnlich umschwirrten alle möglichen Weiber solche Kerle, vor allem mit diesem Rang und ausgerechnet sie saß jetzt hier und textete ihn mit allen möglichen Informationen über Super Mario voll, für die er eigentlich gar nichts übrig hatte. Im Grunde genommen war das echt ziemlich peinlich ...
"Für gewöhnlich wirst du wahrscheinlich schneller auf dem Schiff hier dienen, als du bis drei zählen kannst. Wir haben sogar schon einen turianischen Spectre an Bord, obwohl Cerberus 'ne ziemliche Anti-Alien-Politik fährt. Trotzdem scheißt unser Captain drauf - den Letzten, den wir aufgesammelt haben war irgendein Typ, der vorher bei Kroganern gelebt hat und der sich jetzt echt als verdammt fähig erwiesen hat, was Technik und so weiter angeht. Du bist hier also echt in bester Gesellschaft und irgendwie bin ich ja auch hier geblieben", setzte sie dann noch nach, um sich wieder auf die ernsteren Themen zu konzentrieren, über die sie zuvor gesprochen hatten ehe sie sich mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen einmal mehr eine hellbraune Strähne hinters Ohr zurück wischte. Robert also ... sie würde sich den Namen eh nicht merken können und Super Mario passte nicht zu ihm, also würde sie wohl voraussichtlich bei Tom Clancy bleiben.

"Klingt als würde das ganze noch interessant werden." Der Gedanke daran das hier ein Captain diente der, wie die Gerüchte bereits vermuten ließen, nicht ganz mit dem Cerberus System konform lief und oft sein eigenes Ding durchzog, war ebenso besorgniserregend, wie auch interessant. Zwar hielt er selbst viel von Disziplin und Loyalität im Dienst, doch brachte einem all dies nur wenig, wenn man sich damit ins Aus manövrierte, anstatt damit weiter nach vorn zu kommen. Die Dinge die das Militär seit jeher auszeichneten sollten unterstützend sein, nicht hinderlich und wenn er den Erzählungen und seiner eigenen Einschätzung glauben schenken konnte, dann hatte er es hier tatsächlich mit einem Captain zu tun, der dieses Gleichgewicht perfekt ausbalancieren konnte.
"Aber Italo Klempner erklärt einiges, zum Beispiel die komischen Töne die die Figur von sich gegeben hat. Hey schau nicht so sich hab gesagt ich bin nie über das erste Level gekommen, daraus kann man eigentlich schon schließen das ich mehr als einmal das "Game Over" gesehen hab." Sie schien sich ziemlich gut mit der gesamten Materie auszukennen, was Robert in erster Linie verwunderte. Er hatte nie wirklich eine großartige Bindung zu Spielen gehabt was wohl vor allem daran lag, dass seine Eltern es nie wirklich gutgesprochen hatten und er später dafür nie die Zeit gefunden hatte.
"Du kennst dich damit ziemlich gut aus oder?"

"Videospiele und sowas gehören zu unserer gesamten Kultur, mein Lieber. Früher gabs Kunstwerke und Theater, heute gibt es Kino und Videospiele - damit muss man sich zumindest zu Teilen auskennen. Womit hast du denn deine Kindheit verbracht?", ereiferte sie Greer und versuchte dabei nicht unbedingt so zu klingen, als wäre sie nur der kleine Nerd von Nebenan, der seine Jugend damit verbracht hatte, traurig vor der Videospielkonsole zu sitzen, weil er sonst keine Freunde hatte, die sich mit ihm beschäftigen wollten. Leider Gottes war das Ganze nicht so vollkommen am Thema vorbei - Greer selbst hatte sich nie sonderlich für Mode oder Make-Up interessiert, geschweige denn, dass sie Sport besonders mochte oder den Geschmack von Alkohol im Mund, zumal sie ohnehin nichts vertrug, wie sie es schon des Öfteren hatte feststellen müssen, als man sie an ihrem Abschluss dazu genötigt hatte. Ihren Eltern war es immer ganz Recht gewesen, dass sie nicht mit Jungs ausging, ihr Vater war dankbar darum, dass sie inzwischen 27 war und noch nicht von irgendeinem Typen geschwängert worden war, womit sie höchstwahrscheinlich ihre Karriere sonst versaut hätte und ihre Mutter ... die war selbst Ärztin in einem der Krankenhäuser in London.
"Du kannst doch unmöglich schon ewig lang so grimmig gucken und Leuten damit Angst machen? Dir würden mit Sicherheit die ganzen Militärsimulationen gefallen - teilweise kriegen die Soldaten die schon als Training vorgesetzt. Du musst dich da schon damit beschäftigen, ich mein, wir haben hier nur einen relativ kleinen Trainingsraum und die Reflexe können die Leute nur austesten, wenn du dir was Neues einfallen lässt also ist Cerberus irgendwann auf eine sehr verquere Art von Training gekommen, daher also die Videospiele", fuhr sie fort und lehnte sich ein Stück weit zurück, die Arme vor der Brust verschränkend, weil sie sich allmählich wieder in halbwegs sicherem Terrain befand, auf dem sie sich weit wohler fühlte als bei den militärischen Grunddiskussionen bei denen sie gar nichts zu melden hatte. "Du könntest dir dadurch einen Vorteil verschaffen."

"Vorteil durch Videospiele? Naja ich meine durch Simulationen musste so gut wie jeder Soldat - erschreckend wie realistisch die Dinger sein können. Ich fand die Thematik Videospiele auch nie wirklich schlecht, es klang eigentlich immer ganz interessant aber irgend hab ich, was das anging den Anschluss verpasst und nach dem Einstieg ins Militär hat ich dafür kaum noch Zeit." Es ließ sie erstaunlich sympatisch und fröhlich wirken, das ganze Wissen über Videospiele - die sie nun, um sein Interesse daran ein wenig zu schüren mit dem Militär verband. "Ich schau gar nicht grimmig .." Stotterte er kurz darauf vor sich hin, umfasste kurz sein Kinn und ertastete die feinen Bartstoppeln, die man bei jeder Bewegung spürte.
"Okay großer Meister, da du anscheinend was das angeht so unglaublich viel auf dem Kasten hast - was hältst und davon wenn du mir bei Gelegenheit ne Nachhilfestunde in Sachen Videospiele gibst? Fürs erste wird man ohnehin damit beschäftigt sein mich in die Offiziersriege zu integrieren, elend langer Papierkrieg und so weiter ... von daher werd ich nicht mehr tun können als einige Wachen zu übernehmen - ich hatte das ganze schon ein paar mal hinter mir." Er beugte sich ein Stück weit nach vorn, hob kurz eine Augenbraue und trank dann sein Glas Wasser aus.

Greer blinzelte im ersten Moment und war sich gar nicht einmal so sicher, ob er das jetzt auch wirklich so meinte oder ob er sie hier nur aufs Glatteis führen wollte. Er wollte von ihr wirklich etwas über Videospiele wissen? Ausgerechnet ein Soldat mit einem Rang, der den der anderen überstieg und ein Kerl, der nach allem anderen aussah als würde er sich wirklich dafür interessieren und dazu kam dann auch noch, dass er sich von ihr in das Thema einführen lassen wollte. Es konnte nicht stimmen - vermutlich war sie einfach nur auf der Schicht irgendwo eingeschlafen und träumte jetzt vor sich hin, wobei selbst das ziemlich merkwürdig war. Eigentlich wäre es sogar ziemlich gruselig, wenn sie jetzt von dem Neuen träumte ... und vor allem wäre es für sie selbst verdammt bedenklich. "Ähm ... ähm ... wirklich ... jetzt ...?", hakte sie nach und blinzelte noch einmal während sich erneut ein deutlicher Rotschimmer auf ihrem Gesicht abzeichnete und ihr dieselbe Farbe verlieh, wie sie der Ketchupfleck auf ihrem Shirt hatte, den sie noch immer vor den Augen der Welt verbarg.
"Ähm ... was ich meine ... ist ... klar", entschied sie sich dann, wenngleich auch eine leise Stimme in ihrem Inneren sie zu fragen begann, ob sie denn noch alle Tassen im Schrank hatte, dem Ganzen zuzustimmen. Wenn sie es versaute, dann würde er sie für einen Volltrottel halten oder aber ihn interessierten die Videospiele eigentlich gar nicht, wobei das Recht unwahrscheinlich war - sie war keines der anderen Mädels, vermutlich interessierten ihn sogar nur die Videospiele. "Okay, du hast nichts zu tun und ich hab Schichtende. Wir fangen am Besten mit Mario an, damit du mal endlich über das erste Level rauskommst und dann zeig ich dir mal die ganzen anderen Spiele, die du bisher verpasst hast."

Die ganzen anderen? Zusammen mit dem Enthusiasmus den sie mit einem mal an den Tag legte schwante ihm bereits Übles bei dem, was noch kommen würde. Allerdings konnte es nicht schaden ein paar Kontakte zu knüpfen und die Ärztin vom Schiff war definitiv Jemand, mit dem man früher oder später in Kontakt kommen würde. Außerdem war sie, wenn sie erst einmal aus ihrem kleinen Kittelpanzer heraus gekommen war, eigentlich recht gesprächig - auch wenn das Thema bisher das gleiche geblieben war. "Klingt gut, ich bin mal gespannt ob du nicht nur große Töne gespuckt hast - dieses erste Level war nämlich recht schwer. Ich meine wenn man die Eignungstests für die Offiziersränge bei der Allianz besteht, sollte der kleine Klempner doch eigentlich nicht das Problem sein .... vielleicht sollte man das ja als neuen Tests einführen - Prüfung von Hand, Auge Koordination.
Mit einem mal jedoch wurde ihm sein beißender Hunger bewusst, welchen er bisher durch ein paar Energieriegel und jeder Menge Flüssigkeitszufuhr unterdrückt hatte. Je ruhiger es jedoch wurde, desto schwerer war es diesen zu verdrängen. "Aber bevor wir anfangen, hättest du Interesse dran noch was Essen zu gehen? Ich hab seit der Mission nichts mehr zu mir genommen und langsam wirds vom Hungergefühl her kritisch."

"Ich hab nichts dagegen - das letzte Mal, das ich etwas gegessen habe, war heute Mittag gegen zwölf in meiner Mittagspause", stimmte Greer zu, ohne weiterhin darüber nachzudenken und erhob sich dann schließlich von ihrem Platz. Vielleicht würde sie davor noch Zeit haben sich wenigstens ein bisschen frisch zu machen, um ihm nicht noch länger so gegenüber sitzen zu müssen und ihn damit zu stören und in Gedanken ging sie bereits ihren Kleiderschrank durch und fragte sich, was sie denn am Besten anziehen sollte. Gaming-Shirts waren zu nerdig, ihren Arztkittel hatte sie jetzt an, bequeme Jeans und Shirts waren irgendwie zu langweilig - vielleicht hatte sie irgendwo in der Versenkung ihres Schrankes noch etwas Engeres, irgendetwas, in dem sie sich zeigen konnte, ohne sich damit zu blamieren, aber andererseits klangen bequeme Shirts und Jeans gar nicht so verkehrt und sie würde damit nicht irgendwie billig oder wie ein Flittchen wirken. Fakt war, sie musste sich auf jeden Fall umziehen. "Aber wenn du mir das verzeihst, würd ich gern zumindest mal kurz ins Bad und mich umziehen, bevor wir was essen gehen - das hier sind noch meine Arbeitssachen und die trag ich echt am Tag lang genug", entschuldigte sie sich dann bei ihm und griff nach den beiden Gläsern, die sie beide auf dem Tisch stehen gelassen hatte, um selbige an der Bar in die kleine Reinigungsmaschine zu stellen, die die Aufgaben des Putzen übernahm, damit sich die Soldaten diesen Dingen nicht widmen mussten.
"Sehen wir uns dann in .. sagen wir fünfzehn Minuten im Speisesaal?", fragte sie und als er nickte, verschwand Greer schon durch die Tür und machte sich hastig auf den Weg zu ihrem eigenen Quartier. Sie würde zumindest die ganzen Süßigkeiten verstecken müssen, wenn Robert sich schon dazu bereit erklärte, mit in ihr Quartier zu kommen - sie würde in jedem Fall alle Dreckwäsche in den dafür vorgesehenen Wäschecontainer zu werfen und noch einmal ihr Bett machen müssen, damit sie sich nicht vollends blamierte. Blieben also nur bequeme Jeans und Shirt und eine kleine Katzenwäsche. Fünfzehn Minuten - das würde ausreichen.

tbc: Speisesaal

"Wenn ich noch einen einzigen Eisplaneten sehe, dann kotz ich" grummelte David, welcher sich aus dem großen, dampfenden Kessel welchen der Captain für sie in der Lounge hatte aufstellen lassen etwas Glühwein abgoss. Es war bald Weihnachten und ihre letzte Aktion gegen die Geth war ein voller Erfolg gewesen. Es schien also, als ob der Captain etwas lascher mit den Regeln an Bord umgehen würde.
Doch diesen Glauben verlor er in dem Moment, als das warme Getränk seine Kehle hinunter lief und ihn zwar aufwärmte, wenngleich auch der Effekt nicht so stark war wie er sich erhofft hatte.
"Kinderpunsch... Gottverdammt..." er kippte den Rest hinunter, ehe er sich in eine der Sitzsäcke fallen ließ, die sich am Rand der Lounge aufreihten. Er kratzte sich an seiner rasierten Wange. Sie hatten ganze Arbeit geleistet. Vor allem Jill hatte sämtliche Geth, die aus der Anlage entkommen wollten eben daran erinnert. Am Ende hatte die Landschaft ausgesehen, als wäre ein Rasenmäher durch einen Korb synthetischer Osterküken gefahren. Erfolg auf ganzer Linie - und das bei beinahe keinen zivilien Opfern.

Missionen auf Eisplaneten hatten einen entscheidenden Nachteil, den jeder Soldat früher oder später einmal zu spüren bekam - es gab normale Unterkleidung für die Kampfrüstung, die meist ein wenig spannte und sich jeder einzelnen Bewegung anpasste. Auf Planeten mit besonders niedrigen Temperaturen war es jedoch so, dass man meist eine sehr viel dickere Unterkleidung bekam, was den Soldaten für gewöhnlich nicht nur vor und nach der Mission sehr zum schwitzen brachte, sondern zum anderen noch stunden danach Striemen am Ganzen Körper hinterließ, an denen die Gummibänder der Kleidung angebracht war. Dementsprechend sah sie ihre Haut recht geschunden aus - zwar hatte man ein paar Testläufe mit Thermotechnik ausprobiert, jedoch hatte es bei diesen eine zu große Energieausschüttung gegeben, sodass man die Soldaten, wenn man das Schlachtfeld einmal mit einer thermalen Kamera abgesucht hatte, auf zweihundert Meter als leuchtenden Punkt identifiziert hatte.
"Hey - sieht ja so aus als gäbs hier richtig Spaß." Allein der recht verzweifelte Gesichtsausdruck des jungen Mannes, der sich gerade in den Sessel hatte fallen lassen, lies darauf schließen das es nichts alkoholisches war, was der Captain hier verteilt hatte. "Wire Richtig? Sie gehören zum Scharfschützenteam."

"Gunnery Chief David Wire, zu ihren Diensten Lieutenant!" stimmte David zu und nickte kurz. Er hatte die letzten acht Stunden damit zugebracht auf einem Eisblock zu liegen und seine wenn auch geringe Körperwärme hatte in dieser Zeit ein Stück vom Eis schmelzen lassen. So hatte sich ein Stück scharfer Fels in sein linkes Bein gebohrt, während er sich nicht bewegen durfte. David hatte daher keine große Lust oder gar Kraft nun nochmal aufzustehen und so musste sich der Lieutenant mit dem Kopfnicken begnügen.
"Haben gute Arbeit geleistet da unten. Ich habe gehört, dass der Captain sich für das Artefakt interessiert hat, auf welches die Geth aus waren und das die Daten mittlerweile bei Cerberus zum überprüfen angekommen sind. Meine Güte. Da sitzt irgend ein Pappenheimer mit Doktortitel auf nem interessanten Stück Technik und unsere eigene Regierung bemerkt das erst in dem Moment, als die Geth angreifen. Bin mir ziemlich sicher, dass da oben noch heute einige Köpfe rollen werden"

"Das passiert so gut wie immer, zumindest wenn sich einer nicht so entschuldigt, dass danach der gesamte Boden trieft. Waren sie schon mal bei so einer Anhörung mit dabei? Für gewöhnlich ist es so das sich der Angeklagte bereits nach zwei Minuten das Seil um den Bauch bindet, damit er irgendwann wieder aus dem Arsch seines Vorgesetzten kommt." Politik war ein notwendiges übel, das hatte man ihm in seiner Offiziersausbildung mehr als einmal beigebracht, jedoch hatte er über all die Jahre nie irgendeine Sympathie gegenüber den Leuten gehegt, die die gesamte Zeit über ihnen waren und darüber diskutierten, was notwendig war und was nicht. Man brachte sie - allein schon um den Fortschritt zu wahren und vermutlich auch ein Stück weit, damit die Gesellschaft ihren typischen Sündenbock hatte und nicht in die Verlegenheit kam, selbst über ihre Probleme und Fehler nachzudenken. "Was den Captain betrifft fragen sie ihn am besten selbst, ich bin noch nicht so lange hier - aber so wie es scheint ja." Schließlich griff auch Robert nach einem Becher und schenkte sich den Kinderpunch ein, auch wenn er im Gegensatz zu David nicht den Mund verzog.
"Schmeckt fast wie Weihnachten zu Hause, nur ohne Schuss. Wie siehts bei ihnen aus Wire? Familie Zuhause?"

"Nur mein Bruder und dessen Familie. Ma und Dad haben sich vor ein paar Jahren scheiden lassen und leben jetzt ihren zweiten Frühling. Halten zwar noch Kontakt, aber naja. Hat sich irgendwie entfremdet" er zuckte mit den Schultern. "Und meinen Bruder will ich nicht stören. Seine Frau ist grade mit ihrem ersten Kind schwanger und ich bin nicht das schönste Weihnachtsgeschenk. Stille und besinnliche Weihnachten sind mit mir nich so kompatibel. Nächstes Jahr vielleicht. Aber dieses Jahr, wer weiß. Ich poliert nochmal mein altes Scharfschützengewehr, schau mirn Film an. Es soll einen guten Braten in der Kantine geben. Aber vor allem - Saren nimmt keine Rücksicht aufs Fest. Es wäre egoistishc, wenn ich Urlaub machen und runter auf die Erde fliegen würde. Ohne mich kann Ferland nur schwer selbst schießen und wenn man Scharfschützen braucht, dann brauch man sie eben. Ich werde bestimmt nicht die Crew, das Schiff und die Menschheit gefährden, dafür das ich Plumkuchen essen kann!"

"Vorbildlich." Man konnte es wohl schlecht Patriotismus nennen, da Cerberus nicht mehr wirklich etwas war, woran man über Jahrzehnte hinweg glauben konnte, wenn man ein gesunder Mensch war. Es war bei näherer Betrachtung mehr ein Konstrukt das darauf aufbaute, andere zu übernehmen oder zu vernichten bevor zu gefährlich werden konnte, ganz abgesehen von der recht konstruktiven Außenpolitik. Jedoch gab es auch durchaus Vorteile - die Wirtschaft hatte einen gewaltigen Sprung gemacht, genauso wie das Militär - zwar konnte man dafür auf alles ethnische scheißen, doch war dies ein Handel, den man zwangsläufig eingehen musste wenn man an der Spitze bleiben wollte. "Ich bin mir sicher Ferland würde sich freuen das zu hören. So wir die Frau drauf ist wird sie vermutlich gerade irgend einen Kroganer verprügeln." Mit einem Kopfschütteln nahm er einen weiteren Schluck. Davids Akte war ihm kurz durch die Finger gerutscht - jedoch war er bisher nicht dazu gekommen sich alle Dossiers durchzulesen, die meisten hatte er bisher nur überflogen, jedoch war er in den Aufzeichnungen seiner Vorgesetzten immer lobend erwähnt worden und wenn man sich die Namen ansah unter denen er bereits gedient hatte, dann konnte man davon ausgehen das daran auch wirklich etwas wahres war.

"Lass sie das lieber nicht hören, sonst verprügelt sie dich mit dem Kroganer" erklärte David dem anderen die Spielregeln, die herrschten wenn es um Jill ging. Wenn du etwas gegen sie hast, dann sag es ihr ins Gesicht und nicht, wenn sie nicht da ist.
Und vor allem - wenn du es ihr ins Gesicht sagst, dann leb damit wenn Sie dir die Fresse einschlägt. Teile nur aus, was du auch einzustecken bereit bist. "Ich mache nur meinen Job. Cerberus ist für den Schutz der Menschheit verantwortlich und wir sind die ausführende Gewalt dahinter. Das hat wenig mit vorbildlich zu tun, als dem gesunden Menschenverstand" erklärte er nur und zuckte mit den Achseln. "Ferland würde mir sowieso den Arsch aufreißen und das zurecht, wenn ich das alles anders Handhaben würde. Tu ich aber nich. Und solange ist alles in Ordnung. Einfaches Prinzip - du machst deinen Job und du kommst gut mit allen aus. Auf wessen Befehl sind Sie hier, Lieutenant"

"Wär bestimmt ein interessanter Anblick." Es war, wenn man sich das Bild einmal vor Augen hielt wirklich eine interessante Vorstellung. Die eigentliche recht zierliche kleine, rothaarige Scharfschützin, die einfach einen Kroganer an den Beinen packt, der vermutlich doppelt so groß und fünf mal so schwer wie sie ist, und Diesen daraufhin gegen Irgendjemand anderen schleudert. "Auf wessen Befehl? Nun ... in erster Linie war es Zufall muss ich zugeben. Ich sollte für eine Nachbesprechung hier bleiben, danach hielt man es für eine Gute Idee das ich hier bleibe, da es momentan wohl ohnehin einen Mangel an Offizieren gibt. Für mich ist das wiederum eine ziemlich große Ehre - ich hatte zwar schon eigene Kommandoeinheiten von dreißig, vierzig Leuten, jedoch auf einem derart großen und vor allem wichtigen Schiff als Offizier zu dienen, das ist etwas neues."
Scharfschützen selbst hatte er auch das ein oder andere mal befehligt, wobei sich dabei recht schnell heraus gestellt hatte, das vor allem eine gewisse Art von Mensch für die Spezialisierung geeignet war. Man musste innerhalb von Sekunden abdrücken können und den Menschen ermorden, dessen Tagesablauf man manchmal zwei oder drei Tage lang beobachtet hatte. Es war kein Vorwurf, jedoch erforderte all dies ein gewisses Maß an Distanz zu Zwischenmenschlichen Kontakten.

"Hört sich nach einer ganz eigenen Geschichte an" gab Wire seinen Kommentar ab und lächelte. Eversman schien nicht ganz so regelversessen wie die meisten Männer seines Rangs, wenngleich David auch noch nicht sagen konnte ob er dies nun gut oder schlecht finden sollte.
"Ich wurde zusammen mit Ferland hierher versetzt. Wir sind ein Team - Spotter und Schütze. Nunja, wir kämpfen wenn man uns braucht. Jill ist die beste Scharfschützin der Organisation und ich bin ein recht passabler Spotter, wenn ich das mal so behaupten darf" er nahm noch einen Schluck von dem Kinderpunsch.
"Und auf eines kannst du dich verlassen. Wenn mir jemals der Spectre vor die Linse kommt, dann werde ich ihm sein verdammtes, hässliches Knochengesicht wegpusten." er grinste schief. "Aber ich befürchte, dass der Captain ihm im Nahkampf platt macht"

"Du mieser... heuchlerische..." Nathans nächster Schlag traf erneut auf Olegs Gesicht, welcher kaum merklich zusammen zuckte. "Du bist ihr Vater du Stück Scheiße" bellte er doch der nächste Fausthieb wurde nicht von ihm ausgeteilt, sondern von Oleg.
Die Pranke des anderen traf ihn auf der Brust und katapultierte den Biotiker über die Bar, ehe er hinten in den Schrank mit den Alkoholflaschen krachte. "Was erwartest du von mir?" fragte Oleg mit tiefer Stimme und baute sich über seinem Angreifer auf.
"Sie wird sich selbst verkaufen um dich und all die anderen Cerberus Agenten hier zu retten du undankbarer Scheißkerl!" meinte Nathan und wischte sich Blut von der Nase während er sich wieder aufrappelte.
Entgegen Natalees Glaube, er wüsste nicht Bescheid über die Selbstaufgabe die Sie mit dem Rat verhandelt hatte war Nathan durchaus im Bilde was seine Lebensgefährtin im Begriff war zu tun. "Du könntest all das Beenden, indem du dich einfach selbst stellst!" erklärte Nathan weiterhin schwer atmend.
Natalee hatte bereits seit dem Eintreffen ihres Vaters fahrig gewirkt und wieso hatte er spätestens festgestellt, als er einmal kurz den Fernseher eingeschaltet hatte. Dann hatte er zufällig mitbekommen wie Natalee mit jemanden geredet hatte und... nun, gelauscht.
Es war der Rat gewesen - der gottverdammte Rat...
"Du kommst hierher und verlangst eine Lösung von ihr - natürlich gibt Sie dir eine Lösung und opfert sich dafür selbst! Und du lässt es einfach zu?" schrie Nathan und schüttelte den Kopf.
Als die Diskussion angefangen hatte, war er noch dem Irrglauben erlegen, dass Gewalt seiner Wut Ausdruck verleihen konnte. Doch wie so vieles, war das ein Irrglaube gewesen.
Er hätte so gerne mit Natalee geredet, aber er würde sie kaum durch Reden von ihrem vorhaben abbringen können und daher hatte er nur einen Ausweg gesehen - er musste Oleg stellen.
"Und nein, komm mir bloß nicht mit deinem Gefasel von "ein Opfer bringen". Oder für etwas Größeres..." er spuckte noch etwas Blut aus, das ihm in den Mund gelaufen war.
"Ich sag dir jetzt mal was alter Mann - Natalee Lewis ist das Größte was Cerberus, was die Menschheit jemals hervor gebracht hat. Sie steht für einen Schlüsselmoment in der Geschichte unseres Volkes - und zwar nicht, dass ihr arroganten Flachwichser Leben erschaffen habt, sondern dass ein Mensch zur völligen Selbstaufgabe bereit ist!" er atmete schwer, während er weitersprach.
"Natalee ist die beste Anführerin die man haben kann, Sie ist das Herz dieses Schiffes und weißt du was? Sie verteidigt die Menschheit, so wie Cerberus es die ganze Zeit hätte tun sollen. Mit dem Unterschied, dass Sie nicht die Seele unseres Volkes aufs Spiel setzt!" er schüttelte den Kopf.
"Und wenn du auch nur ein wenig Anstand hättest, dann würdest du alles daran setzen sie zu retten!" beendete er schließlich seinen Monolog.
"Was erwartest du also jetzt von mir?" fragte Oleg und sah Nathan weiterhin ungerührt in die Augen. "Ich kann doch nicht.. ich würde, wenn ich könnte aber" Nathan unterbrach ihn.
"Weißt du was? Ich erwarte nichts von dir, garnichts. Ich bin fertig mit dir!"