Restaurant "Aragia"

"Sie hat mit mir angefangen und ist jetzt schon einige Stufen über mir" erklärte Aquila ihm und schnaubte unbegeistert. "Und du kennst mich - ich bin bestimmt nicht unfähig. Und da sie nicht gerade um Welten besser ist als ich nun..." sie verstummte, konzentrierte sich dann wieder auf ihr Steak und schnitt dieses zurecht, ehe sie erneut einen großen Happen hinter ihren Panzerplatten verschwinden ließ und dieses mit festen, dominanten Bissen in Stücke zerteilte.
"Sienna hat also die Beine breit gemacht - oder denkst du, du bist der Erste?" sie schnaubte. "Glaubst du ernsthaft, dass sie irgendetwas drauf hat? Sie ist so hoch gekommen, weil sie ihre dicken Schenkel gespreizt hat. Meine Fresse" sie legte die Gabel auf den Teller, sah auf und ein düsteres Funkeln lag in diesem Blick.
"Glaub mir, Sie wird dir echt noch Ärger bringen!"

Die Anschuldigung klang zumindest halbwegs nachvollziehbar, auch wenn Ryan darüber dennoch den Mund verzog. Sie war eine schöne Frau, dass konnte man nicht abstreiten und der Gedanke, das er der erste Mann in ihrem Leben war, war schlichtweg Blödsinn, sie deswegen jedoch direkt als Schlampe zu betiteln, die sich jeglichen Erfolg einfach durch eine schöne Nacht erkaufte, war dennoch etwas weit hergeholt. "Okay ich versteh was du mir sagen willst, ich meine ich hab nur kurz danach angefangen und derzeit machen wir beide das gleiche. Aber ich meine, Siennas Stärken liegen, soweit ich das beurteilen kann gänzlich anders als unsere, oder glaubst du wir beide wären in dern Lage das zu machen, was Sienna in ihrem Job tut?"
Bevor die Turianerin jedoch zu einem erneuten schnippischen Kommentar ansetzten konnte, hob er bestimmt die Gabel. "Und bitte, jetzt nicht noch irgendein "sie arbeitet nur als Schlampe für C Sec" Witz. Die haben am Anfang schon nicht gezogen und glaub mir, mit der Dauer werden die nicht besser." Daraufhin herrschte eine Weile lang Schweigen, in welcher man nur das Scharben des Essbesteckes hören konnte. "Hör zu.." Fing Ryan schließlich erneut an. "Ich meine ich komm mit euch beiden gut aus, denkt ihr nicht das ihr das irgendwie auch schafft? Versuchs doch einfach mal, schaden kann es doch nicht oder? Irgend ein nettes Wort das nicht vor Zweideutigkeit trieft wenn du sie das nächste mal im Hauptquartier sieht."

Aquila öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, während sich Unglauben in ihr regte. Sie sollte etwas... nettes zu Sienna sagen? Aquila schnaubte, wobei ihre Nüstern vibrierten.
"Na gut, wenn du denkst, dass das... nötig ist" sie schüttelte den Kopf.
Ihr gefiel es nicht sich jetzt über Sienna positiv äußern zu müssen, allerdings würde sich Ryan wohl kaum von seiner Meinung abbringen lassen, vor allem da dieses große, tumbe Pfirsischgesicht hauptsächlich mit dem Schwanz dachte.
Aquila stand auf und überwies einige Credits direkt am Tisch, ehe sie Ryan noch einen funkelnden Blick zuwarf.
"Ich denke du kannst deine Bestellung selbst bezahlen. Du wolltest dich doch sowieso noch mit ihr treffen. Vielleicht willst du dich davor ja noch ein bisschen säubern!" erklärte sie, ehe sie sich umwandte und erhoben Hauptes aus dem Restaurant stolzierte. Menschen

Wie begann man soetwas?
Wie fing man mit einem Gespräch an, dass auf der einen Seite schon längst überfällig und auf der anderen Seite vielleicht mittlerweile bereits nutzlos, ja geradezu Gegenstandslos geworden war?
Die Erlebnisse der letzten Tage hatten ihn betroffen, ihn über das Nachdenken lassen was geschehen war. Er war ohne Heimat - getrennt von seiner Organisation und seinen Männern.
Er war selbstsüchtig gewesen, hatte sich nur Gedanken um sich gemacht und nun sah er worin all dies gegipfelt war und nun... nun stand er ohne alles da. Musste erneut egoistisch sein um einfach nicht unterzugehen und er wusste echt nicht was nun mit ihm passieren sollte.
"Danke das du mir noch einmal die Chance gibst mit dir zu reden" erklärte Oleg langsam und sah die Jüngere an. Lächelte.
"Ich war ein egoistischer. Selbstsüchtiger Arsch" erklärte er, ließ diese Worte kurz in der Luft hängen. Wie sollte er jetzt weitermachen? Er war noch nie gut darin gewesen seine Gefühle zu äußern. "Und..." Stille. "дерьмо" er schüttelte den Kopf.
"Ich habe mich schlecht verhalten - und nun stehen wir beide hier und." erneutes schweigen. Er konnte Befehle geben, konnte sich Schlachten im Kopf ausmalen. Aber emotionale Gespräche? Sie waren nie seine Stärke gewesen. "Ich würde gerne bei dir bleiben. Bei dem Team wenn wir die Vancouver wieder haben. Ich... habe sonst keinen Ort wo ich hingehen kann"

Sie wusste nicht recht, was sie von alledem halten sollte - von den Worten halten sollte, die der andere ihr hier entgegen brachte und mit denen er letzten Endes nichts anderes sagte als dass er dringend einen Ort brauchte, an den er gehen konnte und wo er in Sicherheit sein konnte, bevor ihn all die anderen zerrissen und den hungrigen Wölfen, die sich Rat und Broker nannten, zum Fraß vorwarfen. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte - wie sie ihm antworten sollte, geschweige denn, was sie tun sollte. Der Mann ihr gegenüber hatte sie bewusst zum Rat gehen lassen, hatte sie ganz bewusst dem Rat ausgeliefert um seine eigene Haut zu retten - der Mann ihr gegenüber, derjenige, den sie als Vater bezeichnet hatte, hatte so oft deutlich gemacht, dass er sie lediglich brauchte, um seine eigene Haut zu schützen, um sie zu gebrauchen wie Cerberus es stets vorgehabt hatte und genau dieser Gedanke war eine der vielen bitteren Pillen, die sie während der letzten Zeit hatte schlucken müssen.
Sie hatte keine Familie, sie war noch nicht einmal ein Mensch und letzten Endes war es ihre Schuld, dass so viele gestorben waren, einfach, weil sie dem falschen Menschen vertraut hatte. Das Blut von Hunter, Wolf, Greer, Francis, James und Alex klebte an ihren Händen, ebenso wie das von all den unschuldigen C-Sec-Mitarbeitern, die sie während ihres Ausbruchs ermordet hatte ohne ihnen überhaupt eine Chance auf Flucht zu geben. Seit dieser Zeit waren ihre Kopfschmerzen stärker geworden, die Stimme in ihrem Kopf dunkler und dröhnender, die Träume wirrer und ängstigender, aber sie hatte keine Zeit mit jemandem darüber zu sprechen, geschweige denn sich jemandem diesbezüglich anzuvertrauen, einmal ganz abgesehen davon, dass es niemanden außer Nathan gab, der sich die Zeit genommen hätte.
"Klar", lautete schließlich ihre Antwort während ein gequältes Lächeln auf ihre Züge glitt und sich dort für eine kurze Sekunde lang festhielt ehe es wieder zusammen brach und den dunklen Schatten zurück auf ihr Gesicht kehren ließ, der zuvor darauf Platz gefunden hatte. Hier war sie so oft mit Ryan gewesen, hatte mit ihm so viele Dinge besprochen, die für sie wichtig waren, aber auch das war inzwischen vorbei - es gab ihn hier nicht, sie hatte niemanden, der bei ihr war. Keine Familie, hallten die Worte wieder und wieder in ihrem Kopf nach und ließen sie noch einmal schlucken ehe sie Oleg noch einmal musterte. "Ich hab mir geschworen, dass ich meine Leute beschütze und in gewisser Weise gehörst du auch dazu", führte sie an und schob ihre Tasse ein Stück weit von sich. Ihr war momentan sowieso alle Luft auf Trinken oder Essen vergangen. "Ich kam noch nicht dazu dir für alles zu danken. Dafür, dass du es wenigstens versucht hast mir sowas wie eine Familie zu geben."

"Gut war ich darin wohl kaum, was?" fragte Oleg leise und sah die andere an. Er nahm einen kurzen Schluck von seinem Kaffee während er Natalees Gesicht betrachtete. Er fuhr sich mit der großen Hand über die Stirn, wusste immer noch nicht genau was er ihr sagen konnte.
"Ich war noch nie gut darin eine Familie zu haben aber... ich habe gesehen was passiert ist und. Als ich gehört habe was sie mit dir taten.. da habe ich" er verstummte, noch ein Schluck Kaffe. Noch mehr Schweigen.
Er mochte diese Frau vor ihm, war mit ihr fast mehr Verbunden als mit irgend einem anderen Menschen. Und außer ihr? Laura? Jack? Becca? Sie alle hatten ihr Leben und er? Er war allein.
"Wir könnten. Ich meine, wenn... ich würde mich in nichts einmischen aber wenn du jemanden brauchst mit dem du reden kannst, von dem du einen... einen... väterlichen Rat hören willst, dann bin ich für dich da!"

Sie durfte nicht weinen, durfte ihm nicht die Schwäche zeigen, die sie gerade in ihrem Inneren empfand und die ihr einen faustgroßen Kloß in den Hals schaffte, mit dem sie jetzt zu kämpfen hatte als sie ihren Blick von Oleg zurück auf die Tasse senkte, die vor ihr auf dem Tisch stand und die sie jetzt unstet von einer Seite des Tisches zur anderen schob. Sie durfte nicht weinen, durfte keine Schwäche vor denen zeigen, die sie im Grunde genommen beschützen wollte - durfte sich nicht selbst eingestehen, dass sie nicht sehr viel stärker war als jeder andere von ihnen, weil sie wusste, dass sie sie damit enttäuschen würde und vor allem, dass sie damit den anderen den Halt nehmen würde, den sie ihnen bislang geboten hatte. Es tat weh zu hören, was Oleg da sagte - es tat weh zu wissen, dass er sich nur an sie wandte, weil er sonst nicht mehr wusste, wohin mit sich und dass er im Grunde jetzt mit dem einzigen pokerte, was ihm noch übrig war und vor allem tat es weh, dass er sie in dieser Hinsicht nicht anders ausnutzte als jeder andere zuvor. Erneut blinzelte sie die Tränen in ihren Augen weg und schluckte schwer, konzentrierte ihren Blick auf die Kaffeetasse ehe sie mit den Schultern zuckte und den kurzen Moment nutzte, um ihrer Stimme wieder einen halbwegs festen Klang zu verleihen. Nicht weinen, nur nicht weinen, redete sie sich selbst wie ein Mantra ein.
"Du hast gesehen, was passiert ist und deswegen entschieden, dass es besser ist, dich auf meine Seite zu schlagen, statt wieder zurück zu Harper zu gehen", ließ sie dann verlauten und erneut huschte ein bitteres Lächeln über ihre Züge. Sie war müde und erschöpft von alledem, was passiert war - erschöpft davon, alles allein tragen zu müssen und verletzt aufgrund all der Toten, die sie zu verantworten hatte. Es war ihre Entscheidung gewesen zu gehen und das Team allein zu lassen und nur weil sie nicht da gewesen war, war ihnen das alles passiert - nur weil sie nicht da gewesen war, hatte Robert sie gefangen nehmen und an den Rat ausliefern können. "Du brauchst mich nicht mehr zu belügen oder mir irgendetwas vorzuspielen, was du nicht willst. Wenn du auf das Schiff willst, damit du hier nicht stirbst, ist das okay. Aber du musst mir keine Stütze sein, wenn du das nicht willst und wenn es dich im Grunde genommen doch nicht interessiert, solange ich nur die richtigen Entscheidungen treffe."

"Das ist es nicht" meinte Oleg langsam, wenngleich er sich auch für die Worte verfluchte, die sie hatten glauben lassen, dass er sie einzig und allein benutzte. Andererseits - so falsch lag sie doch nicht, oder? Natürlich wollte er für sie da sein aber... natürlich nutzte er es. Und natürlich würde er ohne sie sterben.
Er massierte sich mit eisigen Fingern die Augenlider, genoss für einen kurzen Moment die eisige Kühle, die sich nun über seinen Augen ausbreitete und richtete danach noch einmal den Blick auf die Frau, die er als Tochter kennen gelernt hatte. "Hör mal" meinte er schließlich und seine Stimme war rau, wenngleich auch fester als es zuvor der Fall gewesen war.
"Ich kann dir für nichts irgendein Versprechen geben" erklärte er ihr langsam und versuchte die richtigen Worte zu finden. Er hatte sie mehr verletzt als alles andere - mehr als das er es wieder gut machen konnte. "Ich komme auf das Schiff. Und ich bin da wenn du mich brauchst, wenn du zu mir kommen willst. Ich will dir beistehen. Ob du das annimmst, ob du mich noch einmal sehen willst. Das ist deine Entscheidung"

"Weißt du, in der Simulation hatte ich eine Familie - ich bin aufgewachsen und hatte jemanden, an den ich mich wenden konnte. Jemanden, der mir sagen konnte, was ich tun soll, wenn ich nicht weiter wusste und der sich ab und an mit mir hingesetzt hat und nicht von mir verlangt hat, alles allein zu tragen und hier ... hier sitze ich hier und ich habe niemanden, an den ich mich wenden kann. Mein Team verlangt von mir, dass ich aufrecht stehe, obwohl sechs unserer Leute getötet wurden, der Rat hat Tests durchgeführt und alles, was ich dort in dem Turm getan habe, war nicht einmal wirklich ich. Mir tut mein Kopf seit Tagen weh und wann immer ich die Augen schließe, höre ich die Stimme der Reaper, die mir sagen, ich solle einfach aufgeben - es würde alles leichter werden", sagte sie leise, nach einer Weile Stille und verfluchte sich im gleichen Moment wieder selbst für das, was sie gesagt hatte. Das hatte sie so nicht sagen wollen, das hatte sie so niemals sagen sollen - er war der Falsche für dieses Gespräch, er brauchte doch selbst den Halt und die Unterstützung und auszubreiten, was momentan im Argen lag, brachte sie hier doch keineswegs weiter und dennoch bewegten sich ihre Lippen immer weiter, sprachen all die Worte, die sie bislang immer in ihrem Inneren zurück gehalten hatte und für die ihr bislang noch niemand überhaupt Gehör geschenkt hatte.
"Und weißt du, was das Schlimmste an alledem ist? Ich fang an der Stimme zu glauben und ich spür, dass ihr Einfluss größer wird und ich hab Angst vor dem, was passiert - vor dem morgen und vor dem heute, aber das interessiert keinen von euch. Was bin ich denn für euch? Was? Eine Waffe? Irgendein Soldat, den ihr einfach so herum kommandieren könnt und der willenlos auf Befehle hört? Ich bin ein Mensch, Dad! Ich bin einfach nur ein einfacher Mensch und ich kann nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter, was ich noch tun soll ..." Während der letzten Worte war ihre Stimme erst lauter geworden bevor sie unter den aufkommenden Tränen vollständig brach und die junge Frau letzten Endes nur noch den Kopf schüttelte, sich mit den Handballen über die Augen strich. "Alles, was ich will, ist eine Familie. Irgendwen, der auch mal mir hilft und sich nicht andauernd auf mich verlässt ... das ist doch alles ..."

Oleg war still geblieben, als Natalees Ausbruch über ihn herein gebrochen war. "Hey..." meinte Oleg leise und legte seine große Hand auf ihre Kleinere.
"Kleine" meinte er leise, trotz all der Angst um Sie froh darum nun etwas zu haben mit dem er arbeiten konnte - Probleme. Die konnte er lösen, besser lösen als emotionaler Ballast.
"Ich kenne deine Situation Natalle. Aber auch ein Anführer muss sich einmal zurücknehmen... und genau das wird dir nicht ermöglicht... auch ich habe einst Leute verloren. Ich kenne den Schmerz und er wird niemals aufhören Natalee. Niemals. Du kannst nur lernen diesen Schmerz als Antrieb zu nehmen - für diejenigen zu Kämpfen die noch Leben und leben werden" erklärte Oleg ihr und sein Gesicht wurde von Sorgesfalten zerfurcht.
"Ich... wünschte ich wäre früher für dich da gewesen" erklärte er und umfasste langsam ihre Hand. "Wir müssen zur Chronos" erklärte er dann jedoch im Flüsterton, sah Natalees Gesichtsausdruck. "Nein, versteh mich nicht falsch. Die Stimmen... die Indoktrination. Jack hatte all dies auch - alles. Wir... haben eine Möglichkeit gefunden. Eine Chance das rückgängig zu machen. Eine Maschine die... aber die ist auf der Chronos. Zumindest was das angeht kann ich dir eine Lösung anbieten!" erklärte er ihr und fuhr ihr mit der Hand kurz durch das lange, schwarze Haar.
"Und was alles andere angeht - die Zeit wird vieles heilen. Auch wenn es dir jetzt nicht so erscheinen mag"

Erneut schüttelte sie den Kopf, wollte gar nicht mehr darüber nachdenken, was es bedeuten würde, wenn sie sich jetzt einfach zurück zog und sich selbst damit befasste, dass sie die Indoktrination wieder unter Kontrolle brachte - es ging nicht, sie konnte sich nicht die Zeit nehmen, sie konnte nicht verlangen, dass sich irgendjemand anderes darum kümmerte, während sie einfach die Füße hoch legte. Es ging einfach nicht und es gab Tausende von anderen Menschen, bei denen es weit wichtiger war, dass sie behandelt wurden. "Ich kann das nicht - ich kann mich nicht zurücknehmen. Saren und die Sovereign sind da draußen, Robert ist mit meinem Schiff unterwegs - ich kann das nicht. Ich komm mit den Reapern schon zurecht, das ist okay", wehrte sie schließlich ab und brachte erneut ein sachtes Lächeln auf ihre Züge, welches erneut nicht auf ihrem Gesicht halten wollte und erneut davon abperlte, als hätte es sich niemals darauf befunden. Die Indoktrination eindämmen klang so gut und so verlockend - nicht mehr die Stimmen in ihrem Kopf zu hören, nicht mehr den dunklen Einfluss in sich selbst zu spüren und eine einzige Nacht wieder wirklich schlafen zu können, aber das war nun einmal nicht möglich. Ausruhen würde sie sich können, wenn sie tot war und solange ... solange würde sie eben kämpfen müssen bis die Galaxie endlich in Sicherheit war, bis sie sich beruhigt zurückziehen konnte oder in dem Gefecht mit den Reapern starb.
"Ich kann das einfach nicht ... wir haben nicht die Zeit dafür", versuchte sie es erneut und schüttelte erneut den Kopf, wehrte abermals den Gedanken ab, der sich in ihrem Kopf festzusetzen drohte und der ihr all das nur noch viel schwerer machte als es ohnehin schon der Fall war. "Ich muss nur so lange durchhalten bis die Reaper hier sind. Das hab ich schon einmal geschafft, auch wenn ich weiß, dass ich das dieses Mal nicht überleben werde ... dieses Mal werd ich nicht mehr den Sonnenaufgang sehen und wissen, dass alles gut wird. Ich weiß, wie ich sie bekämpfen muss - sie haben mir all das gezeigt und vielleicht ... helf ich euch damit sogar noch irgendwann."

"Vergiss das" meinte Oleg und seine Stimme war schroffer als zuvor.
"Was glaubst du denn? Das du das als Mensch weiter so durchhälst?" fragte er sie und spürte wie sich zum ersten Mal in seinem Leben echte Sorge in ihm hoch frass.
"Nein - warte, anders gesagt: Wenn du schon so darauf fixiert bist. Glaubst du denn wirklich du wirst auch nur irgendetwas gegen die Reaper tun können, wenn sie beschließen dich zu übernehmen? Was glaubst du passiert mit deinem Team wenn dich die Reaper als einen ihrer Agenten benutzen? Du willst die Leute da draußen beschützen? Die Reaper aufhalten? Deinem team bis ans Ende zur Seite stehen? Dann musst du die Indoktrination eindämmen! Das sage ich dir als Vater - du wirst da draußen nichts erreichen wenn du nicht zuerst die Indoktrination abschottest! Du musst dir selbst etwas Zeit geben ansonsten kannst du nichts erreichen!" er hoffte sie wenigstens auf dieser Ebene zu erreichen

Josh hatte schon seit einer ganzen Weile vor dem Restaurant gewartet um Natalee daraufhin abzupassen, bisher war sie jedoch nicht heraus gekommen. Sein nervöser Blick ging immer und immer wieder auf die Uhr, doch es änderte sich nichts. Schließlich beschloss er selbst nachzusehen und sich zu vergewissern, das es Natalee gut ging. Schwer waren sie nicht zu finden, mit Oleg am Tisch waren sie kaum zu übersehen, sodass Josh recht schnell den freien Stuhl ansteuerte, der direkt neben ihnen stand. Er hatte sich mehrmals mit Nathan darüber unterhalten, kurz mit Natalee gesprochen, doch war diese eher zurückhaltend gewesen. Nach all dem was passiert war, war es kaum vorstellbar das man einfach wieder in den Sattel kam, sagte das irgendetwas schlecht gelaufen war und es fortan besser machen würde. Genau darauf verließen sich jedoch alle. Ein Trugbild, das im Grunde, wenn man nur einmal fünf Minuten darüber nachdachte, gar nicht real sein konnte.
"Hey, ich hoffe ich störe nicht bei irgendwas." Meinte Josh im gedämpften Ton. "Ströts wenn ich mich setzte?" Beide sprachen kein Wort und allein an ihren Blicken, konnte an bereits erahnen wie dieses Gespräch bisher verlaufen war. "Natalee.." Fing er daraufhin an. "Ich bin hier weil Nathan sich Sorgen macht, weil ich mir Sorgen machen und weil sich das restliche Team Sorgen macht, was dich betrifft. Wie es dir geht und, naja du weißt - nach allem was passiert ist. Du sprichst nicht sonderlich viel darüber, deswegen bin ich jetzt hier."

Sie war gerade noch im Begriff gewesen Oleg zu antworten als plötzlich Joshs Stimme neben ihnen beiden erklungen war und vollkommen automatisch zuckte Natalee zusammen und zog ihre Hand wieder zurück, die zuvor noch die weit größere von Oleg umklammert gehalten hatte, als könne sie daran einen Halt finden. Sacht nur schüttelte sie in die Richtung des Älteren den Kopf und machte ihm damit deutlich, dass sie nicht weiter darüber mit sich reden lassen würde, selbst, wenn sie seine Argumentation durchaus verstanden hatte, aber es ging nun einmal nicht - sie hatten keine Chance von der Citadel wegzukommen, es gab kein Schiff, mit dem sie zur Cronos hätten fliegen können und selbst, wenn sich dieses Problem gelegt hätte, dann war doch noch immer Saren hinter ihnen her, der nur darauf wartete, dass er sie in die Finger bekam. Wenn er vorher ein Portal für die Reaper öffnen würde, dann war alles verloren und sie würden allesamt sterben, weil sie unvorbereitet waren und genau das konnten sie nicht in Kauf nehmen.
"Ist schon okay - mach dir keine Gedanken", wehrte sie Joshs Worte schließlich ab und zuckte gespielt leichtfertig mit den Schultern ehe sie nach ihrer Tasse griff und einen Schluck von dem inzwischen kalten Kaffee nahm, um auch den letzten Rest des Kloßes in ihrem Hals vollständig verschwinden zu lassen ehe sie sich verstohlen über die Augen wischte, um jedwede Spur von Tränen wegzuwischen. Er musste nicht sehen, wie es ihr ging - er musste nicht die ganze Wahrheit kennen, solange er selbst das große Päckchen betreffend der Indoktrination zu tragen hatte, bei dem ihm bislang noch niemand hatte helfen können und bisher wusste auch niemand etwas darüber, dass auch sie indoktriniert war und welche Auswirkungen es inzwischen hatte. "Wir hatten gerade darüber gesprochen, dass es vielleicht eine Lösung für die Indoktrination gibt, Josh - etwas, das dir besser helfen könnte als nur die Medikamente, auf die du jetzt angewiesen bist", begann sie ihm dann zu erklären und streckte noch einmal kurz die Hand aus, um die ihres Vaters zu greifen und sie sacht zu drücken, hoffend, dass der andere ihr Spiel mitmachte und ihr nicht auch noch in den Rücken fiel, wie es Nathan zuvor offensichtlich bei Josh getan hatte. "Was hältst du davon?"

"Ja, das stimmt" meinte Oleg leise und warf Natalee einen kurzen Blick zu. Sie wollte ihrem Team helfen, nahm sich jedoch völlig zurück und würde eher sterben als einen von ihnen zu gefährden. Es war, als würde er in die Vergangenheit schauen - wenngleich er auch hoffte, dass sie nicht so enden würde wie er.
"Wir könnten dorthin, sobald wir wieder ein Schiff haben" erklärte er und warf Natalee einen eindeutigen Blick zu, was er von ihrer Lüge hielt. Ihr nun aber in den Rücken zu falllen? Das würde nichts bringen und sie für weitere Hilfe von seiner Seite versperren.
"Außerdem haben wir dort vielleicht einige Aufzeichnungen die uns im Kampf gegen Saren helfen" fügte er anbei in der Hoffnung wenigstens somit Natalees Interesse mitzukommen zu wecken. Wenn sie sowieso da war, konnte sie sich auch die zwei Stundne für die Behandlung nehmen,

Überraschend war wohl die falsche Aussage, eher schockiert oder - gut um genau zu sein wusste er nicht einmal genau, wie er die Szenerie gerade wirklich betiteln sollte. "Das ... Natalee bist du dir sicher. Ich meine ich hab mich eine ganze Zeit lang mit Nathan unterhalten und.. Es ist okay wenn du einfach nur darüber reden willst oder einfach eine Auszeit brauchst, irgendwie Hilfe benötigst. Ich meine wir sind dein Team und wenn du von Jemanden Hilfe erwarten kannst, dann von uns. Wir bekommen das schon ..." Er konnte es nicht wirklich glauben. Das Natalee hier saß und anscheinend alles geklärt war und das es nun wohl eine Maschine gab, die einen von der Indoktrination befreien konnte. "Natalee bist du dir sicher?" Er machte sich einfach Sorgen um die Freundin, die sie inzwischen seit längerem war und die ihn bisher bei jeglichem beigestanden hatte, selbst als sich für ihn heraus gestellt hatte, dass er indoktriniert war.
Seine Augen wanderten währenddessen immer wieder zwischen Natalee und Oleg hin und her, während er versuchte zu erkenne ob die beiden ihm hier wirklich die Wahrheit auftischten, doch war er nie sonderlich gut darin gewesen, aus der Mimik anderer etwas zu erkennen.

Oleg unterdrückte ein Seufzen. Ihm gefiel es nicht, dass Natalee sich derart aus der Verantwortung um sich selbst zog. Sie wollte auf jeden Achten ohne auch nur eine Sekunde über sich selbst nachzudenken - doch auf der anderen Seite. Wenn es das war, was sie wollte. Wie konnte er sich dann erdreisten darüber ein urteil zu fällen und zu entscheiden diese Scharlatanerie auffliegen zu lassen.
"Josh, wie gesagt das Angebot steht. Wir können damit natürlich nicht die Indoktrination auf einen Schlag auslöschen - allerdings ist es möglich diese zurück zu drängen" erklärte er und nickte langsam, ehe er Natalee noch einen letzten Blick zuwarf.
"Ich denke, Natalee hat all das schon durchaus unter Kontrolle wenn Sie dir das sagt. Wir müssen nun erst wieder eine neue Richtung einschlagen. Nachdem Eversman die vancouver gesothlen hat - es wird nicht einfach, aber es ist machbar" was er davon hielt sagte er nun nicht. Ebenso wenig, dass er fand das Natalee sich absolut übernahm. Aber ihr vor einem ihrer Leute in den Rücken fallen? Nein, das konnte er nicht - dafür war er zu lange selbst Captain gewesen.

Er wollte gerade zu einem weiteren Satz ansetzen, als er das klirren von Glas hörte, welches in sich zusammenbrach. Er spürte wie sein Adrenalin durch die Adern schoss, ehe sich ein blauer Schimmer um ihn ausbreitete. Ein brennender Schmerz durchzuckte seine Leber als er nach hinten gerissen wurde, die Lehne seines Stuhls zersplitterte und Oleg keuchend auf dem Boden landete.
Seine weiße Admiralsuniform, welche er noch immer voller Stolz trug verfärbte sich nur all zu schnell rot, während das Blut in Stößen aus dem etwa daumengroßen Loch floss.
Er keuchte, biss die Zähne zusammen und drückte seine Hand auf die Wunde. "Runter!" bellte er und trat mit aller Kraft die ihm noch verblieb gegen das Tischbein, riss den Tisch um und erschuf somit einen Sichtschutz.
Was zur Hölle war passiert? Die Spinne dachte Oleg - er hatte nicht den Schützen gehört, sondern das Glas. Sein Schild war angesprungen aber zu spät und statt das es die Kugel abblockte war diese nur umgeleitet worden. Wie schlimm es genau war konnte er nicht genau sagen. "Private bringen sie den Captain hier aus dem... Restaurant! Gehen sie durch die Küche und den Hinterausgang... das ist ein Befehl" fluchte er, während er keuchend den fiebrigen Blick auf Natalee hielt. spürte wie weiter Blut aus der Wunde floss. "Und bleibt unten!" meinte er nun lauter, da im Restaurant allgemeines Chaos ausgebrochen war.

Erschrocken hatte sie kurz aufgeschrien ehe das Adrenalin jedwede Arbeit übernommen hatte und sie sich instinktiv nach unten gerettet hatte, während schreiende Zivilisten versuchten sich um sie herum in Sicherheit zu bringen, Tische umgestoßen wurden und Menschen einander umstießen, ohne auf ihre Nebenmänner zu achten oder Rücksicht auf den einen oder anderen zu nehmen. Das alles, die gesamte Szenerie wirkte wie aus einem schlechten Film, bei dem sie selbst nur der Zuschauer war - sie sah, wie ein Mann seine Frau hochriss und sie nach vorn stieß, wo sie unsanft am Boden landete bevor ein anderes Paar einfach über sie hinweg lief während sie verzweifelt am Boden schrie und versuchte wieder auf die Füße zu kommen, der Mann zerrte an seiner Frau, versuchte ihr aufzuhelfen, bevor auch er zu Boden gerungen wurde und dort regungslos liegen blieb. Der Geruch von verkohltem Essen drang aus der Küche an ihre Nase, der frische Wind, der durch die zerbrochene Glasscheibe in den großen Esssaal hinein geweht wurde und der sie frösteln ließ, Olegs wilde Befehle und Joshs irritierte Miene. Scharfschütze, schoss es ihr im nächsten Moment durch den Kopf und ihr Blick glitt hinüber zu dem großen Hochhaus auf der gegenüber liegenden Seite - ein kurzes Aufblitzen von Metall und die Reflexe, die man ihr über Jahre hinweg antrainiert hatten, retteten ihr das Leben, weil sie sich gerade noch rechtzeitig zu Boden drückte als die zweite Kugel in dem Metall des Tisches einschlug.
"Dad!", presste sie wenig später über die Lippen und rutschte zu dem Älteren hin während ihre Hände zitternd zu der Wunde an seinem Bauch glitten und die Finger darauf pressten, um die Blutung unter Kontrolle zu halten. "Ich geh nicht ohne dich hier weg", stellte sie klar und lenkte ihren Blick hinüber zu dem Älteren, hin zu seinem kalkweißen Gesicht, aus welchem er sie angestrengt musterte und sie spürte die Angst, den anderen zu verlieren, in sich aufsteigen, ihre kalten, klammen Hände nach ihrem eigenen Herzen ausstrecken und dieses zusammen drückend. Er durfte nicht sterben - er durfte nicht einfach hier sterben, nicht nachdem sie doch gerade erst alles besprochen hatten und wieder ein Ziel vor Augen hatten. "Niemand wird zurückgelassen, Dad - erinnerst du dich noch?", setzte sie hinterher um den anderen bei Bewusstsein zu halten während sie spürte, wie das Blut ihres Vaters dickflüssig aus der Wunde heraus rann und ihre eigenen Finger verklebte. "Josh! Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen! Ich kann uns mit Biotik schützen!"

"C - Sicherheit! Bleiben so ganz ruhig!" Ryan stapfte mit einer Schutzweste und einer Pistole bewaffnet durch den Eingang und innerhalb von Sekunden viel sein Blick auf das geborstene Fenster, ehe auch er unter einem der Schüsse kurz zusammen zuckte. Der Restaurantbesitzer hatte den stillen Alarm betätigt und somit alle C Sicherheitskräfte informiert, die in unmittelbarer Nähe gewesen waren. Es war seltsam das an einem seiner letzten Streifzüge, bevor er auf der Vancouver dienen würde um dort die Interessen des Rates zu wahren, noch etwas derartiges miterlebte. Schlägereien, Betrug, Versicherungskrisen... all dies war Standard auf der Citadel, wobei es immer auf den Bezirk ankam, doch ein Schusswechsel? Es gab maximal einen gemeldet Fall in einem ganzen Jahr und selbst dann waren es oft nur Kleinkalibrige Waffen gewesen. "Ryan Lewis - brauche Unterstützung und einen Krankentransport beim Aragia, Schütze im gegenüberliegenden Gebäude - vermutlich Heckenschütze." Die Leute lagen noch immer flehenden und weinend am Boden, während Ryan langsam die ersten Schritte ans Fenster machte, ehe direkt neben ihm ein Schuss ein schlug. "Gehen sie nacheinander durch die Vordertür und den Seiteneingang in der Küche! Bleiben sie auf dem Boden und unterhalb der Fenster!"
Er selbst nahm an unter dem Fensterbrett Deckung, gab den Zivilisten abermals mit einer Handbewegung zu verstehen, das sie sich zum Ausgang bewegen sollten. Gleichzeitig gab er selbst Schüsse auf das gegenüberliegende Apartment ab und zwang den Scharfschützen somit, selbst Deckung zu beziehen.

Oleg wollte ihr widersprechen, ihr sagen das sie sich selbst in Sicherheit bringen sollte, als auf einmal Ryan Lewis durch die Tür kam und er spürte einen tiefen Stich im seinen Herzen.
Natürlich hatte Natalee dies mitbekommen... sie hatten damals die Profile mehrerer Menschen durch ihr System gejagt und aufgrund der Ergebnisse und Messwerte jene Personen ausgewählt, die am besten in die Simulation passen würden. Jack hatte darauf bestanden, dass man Persönlichkeitsprofile erstellte und diese in die Simulation übernahm, damit sich die Menschen so echt wie möglich verhielten.
All dies hatte er Natalee nicht erzählt. Ryan wusste nichts von ihr, nichts von dem Projekt. Es war ein Zufall gewesen... genauso wie es ein Zufall war, dass er nun eben in jenes Restaurant kam.
"Natalee" meinte er leise, als er das erkennen in ihren Augen sah. Er musste ihr doch noch etwas sagen. Musste ihr doch erklären... ihr endlich die Antworten schuldig werden, die sie verdient hatte. Er spürte wie sich schwarze Ränder um seine Sicht bildeten.
"принце́сса" dann verlor er das Bewußtsein.

Die Tür glitt auf und ein Name wurde genannt, welcher ein tiefer Stich in ihrem Herzen war und als sie den Kopf hob, blickte sie in das Gesicht eines Mannes, den sie kannte wie keinen anderen und den sie über all die Zeit hinweg schmerzlich vermisst hatte. Das Gesicht des Mannes, der einmal ihr Bruder gewesen war und dessen Gesicht sie auch jetzt noch deuten konnte wie kein anderes - sie kannte jede noch so kleine Regung in seiner Miene, jede Veränderung in seiner Stimme und jeden Versuch die verängstigten Besucher zu beruhigen während er die Situation unter Kontrolle zu bekommen versuchte. Da vorn stand Ryan. Ihr Ryan - ihr Bruder, derjenige, an den sie sich immer hatte wenden können und der ihr immer der wichtigste Haltepunkt in ihrem Leben gewesen war. Es war ein seltsames Gefühl, das sie durchströmte als sie den Blick auf ihn gerichtet hatte - eine Mischung aus Erleichterung, Freude und Schmerz darüber, dass er sie nicht erkannte und dass sie hier in der Wirklichkeit einander nie begegnet waren. Hier in dieser Wirklichkeit gehörte sie nicht zu seiner Familie, wenngleich sie auch am Liebsten aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen wäre, doch das ging nun einmal nicht - sie konnte das nicht einfach so tun und genau dieser Gedanke war der, der am schlimmsten schmerzte.
Dann allerdings hörte sie das letzte, keuchende Wort ihres Vaters und mit einem Mal war der gesamte Zauber der Situation vorüber und Hektik kehrte wieder ein. "Dad! Komm schon!", versuchte sie es und rüttelte den anderen noch einmal, nachdem sie eine Hand von seiner Wunde gelöst hatte, aber es änderte sich gar nichts - er wachte noch immer nicht auf, egal wie sehr sie es versuchte. Die Angst kehrte wieder zurück, nahm sie vollkommen ein während sie fieberhaft über das nachdachte, was sie tun konnte, um Oleg zu helfen, aber sie wusste nichts und es war inzwischen schon so viel Blut, das ihre Kleider und Haut wie ein dünner Film überzog. Sie mussten irgendwas tun können, bevor er hier einfach starb. "Dad, bitte! Du kannst nicht einfach sterben! Komm schon! Mach die Augen auf!", flehte sie leise, selbst, wenn sie wusste, dass es nichts mehr brachte. Sie brauchten Medigel - irgendetwas, das die Wunde verschloss, verhinderte, dass er verblutete, aber sie hatten gar nichts bei sich.

"Los, Los!" Inzwischen waren so gut wie alle Zivilisten aus dem Restaurant heraus gekommen und der Schütze hatte inzwischen scheinbar die Geduld verloren oder das Einsatzkommando gewittert, das ihm inzwischen auf den Fersen war. Erschöpft sah er sich im Raum um, konnte jedoch hinter einem Tisch noch immer Geräusche vernehmen. Er behielt seine Waffe zur Sicherheit in der Hand, konnte jedoch, als er hinter diesen blickte, drei Menschen sehen, von denen einer mit geschlossenen Augen am Boden lag. "Scheiße." Er ließ die Waffe achtlos zur Seite gleiten, schob die beiden anderen Personen die besorgt um ihn standen zur Seite und besah sich die Wunde des Mannes. Es quoll noch immer Blut daraus hervor und die Kleidung lies darauf schließen, das er schon einiges davon verloren hatte.
C - Sec Beamte hatten für solche Fälle glücklicherweise medizinisches Medigel in ihren Universalgeräten, welches deutlich schneller und stärker wirkte und genau dieses trug er großzügig auf die Wunde auf ehe ein, fast routinierter Griff zu dem Handgelenk des Mannes ging. "Nein, nein nein nein..." Er prüfte es noch einmal am Hals, konnte jedoch nirgendwo einen Puls fühlen. Er wusste nicht wie lange die Notfallkräfte noch brauchen würden, doch konnte er den Mann vor hier nicht einfach so sterben lassen. Er machte dessen Oberkörper frei, ballte beide Hände übereinander und begann mit der Herzdruckmassage. Das leise zählen beruhigte ihn ein Stück weit, nichts desto trotz konnte man an seinen Händen erkennen, das er stark zitterte. "Komm schon..." Er öffnete den Mund des Mannes, führte die Reanimation weiter und wiederholte den Vorgang dann. Nach eine, für Ryan schier endlosen Zeit, welche jedoch vermutlich jedoch nur dreißig bis vierzig Sekunden war, hörte er das abgebrochene atmen des Mannes. In just diesem Moment hörte man, wie Schritte an der Tür ankamen. Sanitäter, sowie vier weitere C - Sec Beamte durchkämmten den Raum, wobei die Sanitäter innerhalb kürzester Zeit bei Oleg angekommen waren und diesen auf eine Trage hievten.

Benommen und wie in Trance blieb sie einfach neben ihrem Vater sitzen, hielt dessen kalte, klamme Hand umschlossen während sie im Stillen in jeder einzelnen Sekunde lang darum betete, dass er den Anschlag überlebte während Ryan noch immer über den Älteren gebeugt war und versuchte, ihn wieder zu stabilisieren. Ihr eigenes Herz schlug ihr kräftig gegen den Brustkorb, schmerzte bei jedem einzelnen Schlag  während sie wieder und wieder über die Hand des Älteren strich und ihn stumm dazu antrieb doch wieder die Augen zu öffnen. Es waren so viele Tote während der letzten Zeit gewesen, so viele Freunde, die gestorben waren, ohne dass sie hatte etwas dagegen unternehmen können - nun auch noch hilflos neben dem Körper des einzigen Mannes sitzen zu müssen, der ihr jemals auch nur im Ansatz die Hoffnung auf eine Familie gegeben hatte, war eines der härtesten Dinge, die sie bislang jemals hatte durchstehen müssen. Unruhig kaute sie sich auf der Unterlippe herum, grub ihre Zähne immer wieder hinein und erst als das keuchende Atmen Olegs wieder erklang, atmete sie hörbar erleichtert auf und strich behutsam noch einmal über die Hand des Älteren.
"Es wird alles wieder gut, Dad. Du kommst wieder auf die Beine, hörst du?", versprach sie ihm leise als die Rettungskräfte ihn auf eine Trage legten und empor hoben, einen kurzen Moment lang stockten, welchen Natalee nutzte, um zitternd ebenfalls auf die Beine zu kommen und erneut zu ihm heran zu treten. "Siehst du? Niemand wird zurück gelassen", ließ sie ihn noch wissen und lächelte ein sanftes, aufmunterndes Lächeln ehe er aus dem Raum gebracht wurde und ihr damit die Möglichkeit gegeben wurde, sich Ryan zuzuwenden, welcher noch immer bei ihnen stand. Es war so unfair, fiel es ihr einmal mehr auf, als sie ihren Blick noch einmal über sein Gesicht wandern ließ und erneut ein tiefer Stich ihre Brust durchzuckte. Sie hätte nur die Hand ausstrecken müssen, hätte nur zwei Schritte nach vorn machen müssen, um ihm einfach um den Hals zu fallen und in seinen Armen die Sicherheit zu finden, die sie bislang noch nirgends sonst in dieser Form gefunden hatte. Immer wieder erinnerte sie eine Stimme in ihrem Kopf daran, welche Erfahrungen sie einst miteinander gemacht hatten - wie sehr sie aneinander gehangen hatten und welchen großen Unterschied es jetzt gab und letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig als ein leises, beinahe schon ersticktes "Danke ..." von sich zu geben. Es waren Momente wie diese hier, in denen sie am Liebsten in der Simulation geblieben wäre - am liebsten dort geblieben wäre, wo sie ihn noch bei sich hatte.

Sein Herz fühlte sich noch eine ganze Weile lang so an, als würde es ihm gleich aus der Brust springen. Als sich dies endlich wieder normalisiert hatten waren bereits ein paar der Pflegekräfte da und hüllten die Sowohl Natalee wie auch Josh in eine große Decke. ehe man sie vor die Tür führte. Im Vorraum des Restaurants waren inzwischen einige Zivilisten untergebracht, welche ebenfalls mit dem Schock zu kämpfen hatten. Andere Wiederum diskutierten gerade mit zwei anderen C - Sec Beamten vor der TÜr und gestikulierten dabei wild. Im Stillen sprach Ryan sein Mitgefühl für die beiden Kollegen aus, denn es gab nicht vieles das schlimmer war, als die Androhung eines erschreckend Zivilisten, noch dazu wenn er es sich leisten konnte, eine Klage zu erheben, die Hand und FUß hatte.
Nach und nach wurden ein paar heiße Getränke verteilt, während langsam ein leises Raunen brüchiger Gespräche in dem Raum aufkam, in jedem Fall besser, als ein betretenes Schweigen. "Gerne." Meinte er schließlich und kniete neben Natalee und Josh, welche man an einen Platz an einer Säule gedrückt hatte. "Das Danke, von vorhin - du weißt schon." Erst nach dem reichlich verwirrten Blick der jungen Frau hatte er erkannt, das es wohl recht seltsam wirken musste so viel später eine Antwort auf ihre Frage zu geben. "Ich hab mich grad mit dem Sanitäter unterhalten - er hat kurz Rücksprache mit ein paar Leute gehalten, die mit dem Mann zum Huerta Krankenhaus unterwegs sind. Er wird wieder." Auf Dauer jedoch belastete das knien die Gelenke reichlich und er ahnte bereits, das ihm nach diesem Akt noch eine halbe Nacht Papierkrieg bevor stand, weswegen er sich noch einmal umdrehte und dann kurz setzte. "Wie gehts ihnen beiden? War sicherlich ein ziemlicher Schock.."