Brücke

Ian sah noch immer begeistert auf die Anzeigen, die allesamt korrekt leuchteten Und langsam erstreckte sich vor ihnen die weite der Galaxie. Die Vancouver war noch immer im Startprozess, jedoch konnte hatte bereits der Teststart alle wichtigen Voraussetzungen erfüllt und gezeigt, das die Systeme und der Antrieb Einsatzbereit waren. Nichts desto trotz schlug ihm jetzt das Herz fast bis zum Hals, während er hinter dem Sessel stand, in dem Becca saß.
Ihre Eltern hatten sich letzten Endes darauf eingelassen das sie den Posten als Co Pilot übernahm und dem reibungslosen Ablauf mit dem anderen Piloten zufolge schien bisher auch alles Reibungslos zu funktionieren, wobei es erstaunlich war das Rebecca von Schiffen derart viel wusste, auch wenn ihr eigentlich Lehrfach in einer gänzlich anderen Richtung lag.
"Ladys and Gentleman, der Jungfernflug der Vancouver hat begonnen." Von den Navigatoren und Technikern auf dem Rest der Brücke war lautes Klatschen zu hören und Ian konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Es war das erste Schiff an dem er selbst mitgearbeitet hatte, ein enorm wichtiger Auftrag und wie es schien, funktionierte alles einwandfrei.
"Und? Wie fliegt sie sich?" Erkundigte er sich schließlich bei Becca und legte kurz darauf die Hände erneut um deren Sessel, der ein wenig tiefer gelegt war, genauso wie der Pilotensitz, um an alle Instrumente heran zu kommen.

Hartes, metallisches Scharen war hinter Ian zu vernehmen, als Metall über Metall sirrte und Hunters angeschärfte, hakenbesetzten Füße gegen den Boden schlugen, dabei bei einem besonders energischen Schritt Funken stoben ließen. "Ich hoffe doch, dass sie sich gut fliegt" tönte die dunkle Stimme aus den am Kehlkopflautsprechern, welche seine angeschlagenen Stimmbänder ersetzte.
"Immerhin hat der Erleuchtete sehr hohe Summen in dieses Projekt investiert - und in ihre Ausbildung. Sie sollten sich geehrt fühlen an solch einem großartigen Projekt teilhaben zu dürfen Mister Stevens" erklärte Hunter und nickte diesem zu.
"Agent Hunter - ich bin für die Sicherheit dieses Schiffes zuständig" meinte er und warf dabei Becca einen Blick zu. So lautete zumindest sein normaler Auftrag. Das Schiff war im Moment jedoch nur sein Sekundär-Ziel, während sich sein Primär Ziel auf den genetischen Abkömmling des Erleuchteten und seiner Schöpferin hin verändert hatte.

"Hey Hunter."
Rebecca ließ sich davon nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen, dass mit einem Mal die dunkle Stimme des Agents hinter ihnen beiden erklang und sich in das kurze Gespräch einmischte, das sie mit Ian begonnen hatte. Hunters Anwesenheit war eine Idee ihrer Eltern gewesen und so sehr sie auch dagegen protestiert hatte, sie war den Cyborg nicht los geworden, so dass sie sich irgendwann einfach darauf verlegt hatte, ihn zu ignorieren und weiterhin ihre Arbeit zu machen. Inzwischen glitten ihre Finger kundig über die zahlreichen Instrumente, prüften Höhen und Geschwindigkeit und die Hitzeabstrahlung des Kerns - es lag alles im absoluten Normbereich und das Schiff, in welchen sie jetzt saß, flog bislang noch sehr ruhig durch das All. "Keine Abweichungen nach den Werten, die vorher schon festgestellt wurden. Wir halten Kurs, vom Kern entwickelte Hitze für Antrieb, liegt im berechneten Rahmen - Steuerung ohne Probleme", ließ sie dann erst die absolut professionelle Antwort folgen ehe sich ein breites Lächeln auf ihren Zügen abzeichnete. Sie liebte dieses Schiff jetzt schon, liebte es hier zu sitzen und damit durch das All zu fliegen, sich im Stillen vorzustellen, welche Abenteuer sie noch alles damit erleben könnte und wie viel Gutes man hiermit für die Menschen tun könnte.
"Aber um hier mal persönlich zu werden - das Schiff schnurrt wie ein Kätzchen und wird mit Sicherheit noch einige richtig gute Dienste leisten. Du hast hier echt was Großes geschaffen, Ian", ließ sie folgen und strich noch einmal verträumt mit den Fingern über die Steuerungskonsolen. Rebecca hatte früh das Fliegen gelernt und seither jede noch so kleine Möglichkeit genutzt, in welcher sie dieses Hobby ausleben konnte - es gab kein besseres Gefühl als selbst das Steuer in der Hand zu halten, zu sehen, wie die Welt unter einem immer kleiner wurde, die Schwerelosigkeit zu spüren, das grelle Leuchten, das einem vor den Augen abgespielt wurde, wenn das Schiff durch eines der Massenportale sprang, das leichte Ziehen im Kopf, das davon zurückblieb.

Ian musste im ersten Moment lächeln als er die komplett professionellen Worte aus Rebeccas Mund hörte. Sie hatte ihm mehr als einmal erzählt das sie einen wahren Narren am Fliegen gefressen hatte, das sie jedoch auch derart gut mit Schiffen umgehen konnte wunderte ihn. Dann, als mit einem mal eine düstere Stimme hinter ihm erklang, zuckte Ian im ersten Moment zusammen, ehe er, fast in Zeitlupe den Kopf über seine Schulter drehte und dann in die Augen von Hunter blickte, oder besser das Auge. Aus dem Gesicht des Anderen waren keinerlei Emotionen heraus zu erkennen. Allein der metallene Kiefer verlieh ihm ein Angsteinflößendes Gesicht, als er jedoch den restlichen Körper sah, welcher aussah als wäre er einzig und allein für den Kampf desingt worden, machte er vorsichtig ein paar Schritte zurück und schluckte nur schwer.
„Freut mich Agent Hunter.“ Fing er schließlich vorsichtig an und schüttelte die, ebenfalls metallene Hand des anderen, wobei die einzelnen Finger zum Ende hin spitz zuliefen, jede einzelne davon rasiermesserscharf. „Und ja, es ist mir eine Ehre hier arbeiten zu dürfen. Es ist eine Chance etwas von Bedeutung zu tun.“ Man hatte ihm gesagt das Jemand zur Sicherheit mit an Bord kommen würde, jedoch hatte er dabei nicht an einen Cyborg gedacht der tödlicher aussah als jeder Kroganer.
Einen Augenblick lang erholte er sich von dem Schock, wobei seine Augen noch immer Bände sprachen, ehe er eine Hand wieder an den Stuhl legte.
„Du machst das echt verdammt gut Becca, im Grunde hättest du eigentlich unsere Pilotin sein sollen.“ Ein kurzer, fragender Blick von dem eigentlichen Piloten ging kurz darauf zu Ian, dieser erwiderte die Geste jedoch nur mit einem schmalen Lächeln. Es war wirklich beeindruckend was Becca mit 17 Jahren zustande brachte, zumal sie nebenbei ebenfalls alles über das künftige Vermächtnis ihrer Eltern und dessen Führung lernen musste.

Hunter hob die Brauen, welche zu den wenigen Körperstellen gehörten, die er noch durch reine Willens- und Muskelkraft statt durch Maschinen und Naniten beeinflussen konnte, sagte jedoch nichts.
"Allgemein scheint sie als Teil des großen Teams tatsächlich sehr gute Arbeit geleistet zu haben. Sie können Stolz auf sich sein. Meine Analysen brachten keinerlei strukturell schwächere Stellen hervor. Auch gibt es kaum Schweißnahten und jene, die existent sind wurden vorbildlich verstärkt, so dass das Schiff im Falle eines angriffes nicht auseinander fällt. Sehr gut. Ich nehme an, die wenigen Strukturschwächen hat man ihrer Idee zu verdanken, möglichst wenige, aber dafür möglichst große Teile aus einem Guss herzustellen, welche dann nachher nur noch zusammengefügt werden müssen. Wenngleich ich mir sicher bin, dass man die Leistungsfähigkeit der Vancouver noch hätte steigern können, wenn man die erst kürzlich von der hochverehrten Doktor Evans entwickelten speziellen Naniten in die Zwischenwände der Vancouver eingesetzt hätte, damit sich diese bei Beschuss selbst regenerieren kann. Aber, die Feststellung solcher unregelmäßigkeiten gehört nicht zu meinen primären oder sekundären Aufgaben"

Erstaunt sah Ian in die Richtung von Hunter. „Danke für die netten Worte und ähm, was die Naniten angeht …“ Vollkommen verwirrt versuchte er seine Worte wieder in den richtigen Kontext zu setzten. Er wusste das die Cyborgs in vielerlei Hinsicht mehr Wissen hatten als normale Soldaten, sicherlich – es war die Elite von Cerberus, jene in die man das meiste Vertrauen setzte. Doch das sich Hunter derart gut mit dem Aufbau von Schiffen auskannte und ihm nun selbst Stärken und Schwächen seiner eigenen Konstruktion aufzählen konnte verblüffte ihn dennoch. „.. Wir haben überlegt sie mit einzubauen, jedoch ist die Technologie noch nicht ausgereift und dementsprechend könnte es zu Fehler bei den Messdaten im Cockpit kommen, zumindest bei einem Schiff von der Größe. Nachträglich jedoch kann man das ganze nach wie vor einbauen.“ Den Kommentar das Hunter erstaunlich viel wusste, verbiss er sich einfach und sah stattdessen noch einmal auf die Anzeige auf dem Cockpit, über welches noch immer größtenteils Beccas Hände flogen. Der Pilot musste kaum etwas selbst unternehmen, lediglich den eigentlichen Kurs des Schiffs steuern.
„Ich nehme an sie werden auch später derjenige sein, der das Team auf dem Flug begleiten wird Agent Hunter?“ Erkundigte er sich schließlich um eine möglich unangenehme Stille zu überbrücken. Hunter wirkte im Gegensatz zu den Prätorainern und trotz seines Aussehens nicht kühl oder distanziert, zwar nach wie vor professionell, jedoch noch mit einer gewissen Menschlichkeit, die er bei dem restlichen Sicherheitspersonal auf der Chronos schmerzlich vermisst hatte. „Im übrigen – wir müssen alles vom Schiff testen und haben extra die Freigabe von Cerberus bekommen, in diesem Gebiet ein paar Testschüsse abzugeben.“ Er wandte sich kurz ein weiteres Terminal, welches ein wenig Abseits des Cockpits stand. Kurz darauf war eine der Außenkameras zu sehen, welche auf die Thanix Kanonen schwenkte, die er in mühevoller Kleinarbeit mit dem Waffensystem der Vancouver eingestimmt und selbst noch einmal kalibriert hatte.

Mit leuchtenden Augen ruhte Rebeccas Aufmerksamkeit noch immer auf den Instrumenten des Schiffes und immer wieder tauschte sie einzelne Daten mit dem Piloten des Schiffes aus, während sie das Gespräch hinter sich schon wieder vollkommen ausgeblendet hatte. Diese Arbeit hier, hier zu sitzen und zu fliegen ... Ian hatte gesagt, sie solle hier die Pilotin sein und gemeinsam mit dem Schiff durch das All fliegen, Abenteuer erleben, Feinde vernichten, Weltraumschlachten - das alles klang wie in einem Märchen, ein weit entfernter Traum, von dem sie sich jetzt zu fragen begann, ob sie ihn vielleicht würde umsetzen können. Ihr Vater war selbst einmal ein Pilot gewesen, der im Krieg geflogen war und der all das kannte, der die Sehnsucht nach dem Fliegen kannte und vielleicht würde sie ihn einfach nur daran erinnern müssen, damit er zustimmte, auch sie fliegen zu lassen. Es hatte ihm immerhin nicht geschadet - er war dadurch erst zu diesem bemerkenswerten Mann geworden, den Rebecca so sehr bewunderte. Sie würde einfach mit ihm reden - er musste es ihr einfach erlauben.
"Meine Mutter meinte, es wäre nicht ausgereift genug, welche Wirkung sie für die Lebenserhaltungssysteme im Falle eines Lecks in der Außenhülle hätten und die Systeme hier sagen, dass eine Abschottung der betroffenen Gänge sinnvoller ist. Der Kosten-Nutzen-Aufwand ist zu hoch, als dass es sich rechnen würde und laut dem, was ich hier in den Daten erkennen kann, würde es zu lange dauern, das betroffene Material vollständig zu ersetzen. Die Lebenserhaltungssysteme des Schiffes würden kollabieren und auch die Crew in den sicheren Bereichen umbringen, außerdem ist es nicht sicher, wie sich die Naniten bei Schwerelosigkeit und Gravitation verhalten", ließ sie die beiden dann lapidar hinter sich wissen und zuckte mit den Schultern ehe sie einen kurzen Blick über die Schulter zurück zu Ian warf und dann endlich zu begreifen schien, was er ihr eigentlich da gerade gesagt hatte. Thanix-Kanonen ... die Außenbordkameras zeigten die Kanonen an. "Ich ... darf also ... schießen ...?", hakte sie nach und blinzelte für einen kurzen Moment ehe sie erneut den Kopf schüttelte.
"Wenn alle Funktionen des Schiffes ausgetestet werden müssen, dann brauchen wir Daten eines Massenportalsprungs betreffend der Funktionalität des ÜLG's."

ein Lächeln legte sich über Ians Gesicht, ehe er langsam von dem Terminal abließ. "Solange wir in einem der Rats Sektoren bleiben.“ Er konnte die Begeisterung förmlich in Rebeccas Augen erkennen, sie hatte sichtlichen Spaß daran das Schiff zu fliegen, eine Faszination die er nur allzu gut nachvollziehen konnte. Es war einer der Gründe gewesen warum er sich selbst irgendwas für dieses Studium angemeldet hatte, danach hatte sich so gut wie alles verselbstständigt und ehe er fragen konnte wie oder warum, hatte er bereits sein erstes eigenes Projekt gehabt. Die Raumfahrt war etwas faszinierendes, die Vorstellung das man ein Schiff durch das All steuerte und dabei alles Menschenleben in der Hand hielt, in gewisser Weise dafür verantwortlich war. Er selbst hatte ebenfalls einen Flugschein, jedoch hatte er nur selten die Gelegenheit gehabt diesen auch zu nutzen und so schnell und vor allem derart professionell wie Becca dies vor seinen Augen tat, konnte er nicht arbeiten. „Solange du zum Abendessen wieder zurück bist ist alles in Ordnung, ansonsten wird mir dein Vater wohl den Kopf abreißen.“ Neckte er sich schließlich und musste leise bei der Vorstellung lachen, doch vermutlich gab es bei ihrer Familie wirklich noch klare Zeiten wann gegessen wurde.
„Aber nach unserem Flug hier soll ich ohnehin eine Einschätzung deiner Fähigkeiten abgeben, zusammen mit unserem Piloten hier. Ist natürlich schwer zu sagen wie die Ausfällt, ich bin da recht kritisch weißt du?“ Neckte er sie nun weiter.
Sie war brillant was das Fliegen anging, das wusste sie vermutlich selbst, doch wollte er es nicht unbedingt aussprechen. Denn so sehr er Becca auch mochte, sie hatte ein Recht ausgeprägtes Ego das ab und zu wieder unter Kontrolle gebracht werden musste.

"Miss Evans" meinte Hunter leise, soweit dies denn möglich war. "Ich muss sie davon unterrichten, dass ihr Vater es nicht gutheißen wird, wenn wir den unmittelbaren Umkreis der Chronos mit ihnen an Bod verlassen. Und auch sie Mister Stevens - die genauen Befehle des Erleuchteten wurden, wenn ich mich recht entsinne auch ihnen mitgeteilt. Auch in diesen war die Eindeutige Aussage getroffen, dass der unmittelbare Umkreis der Chronos nicht zu verlassen ist. Dieses Schiff ist noch nicht registriert und könnte in einer Routine-Kontrolle für Probleme sorgen. Desweiteren folgt es nicht der Philosophie von Cerberus, dass ein einfacher Schiffs-Ingenieur der Tochter unseres Vorgesetzten, dem CEO der Cerberus Organisation Erlaubnissen zu erteilen hat, welche im direkten Widerspruch zu denen jenes CEO stehen!" erklärte er gelassen, wenngleich auch nachdrücklich. Hunter war nicht auf jede einzelne Regel der Organisation versessen, jedoch wusste er, dass man sich an Regeln zu halten und diese nur zu biegen hatte, wenn die Umstände dies erforderten. Dies war seine oberste Doktrin.

"Das Problem dürfte nicht allzu lange bestehen", ließ Rebecca Hunter lediglich schulterzuckend wissen ehe sie mit einer Hand eine direkte Verbindung zu dem Office ihres Vaters aufbaute und ihr bestes Klein-Mädchen-Lächeln auf das Gesicht brachte, das sie gerade zur Verfügung hatte und von dem sie wusste, dass es noch immer gezogen hatte - zumindest solange ihre Mutter nicht in unmittelbarer Reichweite stand und ihn vom Gegenteil überzeugte, aber für den Moment hoffte Rebecca wirklich wenigstens einmal Glück zu haben. "Daddy", begann sie mit leiser Stimme und blinzelte erneut. "Wir wollen nur kurz den ÜLG-Antrieb testen. In einem Ratssektor - ein einziger Sprung und wieder zurück und alles ist gut. Ich versprech, dass ich keine Dummheiten im Kopf hab und dass wir sofort zurückkommen. Hunter ist da und ich weiß, wo die Kapseln sind, dass ich nicht bleibe, wenn es gefährlich wird", begann sie dann und hoffte im Stillen darauf, dass weder Ian, noch Hunter damit anfangen würden, sich einzumischen und damit auch noch dafür sorgen würden, dass sie das Ganze gleich vergessen könnte. Wenn einer von beiden etwas Falsches sagte, dann würde ihr Vater dafür sorgen, dass sie sofort zurückkehren musste, indem er das Schiff einfach fernsteuerte - er war Pilot, er musste es einfach verstehen, weshalb sie das hier unbedingt ausprobieren musste und sie hatte immerhin versprochen, sich danach nur noch auf die Schule zu konzentrieren und sich keinen Unsinn mehr zu erlauben.
Es musste einfach klappen - nur ein einziges Mal, sie wollte nur ein einziges Mal selbst einen Massenportalsprung eingeben, nur ein einziges Mal selbst für den Antrieb verantwortlich sein, nur ein einziges Mal selbst die Koordinaten des Ziels eingeben und überprüfen, wie nah sie dabei gelandet war - das Adrenalin durch ihre Venen schießen spüren, während sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Es war nicht dasselbe, wenn man nur auf der Rückbank saß und darauf wartete zum nächsten System gebracht zu werden, um dort seine Termine wahr zu nehmen. Das hier bedeutete ihr alles.

Hunter starrte einfach nur ungläubig auf Becca, welche gerade einen direkten Link zum Office hergestellt hatte und öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, als ein kurzer Ruck durch das Schiff ging. Hunter befürchtete schon, dass sie nun wirklich ärger bekommen würden - immerhin hatte Rebecca gerade auf einem Testflug den direkten Kanal geöffnet und Hunter wusste, wie sehr der Erleuchtete darauf bedacht war sich nur in den seltensten Fällen zu zeigen - da fing ein vormals rotes Lämpchen an grün zu leuchten und eine angenehme VI-Stimme sagte leise, ÜLG-Sperre deaktiviert. E-Zero Kerne auf voller Leistung, bitte geben sie die gewünschen Koordinaten ein
Hunter blinzelte, sein tödliches Auftreten wich für einige Sekunden dem Gesicht eines verwirrten und höchst überforderten Cyborgs, ehe er seine Stimme wieder fand.
"Ähm... Pilot, sie haben ihre Anweisung gehört, geben sie - " der Pilot sah sich zu Hunter um, schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht" meinte er und Hunter knirschte mit den Zähnen. "Wollen Sie einen direkten Befehl etwa-" " Nein, nein!" unterbrach ihn der Pilot. "Ich kann wirklich nicht" erklärte er und deutete auf seinen Bildschirm.
"ID-Lock?" las Hunter vor, "Bitte loggen Sie sich ein... Rebecca Evans?"

Breit grinsend schob Rebecca sich von ihrem Platz hinauf und war mit einem einzigen Satz auf dem Pilotensitz drüben, auf welchem der ältere Mann zuvor noch gesessen hatte und der noch immer nicht so recht zu wissen schien, was hier nun eigentlich Stand der Dinge war, aber sie hatte dafür im Augenblick absolut keine Augen. Ehrfürchtig schob Rebecca ihre Hand in den Scanner, zuckte nicht einmal mit der Wimper, als eine kleine Nadel ihr in den Zeigefinger stach und die DNA-Analyse des Schiffes durchlaufen ließ ehe sich die Sperre entriegelte und das Schiff mit einem Rucken darauf reagierte, als die Triebwerke wieder ansprangen. Fasziniert glitten Rebeccas Augen über die zahlreichen Terminals ehe sie ihre Hand an einen der Hebel legte und die Geschwindigkeit des Schiffes erhöhte - kein einziger Ton drang durch das große Schiff, nichts, was von irgendeinem Crewmitglied bemerkt worden wäre als der Kern seine Leistung erhöhte und auch die Hitzeabstrahlung sich erhöhte, die durch den Maschinenraum an die Außenwände drang und von selbigen abgegeben wurde. Mit einem weiteren Tastendruck entfernte Rebecca die Tarnsysteme des Schiffes und überprüfte noch einmal die genaueren Daten des Schiffes während sie sich von der Cronos entfernten, nur um das Massenportal zu erreichen. Sie durfte den Sprung machen - sie durfte tatsächlich zwei Sprünge mit einem neuen Schiff machen, durfte als Allererste den Sprung durchführen, noch vor dem eigentlichen Piloten des Schiffes. Selig lächelnd checkte sie noch einmal die Systeme gegen und wandte sich an den eigentlichen Piloten des Schiffes.
"Abstrahlung in Norm?"
"Check."
"Tarnsysteme?"
"Heruntergefahren und auf Standby"
"Waffensysteme?"
"Standby"
"Antrieb auf voller Leistung?"
"Check."
"Massenportal in 11.000 km voraus. Nähern uns über Koordinaten 87/42 - Neigung südwest. Aktuelle Geschwindigkeit bei 252.538 - Beschleunigung auf 253.000."
Es war ein einziger kurzer Schlagabtausch, nicht mehr als das Austauschen von Informationen, die sie dem Piloten zu ihrer Rechten gab ehe das große Gebilde des Massenportals in Sichtweite kam und Rebecca noch einmal tief einatmete während ihre kalt gewordenen Finger die Koordinaten des Widow-Nebels eingab, in welchem die Citadel lag und das Portal sich aktivierte. Ein bläuliches Leuchten umgab das Schiff als Rebecca den ÜLG herunter fuhr, als die Energie des Portals die Außenwände umspielte und sich auf den Terminals die Energieentladung des Portals anzeigte und ein leises Ruckeln durch das Schiff glitt während sie ihre Finger noch immer um den Antriebshebel geschlossen hielt und angestrengt nach vorn starrte. Im Stillen betete sie dafür, dass alles gut ging, feuerte immer wieder das Schiff an, das inzwischen von der Energie des Massenportals nach vorn geschoben wurde ehe ein letzter Ruck durch das Schiff ging und sich die Welt vor ihren Augen in ein Farbenmeer aus Blau und Weiß verwandelte. Sekunden später tauchte ein anderes Ziel vor ihren Augen auf und Rebecca lächelte für sich selbst ehe sie sich zurück in den Pilotensessel sinken ließ.
"Entfernung zu Koordinaten ... 1200km."

Ian hatte das ganze still mit angesehen und spätestens als man den Unbekannten auf dem Schirm gesehen hatte, hatte er sich jeglichen Kommentar, genauso wie Hunter neben sich verbissen. „Becca das ähm ..“ Sie war wirklich talentiert was dies anging, doch hatte sie als Co Pilotin agiert, nicht selbst als Pilotin.
Als sie sich in den Pilotensessel setzte wusste er, dass alles bereits beschlossene Sache war und niemand mehr Einspruch erheben konnte, was ihnen also nur übrig bleib war das Hunter und er sich auf einen der Nebenplätze setzten und kurz darauf Sicherheitsgute und die Taille zogen, ebenso wie der Pilot der auf dem Co Piloten Stuhl Platz genommen hatte.
Hunter, welcher vorher noch derart kühl und ruhig gewirkt hatte, schien inzwischen selbst recht irritiert zu sein und als Ian nun noch einmal zu ihm sah, machte sich ein nervöses Lächeln auf seinem Gesicht breit, ehe ein starkes Rucken durch das Schiff ging. Ein paar Sekunden lang hielt er die Luft an, wobei ihm diese Momente vorkamen als würden sie Stunden dauern, bis er schließlich wieder Luft holte und im selben Moment das Ruckeln ein Ende nahm. Ein paar Sekunden lang erholte er sich von der Angst, dann erst realisierte er das alles gut gegangen war. Im selben Moment lief er nun zu Rebecca hinüber, welche noch immer mit einem seligen Lächeln in dem Pilotenstuhl saß.
„Das war echt ziemlich beeindruckend Becca.“ Gab er schließlich von sich und sah für einen Augenblick durch das große Cockpitfenster. „Schon mal darüber nachgedacht das ganze Beruflich zu machen? Ehrlich – ich musste damals selbst einen Lehrgang machen und die Abweichung ist trotz allem ziemlich gut.“

Hunter hatte seine Mikrofone aktiviert, als Ian so stürmisch auf Becca zugelaufen war, nur für den Fall das er etwas dummes tun würde und er zu einem späteren Zeitpunkt Aufzeichnungen brauchte.
Ians Testosteronspiegel war außergewöhnlich hoch gewesen, als sich dieser zu Becca begeben hatte, was bei Hunter wie im Protokoll vorgesehen sämtliche Alarmglocken läuten ließ.
Das der andere Becca nun eine andere Zukunft als der ihr vorgeschriebenen vorschlug traf bei Hunter nicht auf freudigen Boden.
"Miss Evans, wenn ich Sie bitten dürfte - ihr Vater bestand auf einen sofortigen Rückflug. Ich bin mir bewusst, dass sie diesen Moment auskosten wollen, aber..." er sah noch einmal kurz zu dem leuchtenden, beinahe strahlenden Nebel aus Sternenstaub, welcher sich um die Citadel herum befand und in einem sanften, blassen rotton glühte. "Fünf Minuten" fügte er schließlich hinzu und negierte damit seine zuvor getroffene Aussage.

Rebecca war bereits im Begriff gewesen zu protestieren, doch spätestens als Hunter seine eigene Aussage und die Bitte negierte, begann sie wieder zu lächeln und schob sich aus dem Pilotensitz hoch, nur um ein paar Schritte auf Hunter zuzumachen und selbigen dann wenig später überschwänglich zu umarmen. Sie hatte es geschafft - sie hatte den Massenportalsprung gemacht mit einer Abweichung, die vollkommen in Ordnung war, zumindest für die Verhältnismäßigkeit einer Amateur-Pilotin ohne Ausbildung, ihr Vater hatte es ihr erlaubt den Sprung zu machen und alles war gut gegangen - sie waren nicht in Tausende von Teilen zerborsten, niemand schoss sie ab und es gab keine weiteren Indifferenzen, alles war super gelaufen und Rebecca spürte noch immer die Glückseligkeit, die gerade in ihrem Körper vorherrschte und dafür gesorgt hatte, dass sie diesen Blödsinn gemacht hatte. Sie spürte das Metall von den mechanischen Teilen Hunters an ihren Rippen unangenehm drücken, aber für den Augenblick war ihr das egal - sie wollte irgendjemanden haben, der sich gerade mit ihr darüber freute und erst nach einigen Sekunden löste sie sich wieder von dem anderen, um zurück zu ihrem Pilotensitz zu kehren und ein anerkennendes Nicken von ihrem momentanen Co-Piloten dafür zu ernten.
"Wir fliegen wieder zurück, bevor wir hier Ärger kriegen", bestimmte sie dann und machte damit den ersten Schritt hin zu den Anweisungen ihres Vaters während sie ihre Finger erneut nach den Terminals ausstreckte, wenngleich auch Ians Aussage noch immer in ihrem Kopf herum spukte. Dachte er wirklich, dass sie Pilotin werden konnte, selbst wenn ihr Fachbereich doch eigentlich an einer ganz anderen Ecke lag? Sie konnte fliegen, daran bestand kein Zweifel, aber die Frage blieb, ob sie gut genug dafür war, um daraus einen Job zu machen und ob ihre Eltern das gut heißen würden. Vermutlich wäre ihnen wirklich lieber, wenn sie auf der Cronos blieb und eines Tages das Amt ihres Vaters aufnahm, aber solange wie er noch da war, würde sie doch fliegen können - solange würde ihr Vater ohnehin die Organisation führen und er würde das weit besser können als sie.
"Ian - denkst du echt, ich könnte das machen?"

Die Frage war heikel, er wusste nicht wie Beccas Eltern dazu standen und trotz ihrer Freundschaft waren es nach wie vor seine Arbeitgeber. Andererseits war Becca mit der Zeit eine wirklich gute Freundin geworden die ihm etwas bedeutete, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache das sie auf der Chronos die einzigen waren, die in etwa das gleiche Alter hatten. „Ich denke schon – ja. Denkst du wenn es anders wäre hätte ich dich gefragt bei dem Testflug mitzumachen?“ Es machte ihr sichtlich Spaß, was schon einer der wichtigsten Indikatoren dafür war das sie dafür geeignet war, doch auch das was er gerade gesehen hatte deutete darauf hin. „Ehrlich – ich habe mich eine ziemlich lange Zeit mit Schiffen beschäftigt und werde das wohl auch noch die nächsten paar Jahrzehnte meines Lebens und wenn ich mir irgend eine Pilotin für mein erstes Schiff wünschen könnte, dann wärst das du. Es liegt dir wirklich im Blut und die Faszination dabei sieht man die förmlich an.“
Letzten Endes sollte sie das tun, was ihr im Leben Freuden bereiten würde, trotz des Vermächtnis ihrer Eltern. Und das Pilotendasein war etwas, das nicht nur Mut sondern vor allem Geschick und Intelligenz erforderte. Welches Elternteil sollte also nicht darauf Stolz sein wenn ihre Tochter Pilotin wurde?
Erneut huschten ihre Finger über die Konsole, während sie den Rückflug ansetzten. Hunters Blick lag immer noch in seinem Nacken, zumindest glaubte Ian das zu spüren und genau deswegen lief es ihm kurz darauf kalt den Rücken herunter. Hunter an sich schien sogar recht in Ordnung zu sein, vielleicht mochte es einfach nur ein strikter Befehl sein der so distanziert wirken lies. So oder so – er kannte ihn nicht lange genug als das Er es beurteilen konnte.

Hunter seufzte, wenngleich dies auch eher wie das Scheppern eines kaputten Motors klang und warf noch einen allerletzten Blick zu den beiden Freunden, ehe er den Kopf schüttelte und auf Ians Sitzplatz deutete. "Wir machen gleich einen ÜLG-Sprung" sprach er das Offensichtliche aus und hoffte, dass der andere Verstand was er damit sagen wollte. Um sicher zu gehen und überhaupt die Aufmerksamkeit des anderen zu erregen, welche momentan völlig auf Becca lag, wiederholte er: "Mister Stevens, ich muss sie bitten sich zu setzen. Wir führen gleich einen ÜLG-Sprung durch und ich würde nur ungerne ihre Einzelteile vom Boden der Brücke aufsammeln müssen. Das würde von manchen sicherlich als schlechtes Omen empfunden werden" er lehnte sich zurück und heftete seinen Blick nun auf das näher kommende Massenportal. Die beiden schienen gut miteinander auszukommen, sich zu mögen und Hunter neidete Ian für einen kurzen Augenblick um jene Gefühle. Doch dann schüttelte er den Kopf - er war ein besserer Mensch als zuvor. Früher war er instabil gewesen, sprunghaft und hatte sich nur von Gefühlen leiten lassen. Dieser Mensch war eines grausamen Todes gestorben. Hunter jedoch, war mit anderen Werten geboren worden und es war gut so.

Das war ja ein ganz schönes Chaos gewesen - eigentlich hatte Hunter erst in einigen Wochen auf das Schiff kommen sollen um von da an den Captain der Vancouver zu unterstützen und vor allem anderen die junge Frau auf Kurs zu halten, wie es der Erleuchtete ausgedrückt hatte. Die Cerberus Organisation hatte verdammt viel Geld dafür bezahlt, dass die junge Frau zu dem wurde was sie nun war - eine Maschine, ebenso zum töten geschaffen wie er. Doch mehr noch - Natalee Lewis sollte zu der perfekten Anführerin heran reifen, einer Frau auf deren Worte tausende hören würde. Eine Galleonsfigur und ein Vorbild für alle Menschen dieser Galaxie. Der Erleuchtete vertraute darauf mit diesem Mädchen den Krieg zu gewinnen - noch ein Grund, weswegen Hunter zu ihr berufen werden sollte. Man musste unter allen Umständen dafür sorgen, dass sie überlebte - komme was da wolle.
Doch letztlich hatte sich alles überschlagen - Natalee war zu früh losgeflogen, hatte die Pläne des Erleuchteten zunichte gemacht und sich sowohl mit den Reapern als auch dem Spectre Saren angelegt, was bedeutet hatte, dass alles etwas früher stattfinden sollte als geplant. Die letzten Stunden hatte Hunter damit verbracht die Dossiers des Teams noch einmal durchzugehen, während sich sein Schiff von der Chronos aus in Richtung der kleinen Kolonie aufgemacht hatte, wo er schließlich auf die Vancouver gewechselt war. Warum genau wusste Hunter nicht, aber er fühlte irgend eine seltsame Verbindung zwischen sich und Natalee, die er selbst nicht genau erklären konnte - sie beide waren keine Menschen mehr. Nicht wirklich zumindest und seitdem Scout fort und Butcher fast nur noch auf Einsätzen war, hatte sich Hunter trotz Neuralimplantaten und stimulie seltsam... Einsam gefühlt.
Mit festen Schritten betrat er schließlich die Brücke, seine Klauen klackten auf das Metall, als er einen jungen Techniker sah, welcher sich gerade mit einem anderen über ein paar Pläne beugte. Laut seinem Namensschild hieß er Josh Harland. "Special Agent Hunter meldet sich zum Dienst" meinte er schließlich mit dunkler, dröhnender Stimme um die Aufmerksamkeit des Technikers auf sich zu ziehen.

Seine Hände waren in feste Handschuhe gehüllt, welche die Haut davor bewahrten und der sengend heißen Hitze des Schweißgerätes, mit dem er bis eben hantiert hatte verkohlt zu werden. Es war eine interessante Arbeit, zumeist reparierte man Shuttles, Jäger oder einige Teile des Schiffes, sowohl Innen als auch außen. Doch ab und zu kam es auch vor das man Teile des Schiffes kurzzeitig vom Rest abkapseln musste um eine komplette Dekontamination herzustellen, bevor man sich an gewisse Kabelverbindungen traute die schon seit einer Weile lang schmorten. So modern das Schiff auch sein mochte, es gab immer irgendetwas zu tun, doch hatte man Josh mit den Worten beruhigt, das dies bei jedem anderen Schiff ebenfalls der Fall war, wenn nicht sogar schlimmer.
Er übte momentan mehr Hilfsarbeit aus und beobachtete viel, ab und zu überließ man ihm jedoch schon das Feld, zumindest bei leichteren Aufgaben. Die Fachlektüre war schnell gefunden und nun musste er sich nur noch mit Natalee unterhalten, um das ganze offiziell zu machen. "Ja - aber nicht bei mir. Freut mich Agent Hun.." Man müsste meinen das man nach ein paar Monaten in denen man unter Echen gelebt hatte keine großartigen Überraschungen mehr erleben konnte, bewies ihm der Cyborg gerade das Gegenteil. "Hunter." Beendete er schließlich seinen Satz und schluckt noch einmal, als er den metallischen Körper des anderen musterte, der anscheinend nur eine Hauptfunktion hatte - möglichst Effektiv im Kampf zu sein. "Sie müssen sich bei Captain Lewis melden, sie müsste irgendwo im ... im hinteren Bereich der Brücke sein."

"Danke" schnarrte Hunters Stimme und hatte dabei nicht gerade gerinnge ähnlichkeiten mit einem laufenden Motor eines modernen Sportautos. Er warf Josh noch einmal einen kurzen Blick zu, während seine biosensoren die schweißabsonderung des anderen kontrollierten, die Pupillenvergrößerung und nahm die Analyse im oberen linken Sichtfeld war. Unsicherheit
"Wir sehen uns mit Sicherheit noch öfter, Harland" er nickte diesem noch einmal kurz zu während er sich auf dem Absatz umdrehte und mit klackenden Schritte über den Boden des Schiffes zu stolzieren. Dort stand sie - Natalee Lewis.
Die langen, schwarzen Haaren lagen in einer einzigen, fließenden Welle über ihren Schultern, die blauen Augen die so gänzlich anders als die seinen waren lagen auf einigen Plänen und sie studierte diese. Er hatte geglaubt, dass sie ihm ähnlich wäre, aber während er hier stand und sie ansah. Ihr weiches, zartes Fleisch, die Natürlichkeit in ihrem Wesen und jener Funken in ihrem Augen, fühlte er sich mehr als je zuvor wie eine Maschine und dennoch - es war etwas in ihr, wie ein Uhrwerk etwas... das zu perfekt, zu... übermenschlich war. "Captain Lewis, mein Name ist Special Agent Hunter ich wurde ihrem Schiff zugeteilt" meinte Hunter als er geräuschslos im Rücken der jungen Frau stehen geblieben war.

"Mein Vater hat Sie schon angekündigt - setzten Sie sich, Agent", lautete Natalees einzige Antwort, ohne dass sie von dem Terminal aufblickte, über dem sie nun bereits seit einigen Stunden saß, nachdem die Besprechung mit dem Team vorüber war. Sie selbst hatte sich, nachdem auch die restliche Crew sich ebenfalls ihren neuen Aufgaben gewidmet hatte, der Erstellung eines Trainingsplans gewidmet, den künftigen Routen, die sie mit der Vancouver fliegen konnten und einer Liste all derer Orte, auf denen während der letzten Jahre verstärkt undefinierbare Strahlung und Energie freigesetzt wurde - sie brauchten noch immer einen Protheanersender, um zu verstehen, wohin Saren wollte und was er demnächst vor haben würde und Natalee hatte sich nicht auf den Unbekannten verlassen wollen. Sie erwartete von diesem Mann absolut nichts Gutes, geschweige denn, dass sie daran glaubte, dass er ihr helfen würde bei einer Mission, in welcher es galt, sich gegen die Reaper zu stellen und selbige zum ersten Mal wirklich als der Feind anzusehen, der die menschlichen Kolonien gefährdete.
Auf dem Schreibtisch, an welchen sie sich verzogen hatte, lagen inzwischen zahlreiche alte Papiere, Baupläne der Kolonie, Alter, Auffälligkeiten und Population - auf einer großen Karte der Galaxie waren einige rote Punkte eingezeichnet, welche eine Linie bildeten, die sich wie ein Gürtel um das Sol-System spannte und dabei jede menschliche Kolonie des Universums anzeichnete, daneben in kleinen Ziffern die Flugzeiten, die sie von A nach B und wieder zurück brauchen würden und die Geschwindigkeiten, welche sie dabei erzielen mussten, falls es schnell gehen musste. Sie mussten hier auf alles vorbereitet sein - mussten ganz genau wissen, worauf es ankam und wie sie Saren am Besten besiegen konnten und der Umstand, dass sie weder ein Dossier, noch viele Akten über den Spectre hatten, machten all das nicht sonderlich angenehm. Man hatte ihr gesagt, dass sie nicht an die Ratsakten kamen, weil die Ratsherrin sich quer stellte und man keinen Eklat hervorrufen wollte, aber genau diese Akten hätten ihr jetzt alle Nachforschung wesentlich erleichtert.
Die junge Frau erinnerte sich in der nächsten Sekunde wieder an ihren momentanen Gast und erhob sich dann langsam von ihrem Platz, nur um sich herum zu wenden und ein freundliches Lächeln auf ihre Züge zu bringen, das nicht im Geringsten erschrocken wirkte. Sie hatte davon gehört, wie Hunter aussah, hatte von Oleg das Dossier geschickt bekommen und so wunderte es sie nicht mehr als sie den großen Cyborg jetzt vor sich stehen hatte, welchem sie die Hand hinstreckte. "Freut mich Sie kennen zu lernen", begrüßte sie ihn und nickte ihm noch einmal aufmunternd zu, weil sie seine Unsicherheit, die sich zwischen Datenströmen und gespielter Selbstsicherheit abgesetzt hatte. "Sie kommen genau zur richtigen Zeit", führte sie fort, um eine peinliche Stille zu vermeiden, die sonst eingetreten wäre. "Ich nehme an, Sie wissen schon, worauf wir uns eingelassen haben und wie demnächst die Missionen aussehen werden?"

Hunters augmentierte Augen tasteten Natalee ab, suchten nach etwas wie Unsicherheit, Zweifel, Verwirrung - jene Gefühle die er kannte, welche normal und alltäglich waren wenn man ihn zum ersten Mal sah. Manche Menschen konnten das Gefühl des Unbehagens in seiner Nähe sogar niemals gänzlich ablegen und die Meldung darüber war für ihn mittlerweile normal geworden und verletzte ihn auch nicht mehr, wie dies früher der Fall gewesen war. Doch Natalees Gelassenheit und das Ergebnis der Analyse *Ruhig* verwirrte ihn nun doch. Dennoch versuchte sich der Cyborg nichts anmerken zu lassen - man hatte ihn ja bereits davon unterrichtet, dass Natalee anders war und war es nicht das gewesen, was sich Hunter gewünscht hatte?
"Ja Captain. Sie sind bei der Ausgrabungsstelle auf den Spectre Saren Aterius und dessen Reaper-Raumkreuzer gestoßen, welcher ihnen entkommen und den Sender zerstören konnte. Nun befinden Sie sich auf der Suche nach ihm - als Sekundärziel ist es ihnen jedoch Gelungen 74% der Bevölkerung des hiesigen Ortes zu retten, was laut reiner Statistik eine enorm gute Leistung ist. Laut meinen Rechnungen hätte bei dem regulären Eintreffen der Truppen gerade einmal 20% gerettet werden können. Diese Leistung hat ihnen bei den Cerberus-Soldaten einen gewissen, wenn auch zwiespältigne Ruf eingebracht. Wenn diese Bemerkung erlaubt ist Ma´am"

"Einen großen Teil der Bevölkerung, Hunter", verbesserte Natalee ihn lediglich mit einem seichten Lächeln und schüttelte den Kopf während sie sich wieder zurück auf ihren Platz sinken ließ und einen Teil der Papiere bei Seite legte, um sich damit besser dem Gespräch mit dem anderen widmen zu können. Es war erstaunlich, dass sie ihn nicht einmal wirklich als Cyborg sah - für sie war er einfach nur ein Mensch mit kybernetischen Implantaten, nicht mehr oder weniger als zahlreiche andere Menschen auch, die auf der Erde und überall sonst in der Galaxie lebten und dort ihre Heimat gefunden hatten. Sicherlich, auf viele mochte Hunter einen erschreckenden Eindruck machen, aber vermutlich war sein Herz längst nicht so kalt wie es seine äußere Hülle war und letztlich war es genau das, war ihr noch immer am Wichtigsten gewesen war - es galt darum, den Mut zu haben für die richtige Sache einzustehen und den Mut zu beweisen, dafür auch zu kämpfen und sich selbst ein Stück zurück zu nehmen, um ein besseres Ganzes zu erschaffen. Wer ihr bei diesem Kampf half, dabei half für alle Spezies eine sichere Heimat zu halten und diese zu verteidigen, war ihr letztlich gleichgültig - Kroganer und andere Spezies konnten das genauso gut wie Menschen und zu letzterer Kategorie zählte sie Hunter noch immer.
"Ich halte nicht viel davon, Menschen in Prozentzahlen oder Nummern zu sehen - es sind Menschen - Leben, die geschützt werden mussten, also habe ich gehandelt", ließ sie wenig später folgen, ohne dass in ihrer Stimme auch nur ein einziger Funken an Vorwurf mitschwang. Sie hatte einen zwiespältigen Ruf bei den übrigen Soldaten ... es wäre so oder so genauso so gekommen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich dieses Mal selbst derart wenig Zeit für den Aufbau eines solchen Rufes ließ. Dennoch - sollten die Männer sagen, was immer sie wollten - es war die richtige Entscheidung gewesen, loszufliegen und zu helfen und eben nicht die Füße hochzulegen und darauf zu warten, dass es ein anderer schon regeln würde, denn letztlich war genau diese Einstellung etwas, dass die Menschheit vor Hunderten von Jahren beinahe in den vollständigen Untergang gerissen hatte. "Was nun wiederum den Spectre angeht - Saren hat die Informationen aus dem Sender. Wir sind inzwischen auf der Suche nach einem weiteren Sender, um ihm gleich ziehen zu können und vielleicht darin einen Hinweis auf das zu finden, was er gesucht hat und eine Möglichkeit zu finden, wie wir ihn aufhalten können, aber in erster Linie geht unsere Route zur Citadel. Der Rat muss darüber Bescheid wissen, selbst wenn sie es unter den Teppich kehren werden", fügte sie noch hinterher und hob noch einmal den Blick, um Hunter zu mustern und dann erneut sacht zu lächeln.
"Aber schön jemanden zu haben, zu dem ich ehrlich sein kann", ließ sie ihre Worte enden und zuckte leichtfertig mit den Schultern, um ihn nicht in die Verlegenheit zu bringen, nun etwas zu sagen oder erneut in peinliches Schweigen zu verfallen. "Das Team weiß noch nichts von den Reapern. Momentan ist alles, was sie wissen, dass der Spectre von der KI des Schiffes kontrolliert und manipuliert wird und einstweilen muss das reichen - ich möchte sie noch nicht so früh nach dem Abflug überfordern."

"Wenn es sie beruhigt Captain, alle Cerberus-Mitarbeiter kennen zumindest die Grundlagen der Reaper-Theorie, ob sie daran glauben kann ich ihnen nicht sagen. Speziell zu ihnen gesandte Soldaten wie Misses Ferland und Mister Wire kennen sogar Einzelheiten - es ist sozusagen eine Pflicht den Feind zu kennen, den sie bekämpfen werden. Ob sie jedoch auch an das Wissen glauben oder es begreifen - auch das kann ich ihnen nicht beantworten" erklärte Hunter und sah die andere mit seinen analytischen, weißen Augen an. "Was mich jedoch angeht - ich weiß soviel wie man mir zugeseht zu wissen und ich glaube daran, aus ganz persönlichen Gründen. Es heißt, dass sie diejenige sind die das allumfassende, das Große Problem lösen kann. Es heißt, dass der Erleuchtete selbst sein Vertrauen in sie steckt. Das ist eine große Ehre" erklärte er, hob jedoch kurz die Hand. "Ich kenne auch ihre Einstellung zu dem Erleuchteten - behalten Sie sie für sich. Ich finde, er ist ein großartiger Mann was sie von ihm halten ist irrelevant, solange Sie nur dafür sorgen, dass wir die Menschen beschützen können!"