Besprechungsraum

Nathan fuhr sich mit der Hand über das müde Gesicht und genoss die Abkühlung, welche von seinen eiskalten Fingern ausging, welche seitdem Natalee ins Koma gefallen war einfach keine richtige Temperatur mehr annehmen wollten. Er hatte stundenlang neben Natalees Bett gesessen, ihr und ihm gut zugeredet und ihre Hand gehalten. Nachdem aber auch nach vier Stunden keine Besserung in Sicht war und die Ärzte ihm versichert hatten, dass ihre Lebenszeichen stabil waren und man nun nur abwarten könne, war er sich des Versprechens bewusst geworden, dass er ihr gegeben hatte kurz bevor sie sich der Gnade eines uralten Artefaktes ausgeliefert hatte.
Wenn ... wenn ich das nicht schaffen sollte ... dann musst du das weiterführen, ja? Versprich mir das. Bitte
Nun hier stand er also, vor sich ein Großteil der versammelten Crew, welche ihn nun erwartungsvoll ansah. Es würde Natalee wieder besser gehen, das wusste er tief in seinem Inneren und auch die Ärzte hatten gesagt, das bei oberflächlicher Betrachtung davon auszugehen sei, dass sie keine Gehirnschäden davon getragen hätte. Es würde wieder gut werden und alles was er nun tun musste war ihr Zeit zu erkaufen.
"Freunde" hob er die Stimme und war erleichtert, dass diese nicht zitterte. Er war nie für soetwas gemacht worden, aber er wusste das nun alles von ihm abhing. "Natalee hat dort unten auf Eden Prime ihr Leben riskiert. Momentan liegt sie im Koma während die Informationen in ihrem Geist sich dechiffrieren. Aber wir haben keine Zeit abzuwarten und die Hände in den Schoß zu legen! Dort draußen fliegt noch immer ein abtrünniger Spectre durchs all, der mordet und stiehlt und weiß Gott was vorhat! Wir müssen ihn aufhalten um weitere Katastrophen wie die auf Feros zu vermeiden! Natalee verlässt sich auf uns und wir sind es ihr und allen Verstorbenen schuldig diesen Bastard aufzuhalten! Ich will euch nicht anlügen - wir haben nur wenige, und wenn ungesicherte Informationen! Aber unsere beste Spur führt uns auf einen Eisplaneten nahe des Omega Clusters. Zumindest hat man dort laut Cerberus einen Turianer gesichtet, welcher der Beschreibung ähnelt. WIr müssen dorthin und herausfinden ob es Saren war und wenn ja - was er dort wollte! Seid ihr dabei?"

Josh sah Nathan verwundert an, während sich ein Schatten des Zweifels über seine Gesichtszüge bahnte. Sie wussten nach wie vor nicht was genau mit Natalee passiert war, was dort unten vorgegangen war und bisher waren sie darüber auch im unklaren geblieben. dechiffrieren, Eisplaneten - Saren in jedem Fall weiter verfolgen. Es fühlte sich an als seien sie alle nur kleine Figuren in einem Schachspiel das von höheren Mächten gesteuert wurde und da Natalee nun weg war war es anscheinend Nathan, der das das Ruder übernahm und fortan das gesamte Schiff befehligen würde. "Ich nehme mal an wir haben kaum eine andere Wahl." Es machte ihm Sorgen was mit Natalee passiert war, doch hatte Nathan mehrere Stunden lang über sie gewacht und allein die Tatsache das er nun hier vor ihnen stand und ihr Amt übernehmen wollte, vermutlich eher musste gezwungener Maßen, war mehr als beeindruckend, ja fast schon heldenhaft. "Aber natürlich können wir jetzt nicht die Hände in den Schoß legen." Stimmte er den neu entstandenen Anführer zu, ehe sein Blick zu dem kleinen Holodeck in den Mitte wanderte, auf welcher bereits akribisch genau jede Information zu dem Eisplaneten zu sehen war. Er wusste nicht was Saren dort suchte, was er dort hoffte zu finden, doch möglicherweise konnte Nathan auch dafür Abhilfe schaffen.
"Hast du irgend eine Idee, irgend eine Ahnung warum Saren dort hin geflogen ist?"

"Naja. Das Ding ist ein Eisplanet, das bedeutet das es dort Wasser geben muss. Soweit wir wissen hat sich der Planet in den letzten 50.000 Jahren mehrere Meter von seiner Ursprünglichen Elipse um die Sonne seines Systems entfernt. Das reicht aus um von einer einst blühenden Landschaft zu einem Eiswürfel zu werden" erklärte Nathan und war froh, dass er trotz allem ganz gut in Astronomie aufgepasst hatte.
"Das bedeutet also, das der Planet zur Zeit der Protheaner oder früher vielleicht mal belebt war. Möglicherweise haben die Protheaner dort irgend ein anderes Artefakt untergebracht, das im Laufe der Zeit eingefroren wurde und Saren will sich das auch schnappen. Er scheint ja eine Affinität zu Protheanerobjekten zu haben. Möglicherweise zeigte ihm der Sender auch den genauen Fundort an. Wir wissen es nicht. Fakt ist, dass dieser Planet einem Salarianischen Unternehmen gehört welches mehr oder minder legal arbeitet. Wir müssen also vorsichtig sein, denn Fragen hören sie nicht gerne"

"Guter Plan Nathan - vorsichtig sein. Mit etwas Glück ergeht es uns dann genauso gut wie bei der letzten Mission." Erklang kurz darauf die Stimme des jungen Piloten von einem der Sitze. Es waren mehrere Leute von der Mission mitgenommen worden, was sie momentan brauchten war medizinische Versorgung - vor allem eine umfassende Versorgung und nichts provisorisches auf dem Schiff. "Ganz im Ernst bevor wir noch einmal zu irgend einer Mission aufbrechen sollten wir uns vorbereiten, das Team darauf einstimmen und vor allem planen. Ich weiß das du das gerade alles ziemlich gern ausblenden würdest, weil du in deiner überschwänglichen Aktionslust weil dem Captain was passiert ist etwas reißen willst aber wenn ich dir mal eine Frage stellen darf - hast du auch nur ansatzweise die Befähigung irgendwas zu befehligen? Wir hatten den Captain dafür, die Mission die wir ausführen sollten ist zuende und nicht unbedingt gut beendet. Lass es gut sein und uns zurück fliegen, bevor noch irgend etwas schlimmeres passiert."

"Und wohin sollen wir fliegen? Zur Citadel? Und dann? Darauf warten, dass Natalee aufwacht und hoffen das Saren bis dahin noch nicht die Waffe gefunden hat die er sucht? Wesson, ich weiß das alles ziemlich knapp war aber ich weiß nicht was du im Krankenzimmer zu sehen haben glaubst, aber dort liegt momentan nur Natalee und die braucht einfach nur Zeit. Daran ändern auch die tollen Ärzte auf der Citadel nichts!" erklärte er Francis und sah diesen zweifelnd an.
"Ganz im Ernst - wir können doch nicht darauf hoffen, dass Saren dort nichts findet. Wir haben keine Zeit Francis. Wir haben einfach keine Zeit! Glaub mir, wenn es nach mir ginge würde ich zu gerne zurück in heimische Gefilde fliegen und hoffen, dass nichts passiert. Aber wir haben die Zeit nicht. Und was die andere Sache angeht. Natalee hat mir das Kommando überlassen und von daher werden wir jetzt losfliegen!" erklärte er dem anderen Ernst. Er verstand die Sorge des anderen, aber sie hatten jetzt nunmal keine andere Möglichkeiten.

"Jetzt mal ganz in Ruhe, Jungs", vermeldete Mimi von der Tür her, wo die junge Asiatin mit verschränkten Armen ihren Platz gefunden hatte und vom einen zum anderen sah, während sie nicht so recht wusste, was sie jetzt davon halten sollte. Eisplanet und Salarianer hörten sich nach einer Mischung an, die sie ganz und gar nicht mochte, aber andererseits wusste sie auch genauso gut, was passieren würde, wenn sie Saren jetzt nicht aufhalten würden - es würde damit enden, dass jeder Einzelne von ihnen sterben würde, wenn der Spectre erst das Schiff fand. "Jeder von euch beiden hält jetzt einfach mal die Klappe und denkt mal drüber nach, was ihr gerade gesagt habt", fuhr sie die beiden an, schüttelte den Kopf und stieß sich von ihrem Platz ab, nur um wenig später ein paar Schritte nach vorn zu machen und die Absätze ihrer Stiefel geräuschvoll auf den Metallboden klacken zu lassen während sie ihren Blick noch einmal über die Gesichter der einzelnen Anwesenden wandern ließ und dann leise seufzte. Es war so wie immer - sobald ihnen ihr Anführer genommen wurde, wusste keiner mehr, was sie tun und lassen sollten, ganz zu schweigen davon, dass keiner von ihnen mehr auf den anderen hören wollte. Es war ein seltsames Phänomen und Mimi wusste noch nicht richtig, ob sie selbiges nun gut oder schlecht finden sollte.
"Wir haben noch immer einen Job. Da draußen wartet ein verrückter Ex-Spectre nur darauf, dass er die nächste Kolonie abschlachten kann. Der Captain hat sich auf Eden Prime geopfert, damit es keinen von uns treffen muss und damit wir jetzt nicht auf der Krankenstation liegen müssen. Sie wollte, dass wir das Ganze weiterführen können und wir sind es ihr schuldig, sie jetzt nicht zu enttäuschen, indem wir jetzt die Hände in den Schoß legen und uns darauf verlassen, dass es schon jemand anderes regeln wird. Und ob jetzt unser Dark Knight die Befehle gibt oder das Varrenfutter ist mir eigentlich ziemlich egal, solange er uns am Leben hält und wir dem verdammten Turianer in den Arsch treten können. Also? Wer ist noch dabei?"

Es war einleuchtend, dass in jedem Fall. Das war es auch schon bei Natalee gewesen, nur mochte er diesen fliegenden Wechsel zwischen Natalee und Nathan nicht, ganz abgesehen davon das er als Partner der anderen ohnehin einiges vermutlich missverstanden hatte. Er wollte in jedem Fall ihren Willen weiterführen, nun dass wollte so ziemlich jeder Mann für seine Frau wenn es ihr einmal dreckig ging, doch hatte er es vorher mit niemandem abgesprochen, sich mit niemanden beraten. Das kleine geleckte Etwas stellte sich einfach in die Mitte des Saales, schilderte die Lage und glaubte dafür mit Blumen beworfen zu werden. Das die Realität anders aussah und das man den Respekt, dein ein Anführer brauchte erst verdient werden musste, und vor allem das ein Anführer diesen auch ausstrahlen musste, hatte Nathan jedoch scheinbar nicht begriffen.
"Letzten Endes werden wir daran vermutlich ohnehin nichts ändern können. Zwar ist es mir nicht egal wer das hier nun anführt, einfach weil ich ungern noch mehr Leute in Gefahrensituationen, auf der Krankenstation oder im Sarg sehen will aber sei's drum, jetzt weiter darüber zu Streiten bringt uns auch nicht zum Ergebnis." Sie waren beim Militär und damit gab es eine Strikte Reihenfolge für den Nachfolger von Natalee, bei dieser jedoch einfach den Commander zu übergehen, oder gar den 1st Lieutenant .. Nun es war wie es war, ändern konnte man daran wie es schien ohnehin nichts. "Böse Salarianer auf einem Eisplaneten. Klingt wie der Buchrücken von nem Roman, kurz und prägnant. Gebt mir die Kkordinaten durch und ich werd das ganze danach ansteuern."
Er hatte Nathan nie ganz einschätzen können, inzwischen hatte er sich jedoch ein recht gutes Bild von dem anderen gebildet.

"Hör mal Francis" meinte Nathan, welchem die Spannung durchaus nicht entgangen war und rieb sich die Nasenwurzeln. Wieso musste es denn immer kompliziert werden, wenn Natalee einmal nicht da war. "Und das gilt auch für alle anderen hier im Raum" setzte er nach und seufzte schwer.
"Ich will hier mit Sicherheit nichts anführen oder mir irgend ein Amt anmaßen. Natalee liegt auf der Krankenstation und glaubt mir, ich mache mir mindestens genauso viel Sorgen wie ihr alle. Ich wollte euch einfach nur die Information weitergeben und euch sagen was Sache ist. Ich will die Mission nicht leiten und wenn jemand sich dazu berufen fühlt diese Mission zu führen und glaubt dies besser zu können, dann macht es bitte. Ich will wirklich nur das wir hier alle lebend rauskommen. Und ich weiß, dass wir in der Pflicht stehen diese Galaxie zu beschützen." erklärte er den anderen und zeigte ein knappes Lächeln. "Ich will niemanden von euch vor den Kopf stoßen. Ich will einfach nur... das wir etwas machen"

"Und nachdem jetzt unsere beiden Prinzessinnen geklärt haben, dass die eine das süße pinkfarbene Kleidchen der anderen haben möchte ... können wir dann endlich aufstehen und unseren Job erledigen, bevor da draußen die verfickte Vogelfresse die nächsten Leute abschlachtet und sich ganz toll fühlt? Falls es euch nämlich nich' aufgefallen ist - Cerberus tritt uns genauso in den Arsch, wenn wir uns nicht bewegen und ich persönlich hab keinen Bock drauf, mich vor dem Admiral rechtfertigen zu müssen", mischte sich Jill entnervt schnaubend ein, welche die ganze Zeit über beschäftigt gewesen war, ihre Black Widow noch einmal zu reinigen und dann wieder zusammen zu bauen. Jetzt schob die Scharfschützin die Sicherung ein Stück hinab, um zu prüfen, ob die Waffe ihr im Notfall keine weiteren Schwierigkeiten einbringen würde und hob langsam den Blick, welcher zuerst auf Wesson und dann schlussendlich bei Nathan hängen blieb, den sie einer genaueren und mehr als kritischen Prüfung unterzog.
Sie wusste nur allzu gut, was Cerberus von dem Kerl hielt und dass sie ihn nur duldeten, damit Natalee ihnen nicht abspenstig werden würde, dass sie ihn ansonsten schon längst entsorgt hätten, wie sie es mit den anderen Teilnehmern des Projektes getan hatten und das allein war der Grund, aus dem sich bislang auch Jill aus der ganzen Sache heraus gehalten hatte. Dass es dann aber dazu kommen würde, dass sie einen der Vogelmenschen hier auf dem Schiff hatten und vor dem auch noch zeigten, was für ein Haufen von unausgebildeten Vollidioten sie waren, machte die Sache nicht unbedingt besser. Stolz der Menschheit, Hoffnungsträger - von wegen. Das hier waren nicht mehr als Kindergartenkinder, denen man ihr liebstes Spielzeug kaputt gemacht hatte und die jetzt darum stritten, wer daran Schuld war. "Kommt schon, packt eure Eier jetzt endlich wieder aus und lasst uns anfangen, bevor die beiden Tussis hier noch gleichzeitig ihre Tage kriegen."

"Klingt gut... glaube ich" meinte Nathan und musste sich zusammenreißen, damit sein Satz am Ende nicht in einem Fragezeichen endete. Seit wann unterstützte Jill ihn denn bitte? In was für einem verdrehten Paralleluniversum war er denn heute gelandet? Hatte der Sender auch etwas mit ihm angestellt?
Er schüttelte den Kopf und verfluchte sich für diese idiotischen Gedanken. "Nun gut Wesson, den Kurs schick ich dir rüber in dein Cockpit. Veros und Mimi - ich will euch dabei haben! Veros, wenn es ihnen nichts ausmachen würde wäre ich ihnen sehr dankbar, wenn wir auf sie als Spectre zählen könnten. Wenn die Salarianer dort illegales durchführen finden sie vielleicht auch etwas nützliches für den Rat. Zumindest lenkt ihre Anwesenheit sie genug ab, als das Mimi und ich uns mal etwas genauer nach dem Spectre umschauen könnten. Jill, was dich betrifft - ich weiß nicht wie stark der Schneesturm ist, dann ist deine Hilfe vielleicht nicht möglich aber du solltest dich dennoch bereit halten, sollte irgendetwas unvorhergesehens passieren. Ich würde da gerne Lebend rauskommen. Ansonsten... Josh, ich hoffe du bist mittlerweile recht Technik-Affin wenn Veros beschäftigt ist bräuchte ich einen dritten Mann bei mir, der mir Tür und Tor öffnet"


tbc: Mission 3

Daniel warf Josh noch einen weiteren, giftigen Blick zu ehe er einige Schritte nach vorne trat in eben jenen Saal, in welchem sich Natalee befand. Ebenso wie einige Kameras. Er seufzte schwer, ehe er seinen Blick auf Natalee richtete. Sie brauchte er nicht mehr zu analysieren, er wusste bereits alles wichtige über sie, hatte Zugang zu ihren Daten gehabt.
Er machte sich schließlich von Josh los, welcher ihn noch immer halb festhielt und trat einen Schritt auf Natalee zu. "Mein Name lautet Doktor Daniel Sutherland, ich bin Profiler und Psychiater und ich wurde eigentlich von Cerberus hierher gesandt um ihnen bei der Suche nach Saren zur Seite zu stehen. Allerdings habe ich in der letzten viertel Stunde erfahren, dass wir ein wesentlich größeres Problem haben, dessen Auswirkungen ich ihnen gerne auch erklären werde. Jedoch erst, wenn wir in einem Raum ohne Kameras sind, da wir ansonsten nur belauscht werden. Glauben Sie mir, das ist alles gerade furchtbar kompliziert, aber wenn sie ihr Schiff nicht an den Feind verlieren wollen würde ich ihnen raten mir zu vertrauen, denn ich bin viel, viel intelligenter als sie"