Central Park

New York war schon immer etwas einzigartiges gewesen, er hatte schon ein paar mal hier ein paar Wochen verbracht, lange sesshaft war er hier jedoch nie gewesen. Jedoch war ihm der Central Park nach wie vor im Gedächtnis geblieben. Von all den Hot Dog und Burgerständen, vor denen sich inzwischen auch er, Nathan und Alex angefunden hatten, über all die Musiker auf den Bänken oder auf dicken Wollendecken, bis hin zu den kleinen Teichen die man künstlich zugefroren hatte, und auf denen schon die ersten begeisterten Schlittschuhläufer zu sehen waren. 
"Central Park wird dir ja sicherlich was sagen, mit der schönste Ort wenn man einfach mal ein wenig entspannen will, zumindest Tagsüber. Nachts würd' ich mich hier nicht unbedingt aufhalten. Und wenn dir irgendjemand billige Markenuhren verkaufen will, nicht - ich wiederhole, nicht drauf eingehen." Er selbst hatte sich nur einen großen Becher Kaffee geholt, um den eine brauen Pappmanchette befestigt war. Nathan hingegen hatte bereits seinen zweiten Bruger in der Hand, doch konnte es er dem anderen nach all dem Krankenhausessen nicht wirklich verdenken. Alex hingegen schien noch immer fasziniert von der Fülle an Menschen um sie herum.

"Hör mal Richard, das ist alles echt nett aber ich wurde in dieser Welt geboren und ich kenne den Central Park" erklärte er dem anderen ruhig und freundlich, während seine blauen Augen aufblitzten und den anderen musterten. Richard gab sich wirklich alle Mühe ihm all das hier so verständnissvoll wie möglich zu machen, allerdings übertrieb er es ziemlich. Nathan warf kurz einen Blick auf sein Handgelenk, wo das Universalgerät die Uhrzeit als rot brennende Lettern direkt auf seiner Haut anzeigte. Natalee würde vermutlich noch etwas schlafen und sie hatten Zeit. Nathan wollte nur rechtzeitig wieder zurück sein bevor sie aufwachte und niemanden außer James vorfand, der dageblieben war um Wache zu schieben und auf sie aufzupassen. Nathan wollte in diesem Bezug Missverständnisse vermeiden, welche möglicherweise einen tödlichen Ausgang nach sich ziehen würden. Er knüllte das dünne Papier zusammen, in welches der Burger eingewickelt war und das knisternd noch dessen Duft verströmte. Er zielte, warf und traf sogar einen mehrere Meter entfernten Mülleimer. "Ich war zwar schon ein, zwei mal hier kam aber nie dazu das Belvedere Castle im Central Park zu besuchen. Können wir mal dahin gehen?" fragte er.

Alexandra hatte feixend gegrinst als sie die Reaktion des anderen mitangehört hatte und verschränkte die Arme vor der Brust während sie Richard einen knappen Blick zukommen ließ, der lediglich als belustigt zu bezeichnen war ehe sie ein paar Schritte nach vorn machte. "Na komm schon, Mister ich führe einen japanischen Touri durch die Gegend", ließ sie verlauten bevor sie den Weg zum Belvedere Castle einschlug, das nur einige Gehminuten von ihnen entfernt lag. Bislang hatte sie sich zurück gehalten und ganz bewusst, Nathan selbst die Realität kennen lernen und sich in selbiger zurecht finden lassen - sie waren nur die Beschützer von dem weit größeren Kerl und nicht dafür engagiert, um ihm eine Sight-Seeing-Tour durch New York zu geben und so dachte Alexandra nicht im Traum daran, sich durch Stadtpläne und ähnliches zu arbeiten, um möglichst alle wichtigen Ecken abzudecken. Wenn Nathan oder Natalee irgendwohin wollten, dann würden sie sie eben einfach nur begleiten und ihnen Gesellschaft leisten - mehr war da nicht, sie wollte nicht einmal wirklich sehr viel Energie aufwenden, um sich mit einem der beiden sonderlich eng zu befreunden, denn in ein paar Wochen oder Monaten würde man sie ohnehin wieder abziehen und auf andere Missionen schicken.
Mit einer einzigen Handbewegung überprüfte sie noch einmal den Sitz ihrer Waffen, die sie unter dem Mantel verborgen trug und ließ ihren Blick über die Umgebung wandern, vorbei an einigen Passanten, die hier umher liefen und hinüber zu den Schlittschuhläufern, die sich auf dem zugefrorenen See vergnügten. Jeder von ihnen konnte eine potenzielle Gefahr sein, die Alexandra nicht unterschätzen wollte - gerade nicht, weil sie wusste, was ihren Vater und sie erwarten würde, wenn sie hier etwas vergeigten. Sowohl der Erleuchtete, als auch Doktor Evans waren in dieser Hinsicht sehr direkt gewesen. "Aber wo wir gerade dabei sind, New York zu erkunden und uns ein wenig die Zeit zu vertreiben ...", setzte sie dann an und ließ ihren Blick hinüber zu Nathan wandern, schenkte selbigem ein ehrlicheres Lächeln. "Wir sollten für euch ein paar neue Kleider organisieren. Die Alten sind gelinde gesagt furchtbar und soweit ich gesehen habe, waren in euren Taschen nicht viele Sachen drin."

Über den Kommentar musste Richard im ersten Moment nur schmunzeln, allerdings musste er Alex recht geben. Sie hatten nicht unbedingt viel Gepäck mit sich gehabt und um ehrlich zu sein war die Kleidung momentan wirklich verbesserungsfähig. "Man hat euch beiden ein recht großes Budget eingeräumt, also müsst ihr euch deswegen keine Sorgen machen." Er nahm den letzten Schluck aus seinem Becher, ehe er diesen mit einem zielsicheren Wurf in einem grünen Mülleimer neben sich versenkte. Es war erstaunlich, man sah kaum noch Obdachlose und die Ornung wure, trotz all des Bvölkerungszuwaches nach wie vor aufrecht erhalten. Es war erstaunlich was Cerberus innerhalb der letzten Jahre aus solchen Orten gemacht hatte und inzwischen waren Großstädte nicht mehr einladende Orte für Klein und Großkriminelle, wie noch wenigen Jahren. "Es gibt auf dem Time Square einige ziemliche gute Läden, das meiste davon ist Desingerzeug aber das sollte jetzt wirklich nicht das Problem sein." Auf den Kommentar von Alex hin hob er schlussendlich noch einmal fragend die Augenbraue, ehe er sich ein Stück weit zurück fallen lies und Nathan ein paar Schritte vor lies, welcher gerade die kleine Burg von Außen betrachtete. "Solang ich denk Touriführer wenigstens einigermaßen gut mach - besser als wenn wir wie starre Security Beamte wirken, die schnellstmöglich von hier weg wollen." Ein kurzes Lachen folgte, ehe er einen kleinen Bogen um eine großere Touristengruppe schlug und schließlich wieder neben Nathan zum stehen kam.

"Klingt gut" musste Nathan zustimmen und nickte langsam, mehr für sich selbst als für irgend jemand anderes. Er sah noch einmal kurz an sich herab, als müsse er überprüfen ob er tatsächlich so furchtbar aussah wie sich aus Alex Blick ablesen ließ. Seine Klamotten gingen doch noch ganz in Ordnung befand er, andererseits war er nicht von dieser Welt, und sein Geschmack war verdammt nochmal unterirdisch. Er grinste bei seinem eigenen Gedankengang schief, ehe er sich ins Gedächtnis rief, dass die anderen ja auch noch dabei waren und daher setzte er recht schnell wieder ein ernstes Gesicht auf.
"Na gut. Allerdings wird mich Natalee umbringen, wenn ich mir Kleidung besorge und ihr absolut nichts mitbringe. Da ich auf der anderen Seite allerdings auch keinen Wert darauf lege von ihr gegrillt zu werden, weil ich ihr ja etwas total unmögliches mitgebracht habe. Daher wirst du liebe Alex Frauenkleidung shoppen gehen. Die größe steht bestimmt in euren Dossiers. Und wir beide Richie, wir werden mal schauen was wir für mich so finden"

"Die Größe vielleicht schon, aber nicht der Geschmack und du kennst sie weit besser als ich, also wirst du, mein Lieber, schön mitkommen und mich schön beratschlagen während Richie hier Taschen schleppen darf. Das liegt ohnehin alles auf einer Ecke und wir können das gleich verbinden", wiegelte Alexandra lediglich mit einer knappen Handbewegung ab, nachdem sie Nathan im ersten Moment nur mehr als skeptisch angesehen hatte und schlussendlich den Kopf schüttelte. Wie es aussah hatte selbst die Forschung von Cerberus nicht vor den ganz typischen männlichen Vermeidungsinstinkten Halt gemacht, wie Nathan gerade mehr als deutlich bewies und so blickte die Jüngere ihn jetzt nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und löste ihre Arme aus der Verschränkung, nur um wenig später die behandschuhten Hände in die Manteltaschen zu schieben und ihre Finger um die kleine Waffe darin legte, die sie zur Sicherheit darin aufbewahrte.
Bei einem Anschlag oder Angriff auf den anderen würde sie nicht die Zeit haben ins Innere ihres Mantels zu langen, ohne dass sie damit eine Kurzschlussreaktion des Angreifers auf den Plan gerufen hätte und so hatte sie sich mit einer dritten Waffe in ihrer Manteltasche abgesichert, um auf alle Situationen gewappnet zu sein, wie es ihr beigebracht worden war. Das kleine metallene Abzeichen steckte unter ihren langen, braunen Haaren verborgen an ihrem Oberteil - sie war noch immer stolz darauf mit 19 Jahren schon ein Special Agent zu sein und sie wollte sowohl der Organisation, als auch ihrem Vater Ehre bereiten mit ihrem Verhalten - ihnen beweisen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben.
"Also versuch gar nicht erst dich zu drücken oder ich fang an zu plaudern, wenn wir wieder im Apartment sind. Du kommst da gar nicht erst drum herum", neckte sie Nathan noch während die kleine Gruppe langsam an dem Schloss Belvedere vorbei durch den Central Park zum nächsten Ausgang hinsteuerte, wo sie die Einkaufsmeile der Stadt betreten würden. "Ich lass mich mit Sicherheit nicht allein dafür verantwortlich machen, nur weil du deinen Arsch retten und dir die Chance offen halten willst, noch einen wegzustecken", schickte sie hinterher und ließ mit einem belustigten Grinsen deutlich werden, dass sie ihre Worte nicht einmal ansatzweise so böse gemeint hatte, wie sie wohl im ersten Moment geklungen haben mochten.

"Schau mich nicht so an, ich werd' mich bestimmt nicht dafür verantwortlich machen lassen. Ich bin froh das ich inzwischen die großen Designer kenne und die nicht immer mit irgendetwas zum Essen verwechsle, jetzt mal ehrlich die klingen doch fast allesamt wie französische oder italienische Beilagen!" Diese Verwechslung hatten zwangsläufig im Laufe der letzten Jahre zu dem ein oder anderen Lacher geführt, woraufhin Richard meist nur mit einem Schulterzucken reagiert hatte. Die Welt der Mode war nie wirklich sein's gewesen, es ab viel zu viele Namen, viel zu viele Fehler die man machen konnte und alle paar Monate war etwas anderes im Trend und das aus den alten Kollektionen war, war bereits Schnee von vorgestern. Allerdings konnte er Nathan durchaus verstehen, Frauen konnten was das anging ein ganz eigenes, launisches Wesen sein um im seltensten Fall konnte man etwas richtig machen. "Ich würd' vorschlagen nach dem Klamottenkauf gehen wir einfach noch zu irgend einem Juwelier und du kaufst da was schönes. Damit machst du nichts falsch und du hast in jedem Fall etwas, was dich rettet wenn ihr die Klamotten schon nicht zusagen."
Die drei bewegten sich langsam vom Park weg, durch einen der Ausgänge, den zwei Pfeiler und ein großer Torbogen säumte. 
"Sind Streifen wieder in? Oder Schwarz?" Soweit er wusste hatte er sich selbst, seit drei oder vier Jahren keine neue Kleidung mehr gekauft. Wenn irgendetwas war brachte er es zum Schneider der es ihn für ein paar Credits wieder richtete. Seine Größe hatte sich nicht geändert, warum also hätte er sich etwas neues kaufen sollen?

tbc. Time Square