Hotel "Azur"

Eli nahm langsam die Zigarre zwischen den Zähnen hervor, ehe er diese in den hölzernen Aschenbecher legte sich kurz darauf der kleinen Halle zuwandte, die er vorbereitet hatte. Im Hintergrund lief leise Musik, klassisch. Schubert um genau zu sein, die Sonate Arpeggione. Er selbst hatte nie wirklich daran gefallen gefunden, doch hatte er die Erfahrung gemacht, das sich viele seiner Kunden wohler fühlten wenn die restliche Umgebung einen kompletten Kontrast zu dem eigentlichen Mordwerkzeug bot, das er an sie verkaufte. Man konnte dazu schmutziges Geschäft sagen, doch war es im Grunde nichts anderes als jeder beliebige andere Handel, mit der Ausnahme das man die eigene Waren oftmals in den Nachrichten wieder erkannte. Manch einer ging in die Gastronomie, allein weil Menschen immer essen werden und dies eines der Grundbedürfnisse des Menschen war. Eli hingegen hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein anderes der Grundbedürfnisse zu decken, welches sowohl für Menschen wie auch für jede andere intelligente Spezies zutraf. Er hatte an den neuen Blaupausen Monatelang gesessen, die Idee dahinter war, das inzwischen trotz Biotik wieder eingerostete und starre Schlachtbild wieder ein wenig aufzufrischen, etwas zu schaffen das den Krieg revolutionieren würde. Das sein Name dabei als erster Auftauchen würde, kam ihm und seinem Ruf natürlich nur zu Gute. Nicht umsonst gab es selbst heute noch die Firma "Kalaschnikov" Auch wenn sie inzwischen nicht vielmehr als ein lokaler Hersteller für Russland war. Dennoch, für einen solchen Zeitraum eine beeindruckende Leistung.
Er hörte schließlich ein leises Piepsen an der Tür, ehe die zwei Aufzugstüren zur Seite glitten und Eli kurz lächelte, ehe er seinem Gegenüber die Hand reichte. "Freut mich, Eli Taylor."

"Freut mich sehr Mister Taylor" meinte Petrovsky mit tiefer Stimme und zeigte ein knappes, einstudiertes Lächeln. Er war derartige Messen gewöhnt und versuchte in der Regel alles um seine eigenen Soldaten einen Vorteil in der Schlacht und damit eine aussicht auf Überleben zu geben. Wenngleich ihn auch die hier aufgelegte Musik eher weniger ansprach, aber das war wohl eher sein persönlicher Geschmack.
"Admiral Oleg Petrovsky - aber ich nehme an sie wissen wer ich bin" meinte Oleg langsam, während er über die ausgestellten Stücke sah und seine Augen dabei bei einem Scharfschützengewehr hängen blieben, welches in ein einem Haufen Glas ausgestellt wurde, welches wie Oleg bei näherem hinsehen erkannte anscheinend Sicherheitsglas war, oder zumindest sehr gut imitierte. Eine nette Verkaufsstrategie wie er fand - zumindest, wenn dieses Gewehr auch die vollmundigen Versprechungen einhielt. Er wandte sich wieder Eli zu. "Also Mister Taylor. Sie kennen die Organisation die ich arbeite ja schon. Gibt es Empfehlungen, die sie aussprechen würden?"

"Direkt zum Kern der Sache mh? Nun .." Meinte Eli, während beide durch die menschenleere Halle schritten. "Es wird bald ein Ankauf von der neusten Rüsttechnologie stattfinden und ich habe noch Termine mit einigen anderen hohen Herrschaften, aber ihnen will ich das gewiss nicht vorenthalten Admiral." Die beiden nährten sich etwas gut acht Meter großem, das unter einem schlichten, weißen Tuch verdeckt war. "Cerberus hat ein Projekt damalig anlaufen lassen welches sie im Nachhinein jedoch, wenn ich das so sagen darf, sträflich vernachlässigt haben. Nun ich muss sagen es war auch einiges an Arbeit notwendig, allein schon das ausgleichen der Gewichte, der Feste Stand und nicht zuletzt die Anpassung der Waffen. Aber wenn ich sie etwas fragen darf Admiral, warum verbessern wir unsere Soldaten immer und immer weiter, wenn sie letzten Endes noch immer organisch sind und ohne Probleme von einem gewissen Gewicht, oder einfach von einer zu hohen Feuerkraft vernichtet werden können? Nehmen sie einmal an das ihre Leute in einer unterlegenen Situation sind. Nun gehen wir von der Prämisse aus das sie den heutigen Kauf abgeschlossen haben und einer von den netten Herren wird aus dem Orbit in innerhalb von gut einer Minute auf die Erde geschossen und Unterstützt ihre Leute."
Im selben Augenblick zog sich das weiße Tuch herunter und offenbarte einen neuartigen Mech, der zahlreiche Waffen an beiden Armen trug. Jedoch waren die Gelenke nicht ansatzweise so festgefahren wie bei den Cerberus Modellen, man konnte zahlreiche, gepanzerte Gelenke erkennen und nachdem Eli kurz in die Hände klatschte, machte der Mech ein paar Schritte nach links und recht, vollführte ein paar Bewegungen und zeigte damit, wie beweglich dieser eigentlich war. "Kugelsicheres Cockpit und hält den Beschuss von gut einhundert Raketenwerfern aus, vorausgesetzt jeder davon trifft auch wirklich. Im Gegenzug kann der Mech eine Schusskraft aufbauen, die an eine leichte Fregatte erinnern. Ein mobiler Panzer wenn sie so wollen, mit dem Unterschied das dieser hier Kreigsentscheidend sein kann."

"Mhm" meinte Oleg leise und umrundete die riesenhafte Waffe, welche tatsächlich wie ein Panzer auf zwei Beinen anmutete. zwar wollte ihm nicht in den Sinn, wieso der Waffenhändler eine voll bewegliche, mechanische Hand hatte einbauen lassen anstatt mehr auf Waffenkraft zu gehen, allerdings wirkte das Material hochwertig. Er fuhr langsam mit einer großen Hand über die Kniegelenke, die eindeutig Pfannen besaßen und somit echten, menschlichen Knien nachahmten.
Er klopfte noch einmal gegen die Rüstung. "Gravitationsbeschleuniger, Hoovereinheiten und Rückstoßdämpfer sind eingebaut?" fragte Oleg und der andere nickte. Er besah sich die riesige Waffe, schrägte den Kopf an. Auch diese sah aus wie eine riesenhafte Nachbildung einer echten Waffen und die Kugeln aus diesem Ding würden mit Sicherheit Shuttles durchschlagen. Wenngleich das alles auch sehr praktisch schien, so wollte er noch nicht an das endgültige Artdesign glauben....
"Ich nehme fünf" erklärte Oleg leise. "Diese werden wir testen und sollten unsere Soldaten damit umgehen können und wir zufrieden sein, können sie für eine Bestellung in Massenproduktion ausgehen. Haben die genügend Ressorucen dafür?"

"Sicherlich doch Admiral." Antwortete Eli, während er mit dem Admiral bereits zu dem nächsten kleinen Stand ging, den man vorbereitet hatte. "Wir können daran natürlich Änderungen vornehmen, die Größe ist auch kein Problem. Wir haben sie direkt in verschiedenen Arten Konzipiert, das hier wird denke ich nur das Modell sein, das sich am meisten verkaufen wird."
Ihm war der kritische Blick von Petrovsky durchaus aufgefallen, doch war dies mit militärischen Heerführern meist so. Die meisten mochten ihre bisherigen Entwicklungen und wünschten sich stattdessen einfach mehr Männer oder mehr Schiffe, was für derart hohe Ränge meist recht einfach gestrickt war. "Aber die normalen Soldaten habe ich natürlich nicht ausgelassen. Wenn ich bitten darf Admiral." Er deutete auf einen kleinen Schießstand, vor welchem mehrere Waffen aufgebaut waren, die unnatürlich schmal wirkten. "Sagen sie, ihnen ist bewusst wie unsere Waffen momentan funktionieren oder nicht, oder? Ich rede nicht von Thermoclip oder nicht, es geht um die Schussart an sich. Die Waffe erzeugt eine gebündelte Energie, die danach mit einem vorgegeben Tempo verschossen wird. Weswegen wir den Schuss auch so gut nachverfolgen können, da er ein paar Sekunden braucht bis er am Ziel ankommt und durch die Reichweite natürlich an Wirkung verliert. Jedoch ... wenn wir davon ausgehen, das man eine Waffe baut, die die aufgebaute Energie besser nutzen und vor allem verwerten kann, dann können wir eine Waffe bauen, die die Beschleunigung auf das physisch maximale Erhöht. Denken sie einmal genau nach, wir haben zwar keine Kugeln mehr die mit Geschwindigkeit auf das Ziel treffen müssen, jedoch einen Schuss aus reiner Energie der durch die lange Schusslaufbahn natürlich abgeschwächt wird. Mit dieser Waffentechnologie jedoch ist es möglich einen Gegner selbst aus der Entfernung so zu Verletzten, als würde er direkt vor einem stehen. Effektiv ist dies eigentlich bei jeder Waffe, vor allem natürlich an den Schussstärksten, also Scharfschützengewehr, schweren Pistolen und natürlich.." Er reichte dem Admiral eine Schrotflinte, welche angenehm leicht in den Händen lag. "Bei der Schrotflinte. Wir haben zudem den eigentlichen Energieaufbau erhöht, im Grunde können sie damit die meisten Wände von Schiffen durchschlagen." Kurz darauf sprang an der Schießanlage ein großes Flutlicht an, mit mehreren Materialien, manche gut einen Meter dick. "Bitte Admiral, ich denke als Soldat werden sie sich selbst davon überzeugen wollen."

Oleg sah sich die Waffe genau an, wog diese in den Händen ab als wolle er so den Wert der Waffe einschätzen. Er fuhr einmal über die fein gearbeiteten Maserungen und Lüftungsschlitze, welche ein Überhitzen verhindern sollten. Er hob die Waffe noch einmal, ehe er diese fest in beide Hände nahm, tief ein und aus atmete und schoss. Es knallte weniger, als das er ein Zischen vernahm und heiße Luft flimmerte aus den Schlitzen, ehe eine der weit entfernt aufgebauten Puppen beinahe von der Wucht des Schusses explodierte und große Teile aus dem Gelee-Körper, welcher eine adäquate Nachbildung des menschlichen Brustkorbes darstellte, geradezu heraus riss. Klatschend und dampfend landeten diese auf dem Boden, während um die eigentlichen Löcher sich schwarze Klumpen bildeten, da die Energie des Schusses noch so viel Hitze aufgebracht hatte, dass diese geradezu zusammen schmolzen. Oleg betrachtete die Waffe, sah dann wieder zu Eli. "Beeindruckend. Aber bei dieser Gewalt... wurde die Waffe für den Ratssektor zugelassen?"

"Ich würde sie ihnen nicht anbieten wenn es anders wäre." Erwiderte Eli und sah für einen Augenblick selbst zu seinen Waffen. Die Zulassung war meist das kleinere Problem, da er für gewöhnlich nicht mit ganzen Flotten arbeitete sondern die Truppen am Boden ausstattete, wobei es im Laufe der Zeit unweigerlich dazu gekommen war, das er sich auch mit den Waffen und Rüsttechnologien der Schiffe beschäftigt hatte. "Sie können sich gern noch in Ruhe die anderen Modelle ansehen, wenn sie sich auch noch von der Wirkung der anderen Waffen überzeugen wollen."
Im Kopf fing er bereits an zu berechnen, wie viel er wohl in etwa mit dem Geschäft machen würde. Derartige Ware konnte man nur an große Regierungen verkaufen, Leute wie der Broker wiederum waren smarter veranlagt, wenn man es so sagen wollte. Allein aus der Tatsache heraus, das man mit einem ganzen Kommando schlecht einen einzelnen Mann oder eine einzelne Frau jagen konnte, hatte er oder sie ihr Imperium über die gesamte Galaxie geweitet. Diese jedoch brauchten für ihre Einsätze auch die dementsprechende Ausrüstung, Ware die man nicht zurück verfolgen konnte oder die bis auf der Broker niemand besaß. Zwar war Exklusivware teuer, doch hatte man damit Vorteile, die man mit keiner Waffe von der Stange erreichen konnte. Meist konnten die Feinde dadurch nicht einschätzen mit wem sie es zu tun hatten, was sie von der Feuerkraft erwarten mussten, oder aber die Sicherheitskräfte an denen man sich vorbei stehlen musste, erkannten den Gegenstand gar nicht erst als Waffe.

Oleg besah sich noch einmal die Waffe und wunderte sich innerlich, dass die Waffe tatsächlich zugelassen worden war. Es gab sogar kroganische Schrotflunten mit weniger Feuerkraft, die verboten worden waren. Andererseits lag das wohl vielmehr an den Widerhaken welche sich in das Fleisch des Opfer bohrten  und sich dort wie Zecken festbissen.
Die Schrotflinte würde durchaus sinnvoll für seine Soldaten sein und könnte möglicherweise auch die mittlerweile beinahe schon veraltete Scimitar ablösen, welche bei weitem nicht mehr so viel Schaden anrichtete wie zu ihrer veröffentlichung. Immerhin hatten sich auch Schilde und Rüstungen der Zeit angepasst. "Ich will, dass sie mit der in Serie gehen" erklärte Oleg und nickte auf die Waffe in seinen Händen. "Machen Sie Exklusiv- oder Zeitexkulsiv-Verträge oder läuft das nicht mit der Firmenphilosophie konform?" wollte Oleg wissen.

Ein piepsen an seinem Handrücken unterbrach ihn und er las die Notiz, welche ihm von Nathan gesandt worden war. Sein Herz setzte einen Schlag aus, während er zu Eli sah. "Ich überlege es mir nochmal. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden? Ich habe noch einen wichtigen Termin" erklärte er dem anderen, ehe er sich umwandte und zum Aufzug ging, dabei versuchte nicht in einen schnellen Trab zu verfallen. Noch während der Aufzug nach unten fuhr aktivierte er sein Universalgerät erneut und gab an Laura einen Kurzbericht der Ereignisse weiter. Ebenso seinen beschluss selbst und als Privatmann an den von Nathane übermittelten Ort zu fliegen. Das einzige was er erbat war ein privates Schiff ohne Cerberus-Kennung und ein kleines Team, welches im Fall der Fälle eingreifen konnte, wenn etwas unvorhergesehenes geschehen sollte.
Kaum das er die kurze Unterredung beendet hatte, suchte ihn die Erinnerung an Russland heim. Natalee, welche in einer liebevollen Geste ihn in seine alte Heimat geführt hatte, Natalee wie sie an der Treppe zu seinem alten Haus ihn mit einem Lächeln Dad genannt hatte und er - verwundert und überfordert von den unbekannten Gefühlen die auf ihn einströmten hatte kaum mehr als ein seltsames Lächeln auf seine Lippen bringen können. Diese Worte hatte ihn so sehr getroffen, ihm so viel bedeutet und dennoch waren dies Gefühle gewesen, die er nie zuvor gekannt hatte. Gefühle, deren Herr er noch nie gewesen war. Truppen zu befehlen war einfach. Es war einfach für ihn abschätzen zu können was er in einer Schlacht tun sollte. Aber das war unbekanntes Terrain gewesen und jetzt, als er erfuhr das Natalee abgehauen war machte er sich furchtbare Vorwürfe. Er hätte ihr sagen sollen, wie er sich fühlte - das er so unendlich glücklich gewesen war, als sie ihn Tochter genannt hatte. Und der Gedanke daran sie nun verloren zu haben, die Befürchtung ihr könne etwas geschehen machte ihn beinahe verrückt. Er liebte  dieses Mädchen, wollte jemand sein der für sie da war. Schon lange war dies nicht mehr nur das von Cerberus geplante Kalkyl und spätestens nach Lisas Empfehlung, er solle sich keine Sorgen machen, sondern das Mädchen einfach lieben wenn ihm danach war, hatte er alles erdenkliche versucht um Natalee aufzubauen und in dieser für sie fremden Welt einen Halt zu geben. Er hatte Fehler in seinem Leben gemacht, aber Natalee in Russland in jenem Moment derart vor den Kopf gestoßen zu haben - das war der mit Abstand schmerzlichste. Er wusste kaum wo ihm der Kopf stand, als er endlich in das ankommende Schiff steigen konnte, welches seinen Kurs richtung Tuchanka setzte. Oleg wusste, welche Gefahr dieser Planet für ihn barg. Doch das war ihm egal - es ging einzig und allein darum seine Tochter wieder zu holen.

Dieses Hotel hatte schon weitaus seltsamere Gäste beherbergt, das spürte Jayden während er langsam durch die langen Korridore lief, die Kerzen unter dem Arm welche er im Gift-Shop im Erdgeschoss gekauft hatte. Waffenhändler, Mafiosi, Batarianer, Hanar-Botschafter und sogar einen berühmten Elcor-Superstar, wie man an den Bildern hinter der Information sehen konnte waren bereits zu Gast in diesem edlen Hotel gewesen. "Diskretion" stand sanft geschwungen unter dem Schriftzug von "Hotel Azur" - der Beiname des großen Wohnkomplexes und dieser traf zu.
Jaiden kam nicht umhin sich zu fragen, ob der Broker nicht auch dieses Hotel sein eigen nannte, doch letztlich war es egal. Sie waren hier in Sicherheit und niemand würde erfahren wo er und Zoey sich aufhielten. Sie waren safe - fürs Erste zumindest. Langsam drückte Jaiden die Türklinke hinunter und schob sich in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich ab. Zoey war noch duschen um all den Dreck, all die Vergangenheit loszuwerden. Langsam stellte Jaiden die Kerzen ab, zündete diese an und öffnete die kleine Klappe in der Küche, in welcher der Essensfahrstuhl feinste Speisen direkt aus der Küche brachte und stellte diese auf den Tisch, ehe er sich aufs Sofa fläzte und die Sterne draußen funkeln sah.

Seufzend lehnte Zoe sich gegen die kalte Duschwand und schloss ihre Augen, während das heiße Wasser über ihren Körper rann. Es waren tausende von Gedanken, die durch ihren eigenen Kopf schossen, Tausende von Empfindungen, die sie selbst durchspülten und die sie selbst nicht mehr so genau einordnen konnte. Sie waren seit einigen Stunden erst in Illium angekommen, nachdem Ethan Jayden und sie bereits frühzeitig allein gelassen hatte und ihnen lediglich den Ort genannt hatte, wohin sie gehen sollten, und das Erste, was Zoe hatte tun wollen, war sich unter eine Dusche stellen und damit all das loszuwerden, was sie seit der Flucht von der Erde begleitet hatte. Für die CIA war sie gestorben und noch jetzt erinnerte sie sich schaudernd an die Schmerzen, die sie durchschossen hatte, als man ihr die gezinkte Spritze gegeben hatte, die eigentlich ihr Leben beendet hätte, wenn nicht der Broker dafür gesorgt hätte, dass sie all das überlebte. Noch jetzt erinnerte sie sich an Falcons Worte, dass ihm genau dasselbe geschehen war und sie vorsichtig mit ihrem Entusiasmus sein sollte - ein Ratschlag, den sie definitiv nicht vor hatte, einfach so zu ignorieren. Nicht nach allem, was geschehen war. Der Broker arbeitete nicht umsonst, er half niemandem, ohne eine Gegenleistung zu verlangen und im Grunde genommen war sie vollkommen unbeabsichtigt zu einer Mitverschwörerin geworden - sie existierte nicht mehr, war für das CIA gestorben und für den Rat niemals wirklich existent gewesen. Im Grunde genommen hatte sie jetzt keine andere Wahl mehr, als dem Broker zu gehorchen - es gab niemanden, der sie vermissen würde, niemanden, der Fragen stellen würde, wenn man sie aussortierte. Niemanden außer Jayden.
Sie hatte wegen ihm das alles getan, hatte sich bereitwillig auf alles eingelassen, weil sie ihn nicht hatte verlassen können - sie hatte ihren Job und ihr gesamtes Leben über Bord geworfen, nur um bei ihm zu sein, hatte sich bereitwillig töten lassen, nur damit sie ihn nicht im Stich lassen musste und wenn sie jetzt darüber nachdachte, dann kannte sie sich selbst kaum. Zoe war niemals jemand gewesen, der sich allzu lange an jemanden gebunden hatte - das hatte ihre Arbeit schon nicht erlaubt und so hatte sie zwar immer wieder kurze Lliasons gehabt, aber nie etwas Ernstes begonnen. Zumindest nicht vor Jayden. Er brachte sie zum lachen, ließ sie alles vergessen und sie fühlte sich in seiner Gegenwart wohl, geborgen und sicher - sie fühlte sich willkommen und angenommen. Er hatte es ihr nie vorgeworfen, dass sie ihn belogen hatte - ein Umstand, den sie noch heute nicht so recht begreifen wollte, über den sie aber noch immer mehr als glücklich war.
Noch einmal glitten ihre Finger über ihre Ellenbeuge, wo der tiefe Einstich der Spritze sich befand, dann schüttelte sie den Kopf. Sie würden neu anfangen, sich vom Broker frei kaufen und dann einfach irgendwo ein anderes Leben anfangen können - es würde alles gut werden, solange sie nur einander hatten. Mit einer Hand griff Zoe nach dem Handtuch und schlang es um ihren Körper, nachdem sie das Wasser ausgedreht hatte und atmete noch einmal tief durch während sie sich selbst im Spiegel ansah. Sie war inzwischen wieder sie selbst, sie war wieder Zoe Harkin. Sie musste niemanden mehr belügen, was ihre eigene Identität anbelangte und das war, als wäre ihr ein riesiger Stein vom Rücken gesunken. Die dünne Badezimmertür hielt nur wenige Geräusche aus dem Rest des Zimmers ab und Zoe lächelte für sich selbst, als sie das leise Klappern von Tellern hörte ehe sie nach ihren neuen Kleidern griff. Sie wollte Jayden nicht unnötig warten lassen.

"Hey Süße" meinte Jayden und blinzelte. "Entschuldigen Sie? Wie sind Sie in mein Bad gekommen? Ich hatte eigentlich meine Freundin erwartet - ungefährt so groß wie sie. Sieht aber total fertig und verdreckt aus" meinte Jayden grinsend, ehe er langsam das Messer auf die Gans sinken ließ, welche sich als Mahl auf dem großen Teller eingefunden hatte und diese tranchierte.
"Ach, bleiben sie doch einfach hier bis sie wieder kommt" erklärte er, ohne das Grinsen von seinem Gesicht über den eigenen, furchtbar schlechten Humor zu verlieren.
Langsam und vorsichtig drapierte er die Gans auf den weißen, leicht geschwungenen Tellern, gab mit einem Löffel Soße in einem kleinen Schlinger hinzu und bemühte sich auch den grünen Spargel so zu positionieren, dass es aussah wie in einem sehr teuren Restaurant. Leider jedoch, war er noch nie sonderlich begabt gewesen. Aber - und so war seine Meinung - nur der Wille zählte

"Hab ich dir schon mal gesagt, was für ein Riesenspinner du bist?", fragte Zoe leise und schüttelte sacht lächelnd den Kopf während sie auf den anderen zutrat und sich mit beiden Händen die nassen Haare in einen einfachen Zopf zurück band, damit sie sie nicht weiter stören konnten. Es waren genau diese Augenblicke, diese herrliche Leichtigkeit, die sie in Jaydens Nähe so genoss - die Augenblicke, in denen er sie wieder von alledem ablenkte, was zuvor geschehen war und worüber sie sich eigentlich noch so viele Sorgen hätten machen müssen, es war ihm einfach nicht wichtig und selbst wenn, dann ließ er es sich nicht anmerken. Sacht griff sie nach seiner Hand, entwand ihm mit einer einzigen Bewegung jedwedes Besteck und drehte ihn zu sich herum, nur um sein Gesicht wenig später in ihre Hände zu nehmen und sich zu ihm nach oben zu strecken. "Aber weißt du was?", fragte sie leise und lächelte erneut ehe sie sich nach vorn streckte, um ihm wenig später einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Genau dafür liebe ich dich", vollendete sie ihre Worte und löste sich wieder von ihm, nur um an dem Tisch Platz zu nehmen.
Sie hatte so viel Glück damit, ihn an ihrer Seite zu wissen - dass er nicht einfach aufgegeben hatte und sie fallen gelassen hatte, nachdem es kompliziert geworden war. Er hatte sein Leben aufgegeben, seine Familie, seine Freunde, alles, was er bislang gekannt hatte, nur um irgendwohin zu kommen, von dem er noch nicht einmal wusste, was genau sie beide dort erwarten würde und er hatte das alles für sie getan. Etwas, was sie noch immer nicht so recht begreifen konnte. Es war dumm, es war bar jeder Logik und aller Vernunft, aber er war bei ihr und genau dafür war sie dankbar. "Das sieht gut aus", ließ sie ihn wissen und seufzte genießerisch ehe sich ein schelmisches Lächeln auf ihren Zügen ausbreitete, als ihr Blick sein Gesicht noch einmal striff. "Auch wenn ich deine Mousse au Chocolat vermisse."

"Ich geh morgen oder so einkaufen" versprach Jayden ihr, welcher froh darüber war, dass ihr seine Mousse au Chocolat so gut geschmeckt hatte. "Ich brauch dafür nicht viel. Zwei Päckchen Sahne, etwas herbe Schokolade... ja. Ja, ich denke das krieg ich hin" meinte er leise und schenkte ihr ein Lächeln. Es war ein gutes Gefühl gebraucht zu werden, wenngleich er sie wohl auch viel mehr brauchte als sie ihn.
Die Ereignisse hatten sich überschlagen, seit dem Zeitpunkt an welchem er diesem komischen CIA-Typen das Glas über den Schädel gezogen hatte. Seitdem.... ja, seitdem war es anders. War alles anders. Er hatte ihr das alte Leben genommen und nun führten sie ein gänzlich neues, ein anderes. Ihm war es egal - er hatte kaum etwas zu verlieren gehabt und wenngleich er auch wusste, dass auch ihr neues Leben nicht perfekt war und sie mit einigen Problemen zu kämpfen haben würden. Er liebte sie - und mehr brauchte er nicht. Er hoffte nur, dass sie auch mit dem neuen Leben zurecht kam. Er vertrieb die Düsterniss aus seinen Zügen, sah auf und lächelte sie an. "Lass uns essen - sonst wird der ganze teure Quatsch kalt!"

"Jayden, das war ein Witz", wies sie ihn lediglich leise lachend hin und schüttelte erneut den Kopf, ehe sie schlichtweg abwank. Er sollte sich mit Sicherheit nicht einfach hierher stellen und anfangen zu kochen - nicht nach allem, was sie hier durch hatten. Im Grunde genommen wollte sie sich lediglich zurück lehnen und die Zeit vergehen lassen, während sie dieselben blieben - sie wollte morgens lange schlafen, den Tag damit verbringen durch Illium zu laufen und Nos Astra kennen zu lernen, sie wollte vor dem großen Bildschirm sitzen und sich Unsinn ansehen, abends weggehen und erst in den Morgenstunden zurückkehren - ein ganz gewöhnliches Leben führen, solange es ihnen beiden vergönnt war und irgendwann würde man sie wieder kontaktieren und den nächsten Auftrag erledigen lassen, irgendwann in fernen Tagen. Sacht striff ihre Hand die des anderen und sie lächelte ihm noch einmal zu ehe sie ihr Besteck aufhob und das Essen auf ihrem Teller noch einmal begutachtete ehe sie es für gut befand und ihre Gabel in einem Stück Fleisch versenkte. Mochte es auch noch so schwierig sein - sie würden schon zurecht kommen, sie würden das hier überstehen.
"Du brauchst wirklich nicht einkaufen zu gehen. Fehlt ja noch, dass du in einem Hotel anfängst zu kochen", ließ sie ihn mit verzogenem Gesicht wissen und griff damit noch einmal das Thema auf, das er zuvor bereits begonnen hatte ehe ihr Blick hinüber zu dem Fenster wanderte, vor dem die große Stadt sich aufbaute. Riesige Türme, reger Shuttleverkehr - Zoe kannte Illium aus Erzählungen, aus Bildern, aber sie hatte niemals das Glück gehabt, selbst hierher kommen zu können, denn weder die CIA, geschweige denn C-Sec hatte es geduldet, dass sie ihren Job vernachlässigte. "Was hältst du eigentlich davon, wenn wir uns morgen mal die Stadt ansehen? So ein bisschen Normalität nach allem, was in der letzten Zeit gelaufen ist?"

"Puh. Ob ich das schaffe? Wieder in die normalität zurück zu kehren?" fragte Jayden lächelnd und zwinkerte ihr zu. "Aber, was heißt hier überhault realität? Ich gehe mit einer Frau wie dir durch eine Stadt wie Nos Astra. Eine Frau, die zu gut für mich ist - viel zu hübsch, als das ich zu ihr passen würde und eine Stadt, die zu teuer für mich ist, in der ich mir aber doch alles leisten kann. Wo ist das denn noch Normalität?" fragte er und lächelte breit, entwaffnete damit seine eigenen Worte, wenngleich auch durchaus Wahrheit aus diesen sprach.
Er hatte nie schlecht verdient, hatte sich ein Leben auf der Citadel und die ein oder andere Annehmlichkeit leisten können. Aber Nos Astra - das war doch ein ganz anderes teures Pflaster. Es fühlte sich an, als wäre er aus einem armen Staat in einen reichen gezogen und bekäme auf der Straße Geld geschenkt. Und was Zoey anging - sie war so hübsch, hatte so viel Klasse... es war noch immer unbeschreiblich für ihn, das sie ihn liebte. Ihn... begehrte. Das war sein Beta-Männchen dasein garnicht gewohnt.

"Ich sag doch, du bist ein Riesenspinner", schallt sie ihn sacht, meinte aber nicht ein einziges dieser Worte wirklich so böse, wie es im ersten Augenblick geklungen haben mochte, wenngleich sich auch ein zarter Rotschimmer auf ihren Wangen ausbreitete und ihrem Gesicht ein wenig mehr Leben verlieh. Sie hatte all dieses Lob überhaupt nicht verdient, hatte es überhaupt nicht verdient von ihm in diesem Maße angehimmelt zu werden und es fühlte sich noch immer fremd und unglaubwürdig an, selbst wenn sie nicht daran zweifelte, dass er ehrlich zu ihr gewesen war. Still in sich hinein lächelnd legte sie die Gabel bei Seite und tastete sich nach vorn, bis ihre Finger die seinen griffen und sie seine Aufmerksamkeit erneut zu ihr selbst hinüber zwang, seinen Blick auffing und im Stillen hoffte, er würde endlich begreifen, dass sie definitiv nicht zu gut für ihn war. Es gab in ihren Augen keinen Grund, weswegen er sich klein machen sollte und einmal mehr erinnerte sie sich an den ersten Abend, an dem sie beide zusammen waren - an den Morgen danach und wie überrascht er auch noch da gewesen war, als sie am Morgen geblieben war.
"Wenn es jemanden gibt, der hier zu gut für den anderen ist, dann bist definitiv du das, Jayden. Du hast mich aus der ganzen Geschichte rausgeholt, hast deswegen dein ganzes Leben aufgegeben und alles, was du hattes, hinter dir gelassen. Ich weiß noch immer nicht, wie ich dir dafür danken soll", schickte sie noch hinterher und drückte seine Hand behutsam ehe sie das Gespräch auch wieder unter den Tisch fallen ließ, das sie beinahe wieder vom Zaun gebrochen hatte und mit dem sie vermutlich den ganzen Abend ruiniert hätte, der jetzt so entspannt angefangen hatte. "Aber was hältst du davon, wenn wir ganz neu anfangen? Eine neue Stadt, ein neues Apartment und nur wir beide - es kennt uns hier niemand", schlug sie dann vor und blickte erneut zu ihm auf. "Wir können hier alles machen, was wir schon immer mal machen wollten und es gibt niemand, der deswegen irgendwelche Konsequenzen ziehen könnte. Lass uns einfach leben."