Sitz der Allianz

"Captain", begrüßte Natalee den alten Soldaten lediglich mit einem knappen Nicken, machte sich allerdings nicht die Mühe vor ihm zu salutieren und setzte einen Schritt nach vorn, während ihr Blick durch das große Büro wanderte, in welchem Anderson seit den Akten schon seit einigen Jahren saß und womit Cerberus ihn hatte ruhig stellen wollen. Es war nicht schwer zu erkennen, dass es dem gestandenen Soldaten nicht gefiel, nachdem er bereits in zahlreichen Schlachten mitgekämpft hatte und bereits einmal für die Wahl eines Spectre vorgeschlagen worden war, nur um letzten Endes wegen eines Zwischenfalls auf Camala abgelehnt zu werden, in welchem Saren seine Finger im Spiel gehabt hatte. Aber genau deswegen hatte sie ihr erster Weg hierher geführt und irgendwo hoffte sie noch immer, dass es dem Mann wichtig war, dass die Menschen endlich Gerechtigkeit für das bekamen, was ihnen widerfahren war, als der Spectre sie auf der Kolonie angegriffen hatte. Die junge Frau gab es nur äußerst ungern zu, aber sie war nervös gewesen, wenn sie an das Gespräch dachte, das ihr bevorstand - Anderson war einst ein hoch dekorierter Soldat der Allianz gewesen, hatte bereits einige Siege heim gebracht und die Allianz war stets stolz auf ihn gewesen - er hatte Respekt verdient.
Doch der Mann, der ihr nun gegenüber saß, hatte seinen Stolz verloren - er war nicht mehr als ein Schatten seiner selbst und irgendwo bemitleidete sie den alten Soldaten für das Schicksal, das Cerberus für ihn gewählt hatte. Andererseits ... vielleicht ... wenn sie ihm nur davon erzählte, was sie eigentlich vor hatte, vielleicht würde er das Team dann unterstützen und ihnen dabei helfen, Saren endgültig dingfest zu machen. "Entschuldigen Sie die Störung", begann sie dann und brachte ein sachtes Lächeln auf ihre Züge ehe sie ihre Haltung wieder straffte und ihren Blick auf das Gesicht des anderen richtete, das ihr noch immer erwartungsvoll entgegen blickte. Sie war Soldatin und sie redete mit einem Soldaten - er wollte diese unsinnigen höflichen Floskeln genauso wenig hören, wie sie und im Grunde genommen machte allein das ihn schon einmal sympathisch.
"Wir brauchen Ihre Hilfe", fuhr sie ohne Umschweife fort und machte einen Schritt nach vorn, wobei ihr Blick für einen Sekundenbruchteil auf einem der alten Fotos hängen blieb, die auf dem Schreibtisch standen. Eines davon zeigte eine hübsche, dunkelhaarige Frau mit einem kleinen Mädchen, das fröhlich in die Kamera lächelte. Das andere eine ebenso junge Frau, doch dieses Mal blond und gekleidet in hochgeschlossene Sachen, ihre Miene war hart und streng und verriet, dass sie wohl offensichtlich ebenso Soldatin war wie Anderson, oder zumindest einen militärischen Hintergrund besaß. "Vor nicht ganz 24 Stunden hat der turianische Spectre Saren Arterius eine menschliche Kolonie angegriffen, Feros. Der Rat ist bereit eine Untersuchung durchzuführen, sofern wir ihnen die Beweise dafür liefern, dass Saren wirklich etwas damit zu tun hatte und auch ein entsprechendes Motiv hatte. Sie kennen Saren aus früherer Zeit und deswegen bin ich hier. Ich brauche Ihre Hilfe bei diesen Nachforschungen."

Bevor er irgendetwas anderes sagen konnte, hörte man ein leises Fluchen. "Saren.." Und kurz darauf legte sich die Stirn des alten Captains in Falten. Er hatte gehofft das der turianische Spectre seinen Hochzeit gegen die Menschheit bereits hinter sich hatte und nun wie jeder andere Spectre auch agierte und nicht so, das er der Menschheit bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit Schaden zufügte. "Verzeihung Captain, man ist nur meist für einen Augenblick in Gedanken gefangen wenn man diesen Namen hört." Er schüttelte die Erinnerung wie ein lästiges Gepäckstück ab, ehe er auf einen Stuhl vor sich deutete und Natalee bat, sich zu setzen. "Es ist ein kleines Wunder wenn man bedenkt, dass es so lange um ihn herum ruhig war, doch ich hatte bereits die Befürchtung das er irgendetwas geplant hatte. Ich habe ihren Bericht über Feros gelesen Captain, nun zumindest die Teile, die niht geschwärzt waren. Das schöne an der jahrelangen Arbeit ist allerdings das man sich irgendwann denken kann, was hinter den verborgenen Zeilen steht. Das die Geth wieder aufgetaucht sind ist kein Geheimnis, es gibt an mehreren Randsektoren Problemen mit ihnen, das sie jedoch im Verbund mit Saren stehen - selbst wenn es nur ein Teil von ihnen ist, ist mehr als bedenklich."
Bereits als einzelner Turianer war Saren gefährlich genug, um eine ganze Kolonie gefährden, mit einigen Geth an seiner Seite konnte er jedoch zur Gefahr für ganze Allianzrouten oder Handelswege der Menschen werden, nicht zu vergessen die Kolonien - eine hatte er schließlich bereits angegriffen. "Aber wenn sie nach einem Motiv suchen - ich denke das können sie sich selbst erklären. Saren hasst die Menschen, einfach aus dem Grund heraus, weil wir schneller als jedes andere Volk aufgestiegen sind, auch schneller als die Turianer und ihr langsam in ihrer militärischen Position das Wasser reichen können. Aber deswegen sind sie sicher nicht hier, ich nehme an sie brauchen handfeste Beweise."

Nathan hörte mit halbem Ohr zu und betrachtete Anderson eine ganze Weile. Der Mann hatte viel durchgemacht in seinem Leben, das sah man ihm an. Die Stirn hatte tiefe Sorgenfalten und auch als Natalee Sarens Name erwähnt hatte war Nathan, als hätte er in Anderson eine alte Wunde aufreißen sehen, die nie gänzlich verheilt war.
David Anderson war ihm natürlich auch ein Begriff - doch von dem großen Mann, dem Mann der der erste menschliche Spectre hätte werden können war nicht mehr viel übrig geblieben. Er war von Cerberus zusammengeschrumpft und in eine Abstellkammer gesteckt worden, wo seine einzige Hoheit jene über Dokumente und Abschriften war. Er tat Nathan leid, welcher Natalee noch einmal kurz und sanft die Schulter drückte, ehe er zu dem großen Fenster ging welches hinaus auf den Platz zeigte.
Das Gespräch hinter ihm bekam er kaum mit, während sein Blick langsam über die großen Grünanlagen striff. Dort unten, auf einer Parkbank saß ein Mann. Nicht, dass Nathan das weiter verwundert hätte. Es gab viele Menschen hier auf der Citadel. Nein, was ihn wirklich verwunderte war wie alt dieser Mann aussah. Sein grauer Bart sproß wirr und ungleichmässig auf seinen hohlen Wangen, die Haut war fleckig, faltig und eingefallen während er sich mit zittrigen Händen eine Zigarette anzündete. Unwillkürlich musste sich Nathan fragen, ob er auch einmal so alt werden und auf der Citadel auf einer Parkbank sitzen würde. Der alte Mann musste viel für die Menschheit getan haben, wenn er zugang zum Präsidiumsring erhielt wo der Sitz der Allianz lag. Würden er und Natalee auch mal dort unten sitzen und über alte Zeiten reden?
Ein verträumtes Lächeln stahl sich auf Nathans Lippen, als der alte Mann hoch sah und der Blick seiner klaren Augen, welche noch lebhaft funkelten auf Nathans trafen und der alte Mann lächelte.

"Prognosen abzugeben wird uns nicht dabei helfen, den turianischen Ratsherren zu überzeugen. Er hat uns Zeit eingeräumt, aber während wir hier die Zeit mit Suchen verschwenden, wird Saren durch die Galaxie fliegen und dafür sorgen, dass noch mehr Menschen wegen ihm den Tod finden", fuhr Natalee lediglich fort und verhärtete ihre eigene Miene ehe sie sich davon überzeugen ließ, wirklich ein paar Schritte nach vorn zu machen und sich auf den Stuhl sinken zu lassen, der vor dem großen Schreibtisch des Captains stand. Sie war überrascht davon, dass er überhaupt wusste, wer sie war und welchen Rang sie in ihren jungen Jahren inne hatte, aber wenn sie bedachte, wie oft Oleg sie auf irgendwelche Veranstaltungen mitgeschleppt hatte und wie oft sie hatte in die Kamera lächeln müssen, stellte sie fest, dass es im Grunde gar nicht einmal so verwunderlich war. Cerberus hatte aus ihr ein Symbol machen wollen und selbst, wenn es für sie besser gewesen wäre, wenn man sie einfach selbst hätte machen lassen, so hatte sie sich doch fügen müssen - zumindest was diese Dinge anbelangte. Anderson ihr gegenüber war im völligen Gegensatz zu ihr, ein gestandener Soldat, hoch dekoriert und hatte seine Berühmtheit allein seinen Taten zu verdanken. Etwas, von dem Natalee wünschte, auch ihr wäre dieser Weg vergönnt gewesen.
"Saren hat die Geth unter Kontrolle gebracht und fliegt ein riesiges Raumschiff, das uns auf Feros beinahe vernichtet hätte. Wir brauchen dringend etwas, um gegen ihn vorgehen zu dürfen und dadurch nicht auch noch einen Krieg zu riskieren, der noch mehr unschuldige Menschen das Leben kosten wird", fuhr sie dann erneut fort und lehnte sich ein Stück weit gegen den alten Stoffbezug des gepolsterten Stuhls, auf dem vermutlich schon einige Soldaten gesessen hatten. Leise seufzend stützte sie ihre Ellenbogen auf den dünnen Lehnen auf und hob die Augenbrauen ein Stück weit, hoffend, dass der andere die Dringlichkeit dieses Unternehmens verstanden hatte. "Sie kennen Saren. Sie waren damals gemeinsam mit ihm auf einer Mission in Camala und wegen ihm wurden Sie vom Rat als Spectre abgelehnt - wenn jemand Saren kennt, dann sind Sie es und Sie sind einer der wenigen, die ich noch fragen kann und von denen ich mir Hilfe erhoffe", setzte sie noch hinterher, um ihn gleich wieder davon abzuhalten in alten Erinnerungen zu versinken, die ihm nur Schmerzen zufügen würden, ihr allerdings in keiner Art und Weise gegen den turianischen Spectre weiterhelfen würde. Saren hatte ihr gedroht und sie war sich mehr als sicher, dass er alles tun würde, um sie aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie zum Rat gehen konnte und ihnen von den Beweisen erzählte - dem Spectre war es zu wichtig, was der Rat von ihm hielt und dass sie seine Taten schützten.
"Eines vorneweg - wenn Sie mir die Wahrheit erzählen und mir vielleicht sogar Beweise dafür liefern, was damals passiert ist, dann wird Saren es erfahren und er wird genauso Jagd auf Sie machen. Sie werden hier nicht sehr lange sicher sein."

"Sie denken vorausschauend, das ist schon seit einer halben Ewigkeit zur Seltenheit geworden." Bemerkte Anderson mit einem schwachen Lächeln, ehe sein Hand zu einer seiner Schubladen ging. Diese offenbarte zahlreiche, fein sortierte Akten. Jede hatte eine andere Beschriftung und einige davon sahen durch den Zahn der Zeit schon recht mitgenommen aus. "Nun ... es gibt viel was sie über Saren wissen können, wissen müssen wenn sie gegen ih nvorgehen wollen. Aber das wenigste davon wird inen bei ihrer Untersuchung weiterhelfen." Er legte der jungen Frau einen beigen Ordner vor, welcher mit zwei Ringen und einem Gummispann zusammen gehalten wurde. Der Ordner eherbergte gut einhundert Blätter, sowie zahlreiche Fotos und Skizzen - alles was sich über die Jahre angesammelt hatte. Saren war für ihn immer ein persönliches Thema gewesen, etwas, das er selbst geklärt haben wollte, jedoch hatte er es über all die zeit nie geschafft. "Das er gewillt ist über Leichen zu gehen brauche ich ihnen nicht sagen - und sie werden nur bneim Rat weiter kommen wenn sie etwas finden, was direkt die Citadel betrifft. Wenn wir Beweise vorlegen die andere Systeme betrifft werden sie nur ewig lange Nachforschungen anstellen - ich will den Ratsherren nicht einmal etwas unterstellen, doch sind dies nun einmal die Regeln an die sie sich halten können, wobei diese verdammten Bürokraten nach wie vor alle Regeln aufstellen..." Ein raues Lachen drang aus Andersons Kehle.
"Saren hat soweit ich weiß mit einigen Waffenschmugglern in den unteren Bezirken regelmäßigen Kontakt. Einer davon - James Zimmermann ist einer der größten hier. Beliefert seit Jahren unter der Hand Privatpersonen oder ganze Söldnerbanden, nur ist er inzwischen so arrogant geworden das er sich auf der Citadel niedergelassen hat. Seine Arbeit ist jedoch nach wie vor die gleiche. Saren wird für seine künftigen und auch für seine ehemaligen Angriffe Sprengköpfe brauchen und genau dafür ist Zimmermann die erste Adresse. Er lebt soweit ich weiß im unteren Bezirk des Präsidiums, direkt an den großen Gärten. Abends soll man ihn wohl öfters im Flux oder in Choras Nest sehen. Wenn sie von ihm die Händlerliste bekommen und die Käufe von Saren, dann würde ihn das festnageln. Er hat nie einen Bericht für einen Bombenangriff veranlasst und selbst wenn, so dürfte es bei dieser Menge auffallen, auch wenn er ein Spectre ist."

Nathan schenkte dem alten Mann ebenfalls ein Lächeln. Er drehte sich jedoch schließlich um, als Anderson genauer auf Saren zu sprechen kam, über Leichen gehen. Es war nicht so, als wäre diese Information neu oder besonders überraschend. Aber sie aus dem Mund eines anderen zu hören - mitzubekommen, wie ein großer Mann wie Anderson jahrelang erfolglos gegen Saren zu Gange war...
Ist das alles was von den eigenen Bemühen bleibt? Ein Ordner aus Akten, Befunden, Analysen und alten Fotos?
Es war beinahe schon traurig wie Nathan feststellen musste und als er sich schließlich wieder zum Fenster umwandte um seinen eigenen Gedanken nachzuhängen saß der alte Mann noch immer da und hielt Blickkontakt zu ihm, ehe sich der Hut wieder senkte und somit auch die Augen des gut gekleideten Herren verbarg. Dieser nahm ein Zigarettenetui hervor und nahm sich noch eine Zigarette. Als er das Etui zuklappte konnte Nathan das Logo erkennen. Europäische Weltraumorganisation stand dort in verzierten weißen Lettern auf dem blauen Umriss Europas zu lesen, welcher von zwei Raketen umgrenzt war. Mein Gott, die gibt es doch schon seit 2149 nicht mehr manchmal, schien einem wohl nur noch die Erinnerung zu bleiben...
Nathan sah noch einmal zu Natalee und brachte ein tonloses "Ich liebe dich" über die Lippen.

James Zimmermann, machte Natalee den stillen Vermerk in ihrem Gedächtnis und beschloss sich in einigen Minuten auf den Weg in die unteren Bezirke der Citadel zu machen und dort einmal dem Deutschen auf die Schliche zu kommen, um ihn auszuquetschen - und wenn er nicht freiwillig würde reden wollen, dann würde sie ihn eben dazu bringen. Es ging hier um das Leben von Hunderten von Unschuldigen und vor allem ging es um die Rückkehr der Reaper, die es unbedingt zu verhindern galt. Cerberus suchte noch immer nach einem protheanischen Sender, zu dem ihr nächster Weg sie führen würde und mit dem sie hoffte, dieselben Informationen wie der Spectre zu bekommen, um weiter gegen ihn vorgehen zu können. Ein pochender, beißender Schmerz hämmerte ihn ihrem Schädel hoch und brachte sie dazu, die Augen für eine Sekunde zu schließen und tief durchzuatmen. In ihren Ohren hörte sie das bekannte Dröhnen der Reaper, die drängende Bariton-Stimme, die verzerrt danach verlangte, dass sie aufhören sollte - dass sie so viel mehr würde erreichen können, wenn sie endlich aufhören würde, gegen sie zu agieren, aber einmal mehr wollte sie nicht auf diese Stimme hören und einmal mehr schob sie sie entschieden zurück zur Seite.
Die Träume waren nach den Ereignissen auf Feros nicht besser geworden, hatte sie die Begegnung mit dem Reaper doch wieder zurück in die Vergangenheit gerissen und ihr klar gemacht, wie verletzlich die menschliche Spezies doch war und wie wenig sie den Reapern entgegen zu setzen hatten, selbst nach Jahrzehnten der Forschung und der Vorbereitung. Cerberus hatte bislang keine Lösung gefunden und wann immer ihr wieder auffiel, dass sie überhaupt nichts hatten und sie dem Kampf ebenso hilflos entgegen stehen würden wie es damals in der Simulation gewesen war, dann wurde ihr schlecht. Es würden dieses Mal genauso viele Tote geben, wie damals und wenn sie jetzt nicht begannen etwas zu tun, würden es immer mehr werden. Seufzend öffnete sie blinzelnd wieder die Augen und streckte ihre Hand nach dem Aktenordner aus, um den Verschluss mit einigen kurzen Bewegungen zu öffnen und ihren Blick über die Bilder und Skizzen wandern zu lassen, die Anderson über all die Jahre gesammelt hatte. Es waren Berichte aus damaliger Zeit und jedes Wort schien von ihrem Gehirn wie Wasser von einem Schwamm aufgesogen zu werden, wurde erst katalogisiert und dann abgespeichert, um bei Belieben wieder herausgenommen und genutzt zu werden.
"Begleiten Sie uns", machte sie den Vorstoß und hob langsam den Blick wieder ehe sie geräuschvoll den Aktenordner zuklappte und ihre Haltung erneut straffte, Andersons Blick direkt suchte und ihn fixierte. Saren war für den alten Soldaten eine offene Wunde und sie wollte, aus welchem Grund auch immer, dafür sorgen, dass sich diese Wunde endlich schloss - und das würde sie nicht, wenn er hier weiterhin tatenlos herumsaß. "Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole - Sie kennen Saren. Sie haben über Jahre an all diesen Aufzeichnungen gearbeitet und ich kann mir niemanden Besseren vorstellen, der uns dabei hilft, ihn endlich zu stoppen", fuhr sie fort und hob eine Hand, als sie die Befürchtung hatte, er könne intervenieren.
"Und was Cerberus angeht - der Unbekannte kann mich mal."

Anderson schüttelte den Kopf als würde er die Frage nicht verstehen, während seiner Augen noch einmal Natalee musterten. "Ich weiß das Angebot wirklich zu schätzen aber ich war seit einigen Jahren nicht mehr im aktiven Dienst und ich glaube kaum das sie einen alten Mann mti sich auf dem Schiff haben wollen. Und sie müssen mit nicht aus Angst vor Saren mitnehmen - ich mag vielleicht nicht mehr so wirksam sein wie damals aber ich denke für einen Turianer, selbst wenn er Saren Arterius heißt, sollte es noch ausreichen."
Viel mehr als die Frage hatte ihn jedoch die Faszination in Natalees Augen schockiert. Sie schien voll und ganz von dem Gedanken gepackt und auch jedes ihrer Worte klang so. Er hatte in den letzten Jahren viel von Brokraten gehört, viel zu viel geheuchelt und unwahres als das er noch einschätzen konnte wie sich wahre Faszination anhörte und der Glaube an etwas, doch in Natalee glaubte er genau das wieder zu erkennen. Der junge Mann neben ihr schien nur ab und zu leicht zu Lächeln, während er durch das Fenster starrte, doch fairerweise musste er ihm zu Gute halten, das er in seiner derzeitigen Situation nicht unbedingt viel tun konnte. "Wenn sie es wünschen .. ich bin ehrlich, mich hält hier nichts und ich gehöre nicht hinter einen Schreibtisch, nur will ich sie darauf Aufmerksam machen was sie sich an Bord holen Captain. Der Lack ist zum größten Teil ab und ich bin nicht ansatzweise mehr der Held, für den man mich nach dem Erstkontaktkrieg gehalten hat.

Während beinahe das gesamte Gespräch an Nathan gänzlich vorbeigegangen war, so holte ihn die Wirklichkeit nun in Form von Natalees Worten und deren Bedeutung wieder ein. "Ähm," meinte er, wenngleich ihm auch nicht wirklich irgendetwas einfallen wollte, was er hätte sagen können.
Sie wollte Anderson mitnehmen? Nun, nicht das er etwas dagegen hatte. Aber Nathan glaubte nicht, dass dieses wortlose Einverständnis von dem Erleuchteten oder auch nur Oleg geteilt wurde. "Natalee, ich weiß das die Vancouver dein Schiff ist aber. Willst du nicht vorher mit deinem Vater reden? Oder... ich weiß nicht, ihm wenigstens mitteilen, dass du jemanden entführst, der unter seiner Befehlsgewalt steht? Immerhin hat Captain Anderson hier ja auch einen Job. Er ist keine Blume, die du einfach pflücken kannst" erklärte er ihr und grinste schief.
"Also, nur um das klar zu stellen - ich bin mir sicher, dass Captain Anderson eine große Bereicherung wäre. Aber das ist Cerberus auch - zumindest brauchen wir deren Hilfe wenn wir die Rea... wenn wir Saren fangen möchten!"

Natalee nickte Anderson lediglich knapp zu und überhörte für einen kurzen Moment lang Nathans Einwand schlichtweg, wenngleich sie auch wusste, dass der andere seine Worte nicht ohne Grund wählte. Natürlich würde der Unbekannte nicht begeistert von dem sein, was sie tat und natürlich würde auch ihr Vater sie fragen, ob sie denn noch ganz sauber im Schädel war - er würde wüste russische Flüche ausstoßen, aber einstweilen kümmerte sie das absolut nicht. Sie hatten eine Mission, deren Erfüllung wichtiger war als das Prestige und der Ruf, den Cerberus in der Galaxie genoss und vor allem würde Oleg mit Sicherheit einen anderen Soldaten finden, der Andersons Job erledigen konnte. So bahnte sich ein entschlossenes Lächeln auf Natalees Züge ehe sie sich von ihrem Platz erhob und mit einer Hand das lange, schwarze Haar über die  Schulter zurück schob. Sie würden Saren finden und sie würden ihn stoppen - sie würden verhindern, dass die Reaper einen Weg in diese Galaxie fanden, selbst wenn sie sich dadurch lediglich Zeit erkauften, die sie brauchten, um endlich eine Lösung für das Problem zu finden.
"Das, was ich mir an Bord hole, Captain, ist ein erfahrener Soldat, der durch Cerberus vielleicht ein wenig Staub angesetzt hat. Das, was ich mir an Bord hole, ist ein Mann, der die alten Ideale der Allianz noch immer kennt und der nicht fanatisch an Cerberus glaubt und jeden Befehl befolgt, der ihm gegeben wird. Das, was ich mir an Bord hole, ist ein Mann, von dem ich weiß, dass er selbst denkt und dem ich vertrauen kann. Ein Mann, von dem ich glaube, dass er das Richtige tut. Sie haben es bereits gesagt - Sie gehören nicht hinter einen Schreibtisch und wenn ich Saren stoppe, dann will ich Sie an meiner Seite haben - deswegen habe ich Sie darum gebeten, mich zu begleiten", ließ sie den Soldaten wissen und nickte ihm noch einmal zu. Sie hatte die Überraschung in seinen Augen gesehen, hatte seinen Unglauben gespürt und im Stillen darüber gelächelt. Sie würde ihn hier nicht hinter einem Schreibtisch versauern lassen bis man ihn letzten Endes pensionierte und vollends auf das Abstellgleis schob, damit auch der Letzte, der den Mut hatte, etwas gegen Cerberus zu sagen, endlich schwieg. Damit auch die letzte Stimme des Mutes endlich verstummte.
Mit einigen wenigen Schritten trat sie hinüber zu Nathan, sah bittend zu ihm hinauf und streckte ihre Finger aus, nur um die ihren darum zu schlingen. Er hatte Recht, das wusste sie, aber es war nicht das, was sie hören wollte. Sie wollte nicht wieder von einer alles beherrschenden Macht gestoppt werden, nur um letztendlich vor den Scherben ihres Gehorsams stehen zu müssen. Das letzte Mal, als sie diesen Fehler gemacht hatte, hatte es sie ihr Schiff und sechshundert Menschen gekostet, deren Namen sie noch immer allesamt aufzählen konnte. "Ich kann mit meinem Vater reden, sobald wir bei Zimmermann waren, Nate. Wir haben im Augenblick keine Zeit für lange Gespräche, das weißt du, aber bitte ... vertrau mir", bat sie ihn leise und drückte behutsam seine Hand ehe sich ein weicheres Lächeln auf ihre Züge stahl. "Sie haben gesagt, ich soll mir meine eigene Crew zusammen suchen, mit denen ich arbeiten kann. Sie haben mir so viele Leute einfach hingeschickt - sie werden es überleben, wenn ich hier meine eigene Wahl treffe."

Nate erwiderte den sanften, wenngleich auch bestimmten Griff ihrer Finger und küsste sie auf die Stirn, ehe seine Nase an die ihre stupste. "Du hast ja recht. Ich unterstütze dich ja auch, nur..." er hielte inne, schüttelte lachend den Kopf und fuhr sich durch das kurze Haar. Noch immer fühlte es sich seltsam an, als würde etwas wichtiges fehlen.
"Weißt du was? Nein es tut mir nicht leid - klar bin ich deiner Meinung. Aber ganz im Ernst, wenn ich dir nicht vorhalte was Cerberus tun wird, tut das keiner. Irgendwer muss dir ja ein bisschen Wind aus den Segeln nehmen bevor du mitsamt deinem Schiff auf dem Strand hockst" erklärte er im Flüsterton, wenngleich das Grinsen, welches sich auf sein Gesicht stahl seine schneidenden Worte stumpf werden ließ. "Ich liebe dich" seufzte er schließlich, als würde das im Kontext einen absoluten Sinn ergeben und die Diskussion bündig abschließen. "Also gut, wann ziehen wir los? Soll ich noch irgendwen anpingen? Grumpy, Terminator oder Vorcha-Futter?"